0243 - Die Schädelkette
zerreißen.
Das mußten wir verhindern!
Sukos rechte Hand bewegte sich auf den Jackettausschnitt zu. Ich wußte, was mein Partner vorhatte. Die Waffe hatte er in die Linke gewechselt, sie war im Moment nicht wichtig. Der Stab des Buddha zählte jetzt mehr.
Uns war klar, daß van Dyck Katze und Maus spielen wollte. Er dachte bestimmt nicht daran, uns laufenzulassen, wenn alles vorbei war. Nein, er würde nur Tote auf seinem Weg hinterlassen, diese Wesen kannten keine menschlichen Gefühle.
Es machte ihm nichts aus, auf die Löwen zuzugehen. Im Gegenteil, diese Tiere gehorchten ihm. Die Löwin wich sogar vor ihm zurück. Sie schuf Platz für den Mann, der Sie beherrschte, aber sie ließ uns nicht aus den Augen.
»Ich warte, bis er die Frau an sich genommen hat«, wisperte Suko mir zu.
»Okay…«
Jetzt hatte das mutierte Wesen den Löwen erreicht. Dicht vor ihm blieb er stehen und streckte die Arme aus. Schon berührten seine Hände die Frau, und das Tier öffnete sein Maul so weit, das die Frau herausfallen konnte.
Van Dyck nahm sie an sich.
Wie ein Kind trug er sie auf beiden Armen. Er hatte seinen Schädel gesenkt und schaute auf ihren Körper. Hohe, für uns unheimlich klingende Laute drangen aus seinem Maul.
Für uns hatte er keinen Blick mehr, denn er drehte sich nach rechts und ging davon.
Suko hatte den Stab gezogen.
Im gleichen Augenblick bekamen die beiden Löwen von dem Monstrum den Befehl zum Angriff.
Und wieder einmal erlebten wir, wie schnell diese Raubkatzen der Steppe sein konnten.
Sie stießen sich vom Boden ab, beide Körper zielten auf uns. Mich hatte die Löwin als Opfer ausgesucht. Suko sollte eine Beute des männlichen Tieres werden.
Da schrie ich das Wort.
»Topar!«
***
Auf einmal stand die Zeit still.
Nicht nur die Zeit, auch die Bewegungen der Personen oder Wesen, die den Ruf mitbekommen hatten, stockten.
Niemand rührte sich mehr.
Weder die Löwen, das mutierte Monstrum, noch sein Opfer oder ich.
Fünf Sekunden hatte Suko.
Diese Zeit mußte ihm reichen, um seinen Partner und sich vor den Löwen in Sicherheit zu bringen.
Suko hatte Muße genug gehabt, sich sein Vorgehen genau zu überlegen. Er hätte auch das Mädchen befreien können, aber in diesen kurzen Augenblicken war es wichtiger, die verbleibenden Sekunden anders zu nutzen.
Er war der einzige, der noch handeln konnte. Wie schon so oft eine fast selbstzerstörerische Aufgabe, aber Suko hatte noch nie gekniffen, auch nicht in diesen Augenblicken.
Zuerst huschte der Inspektor auf mich zu. Das geschah wie ein Blitz. Er packte mich und wuchtete mich in den Bentley. Dann rammte er die Fahrertür zu und mußte noch einmal um den Wagen herum, um ebenfalls einzusteigen.
Die Zeit lief.
Fünf Sekunden konnten furchtbar schnell vorübergehen. Und keinen Herzschlag länger blieb die Zeit stehen.
Da war die Zeit vorbei.
Suko befand sich noch nicht im Wagen. Zwar hatte er die Tür erfaßt, aber der Löwe, zuvor mitten im Sprung unterbrochen, führte ihn jetzt fort.
Er wuchs gewaltig vor dem Chinesen auf. Riesengroß kam Suko das Tier vor, und der Inspektor fiel förmlich zusammen, bevor er sich nach rechts in den Wagen warf.
Der Löwe verfehlte ihn.
Er erreichte den Bentley in dem Augenblick, als Suko die Tür zuhämmerte.
Der Löwe war nicht mehr zu bremsen. Den Menschen verfehlte er, den Wagen streifte er.
Der Außenspiegel brach ab, der Löwe prallte zu Boden, und sein gewaltiger Körper verschwand.
Auch ich kam wieder zu mir. Momentan herrschte ein Durcheinander auf den beiden Vordersitzen. Es gelang mir nur mühsam, mich aufzurichten.
Suko und ich gerieten uns gegenseitig ins Gehege, und ich sah auch die Löwin, die mich aufs Korn genommen hatte.
Sie lief aufgeregt um den Wagen herum, hatte das Maul weit aufgerissen und fauchte fürchterlich. Wenn man in ihren Rachen schaute, konnte man Angst bekommen.
»Das Mädchen, John!«
Trotz der Gefahr, in der wir uns selbst befanden, dachte ich daran. Der ehemalige Milliardär van Dyck hatte es mitgenommen. Was er mit der Frau vorhatte, wußte ich nicht. Vielleicht wollte er sie töten, unter Umständen auch nur für sich behalten, es war jedenfalls schwer, darauf eine Antwort zu finden.
Wie sie auch ausfiel, uns war klar, daß wir die Stewardeß retten mußten.
Natürlich hatte die Magie des Stabes auch bei dem Monstrum gewirkt.
Es war für die Zeitspanne von fünf Sekunden stehengeblieben, jetzt allerdings rannte es tiefer in den Wald hinein, und wir hatten
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