0243 - Die Schädelkette
nach.
Meinen Augen wollte ich nicht trauen, denn die Gestalt, die sich da näherte, war eine Ausgeburt der Hölle.
Eine Mischung aus Mensch und Tieren!
Wir sahen einen Hyänenschädel, dann eine Schlange als rechten und eine Löwenpranke als linken Arm.
Seine Beine waren normal.
Er trug zudem noch einen weißen Anzug, was die ganze Sache noch irrer und verrückter machte.
Wir waren viel gewohnt, ich hatte auch in anderen Dimensionen schon schreckliche Gestalten gesehen, aber dieser Anblick verschlug uns den Atem.
Als ich mich mit dem Aussehen der Gestalt so einigermaßen abgefunden hatte, konnte ich mich auf das konzentrieren, was um seinen Hals hing und grünlich leuchtete.
Die Kette aus Schädeln!
Ich wollte es kaum glauben, sah in den sonst leeren Augenhöhlen der Schädel das grünliche Funkeln der Diamanten und wußte plötzlich Bescheid.
Vor uns mußte der Milliardär Peter van Dyck stehen — der große Held.
Der Mann, der die Luftpiraten überwältigt hatte. Doch wie hatte er sich verändert! Die Magie, die er zu beherrschen geglaubt hatte, war für ihn zum Fluch geworden.
Ich schluckte und schüttelte gleichzeitig den Kopf. Auch die Worte des Eisernen Engels fielen mir wieder ein. Er hatte von den Schädeln gesprochen, den Überresten der Zauberpriester, die den Großen Alten gedient hatten, und jetzt sah ich sie mit eigenen Augen vor mir.
Dem Milliardär war es gelungen, sich aus den Totenschädeln eine Kette herzustellen.
Meine Hände wurden feucht, weil sich auf den Innenflächen der Schweiß sammelte. Dieses Wesen war unser Feind, ein Todfeind sogar, und wir hätten sicherlich nicht gezögert, ihn anzugreifen, wenn da das Mädchen nicht gewesen wäre, das sich zwischen den Zähnen des Löwen befand.
Noch befand sich der mutierte Mensch so weit von uns entfernt, daß Suko und ich uns verständigen konnten. Der Mann hörte nichts, wenn wir uns unterhielten, deshalb flüsterte ich meinem Partner zu: »Wenn alles nichts hilft, nimm deinen Stab!«
»Klar«, gab Suko ebenso leise zurück.
Das Wesen kam näher. Ob es sprechen konnte, wußten wir nicht, bisher jedenfalls hatte es noch keinen Laut von sich gegeben. Die Schnauze des Schakals stand offen. Geifer tropfte daraus hervor, und als er unseren Wagen erreicht hatte, da ging er plötzlich schneller.
Er kam dicht an mich heran.
Ich sah die Schlange, wie sie aus dem Ärmel schnellte und ihr Maul geöffnet hatte. Eine gespaltene Zunge huschte daraus hervor, ich schwenkte meinen rechten Arm, zielte auf die Gestalt, als sie stehenblieb und mich anstarrte.
Erst bei meinem letzten Fall hatte ich in Raubtieraugen geschaut. Da waren es jedoch die Augen eines Werwolfs gewesen. [4]
Hier schaute ich in das Gesicht einer Hyäne.
Und wir hörten seine Stimme.
Das Sprechen fiel ihm sehr schwer; die Laute, die aus dem Maul drangen, waren eine Mischung aus Redeversuchen und einem gespenstischen Heulen.
Uns rann eine Gänsehaut über den Rücken, als wir dies vernahmen, und wir mußten uns sehr konzentrieren, um überhaupt etwas verstehen zu können.
Ich versuchte, das Konglomerat aus Urlauten und Wortfetzen ein wenig in die Reihe zu bekommen. Er warnte uns. Eiskalt erklärte er, daß er uns töten wollte, wenn wir die Frau an uns nähmen.
»Und was willst du?« fragte ich ihn.
»Sie gehört mir!«
Ich gestattete mir ein Zucken der Mundwinkel. »Willst du die Frau töten?«
Mit einer Antwort hatte ich nicht gerechnet, und ich bekam auch keine.
Er ging an uns vorbei.
Es war gespenstisch, wie wir dastanden und einfach nichts tun konnten, weil er und die Löwen die Trümpfe fest in ihren Händen hielten. Ich mußte immer wieder auf die Schädelkette starren. Sie faszinierte mich, dieser Milliardär hatte da wirklich etwas geschaffen, was vielleicht einmalig war, und wenn ich mir vorstellte, wie alt die Schädel waren, dann konnte es mir schon kalt den Rücken hinablaufen.
Sie war magisch aufgeladen.
Das spürte ich, als das Wesen an mir vorbeischritt. Das Blut stieg mir in den Kopf, und die Härchen auf meinen Armen richteten sich auf.
Ich mußte die Schädelkette bekommen und sie zerstören.
Letzteres war noch wichtiger, denn nicht umsonst hatte mich der Eiserne Engel davor so intensiv gewarnt.
Wir blieben hinter ihm.
Er wandte uns sorglos den Rücken zu. Er wußte, daß wir nichts unternehmen würden, denn in seinen Händen befand sich das Mädchen.
Ein Wink von ihm genügte, und der Löwe würde die Frau vor unseren Augen
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