0244 - Der Seelen-Vampir
sie noch gut schützte. Durch ein Versehen war Lady X ebenfalls zum Vampir geworden und stand nun auf der gleichen Stufe wie Vampiro-del-mar. Und sie hatte die Führung der Mordliga an sich gerissen.
So wie Lupina von einem Imperium der Werwölfe träumte, dachte Lady X an eine Allianz der Vampire. Bevor es soweit war, mußte sie noch Gegner aus dem Weg räumen, die ihr gefährlich werden konnten. Nicht nur John Sinclair, der Geisterjäger, gehörte dazu, es existierten auch andere auf der Welt, die Jagd auf sie machen würden und die Waffen besaßen, die man zerstören mußte.
Einer dieser Männer lebte in Rumänien.
Marek hieß er.
Man nannte ihn auch Marek, den Pfähler!
Dieser Name sagte eigentlich genug. Marek, der Pfähler, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Blutsauger zu jagen, wo er konnte. Er war schon ein älterer Mann, aber sein Erbe vergaß er nicht. Über die Jahrhunderte hatte seine Familie zu den Vampirjägern gehört, und der Eichenpflock, mit dem er die Blutsauger töten wollte, war uralt.
Er hatte ihn vererbt bekommen, ein Marek gab diesen Stab immer weiter. Seinen ältesten Sohn weihte er jeweils kurz vor seinem Tod in die Geheimnisse der Vampirjagd ein, und so war über die Jahrhunderte hinweg der Name Marek zu einer Gefahr für die Blutsauger geworden.
Das wußte auch Lady X, und sie hatte sich vorgenommen, diesen Namen auszulöschen.
Dies allerdings war nicht so einfach. Sie mußte erst Erkundigungen einziehen. Natürlich wußte John Sinclair über Marek Bescheid, ihn aber hätte sie nie fragen können, deshalb hatte sie sich an einen Helfer gewandt, der auf den Namen Tarrasco hörte.
Er stammte aus Rumänien und war vor langer, langer Zeit aus diesem Land geflohen, als es Marek fast gelungen wäre, ihn zu vernichten. Mit einem Kutter und versteckt in einem Laderaum war er nach England gelangt, wo ihn keiner kannte und er seinen schaurigen Trieb weiterhin stillen konnte.
Blut wollte er nicht.
Er war eben der Seelensauger und schöpfte aus ihnen die Kraft, die er benötigte, um weiterhin existieren zu können. Es war zu einer Begegnung zwischen Lady X und ihm gekommen. Gut war auch, daß Vampiro-del-mar von Tarrasco wußte, so hatte er für Lady X sprechen können.
Von Tarrasco hatte die ehemalige Terroristin erfahren, wo sie Marek, den Pfähler, finden konnte. Ansonsten verband die beiden schwarzmagischen Wesen nichts mehr.
Nur einen Gefallen hatte Lady X dem Seelensauger noch erweisen müssen. Sie sollte die Leichen mitnehmen, um sie irgendwo dem tiefen Meer zu übergeben.
Särge befanden sich immer an Bord eines Schiffes, auf dem sich Vampire aufhielten. So gab es keine Schwierigkeiten, die Toten auch unterzubringen.
Die Scott schaute auf die Uhr.
Sie verglich die Zeit mit dem Kurs, den sie eingeschlagen hatte, rechnete nach und nickte zufrieden.
Ja, das war zu schaffen. Auf hoher See sollten sie von einem Schiff übernommen werden, das sie in Richtung Südosten brachte. Es war alles genau geplant. Verantwortlich dafür zeichnete sich unter anderem Logan Costello, ein Mafiaboß, der sich auch der heimliche Herrscher von London nannte.
Es gab nichts, wo seine schmutzigen Finger nicht drinsteckten.
Und so war es ihm ein Leichtes, einen Kapitän zu finden, der diese schwarzmagischen Geschöpfe, ohne lange zu fragen, an Bord nahm.
***
Aber wir hatten Erfolg.
Über uns entstand eine Öffnung. Der große Stein, mehr eine herausgeschnittene dicke Platte, wurde in einen Gang geschoben, der uns dunkel und finster entgegen gähnte.
Wir taten noch nichts, blieben erst einmal sitzen und leuchteten in den Gang hinein.
Daß wir das Ende des Stollens nicht sahen, lag an dem Knick, den er machte. Aber wir hörten das Rauschen deutlicher, für uns ein Beweis, daß sich die Öffnung zum Meer hin nicht mehr weit entfernt befinden mußte. Aufrecht konnten wir nicht gehen. Wir mußten schon die Köpfe einziehen.
Diesmal ging ich vor. Geduckt bewegte ich mich über Geröll weiter. Mir fielen Tropfen in den Nacken, da sich an der Decke Feuchtigkeit gesammelt hatte. Das Wasser fand seinen Weg und rann unangenehm kalt meinen Rücken hinab.
Schon bald hatte ich den Knick erreicht, schaute nach vorn, atmete auf und drehte mich zu Suko hin um. »Ich sehe den Ausgang«, erklärte ich.
Das war zwar ein wenig übertrieben, im Prinzip stimmte es jedoch. Vor mir sah ich einen helleren Fleck, durch den sich allerdings einige dunkle Schatten zogen.
Es waren Zweige eines sperrigen Busches, der den
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