0244 - Stahlschmuck für den Massenmörder
den zweiten Platz von links inne. Er saß eingequetscht zwischen einem vielleicht sechzigjährigen Mann, der aus einer fürchterlich stinkenden Pfeife rauchte, und einem elegant gekleideten Südländer in mittleren Jahren. Beide hatten schon auf der Bank gesessen, als Williams kam.
Die Beine lang von sich gestreckt, die Krawatte gelockert und den Kragen geöffnet, entspannte sich Williams so gut es ging. Sein heller geflochtener Sommerhut lag auf seinen Knien. Nachdem Williams zehn Minuten in der Hitze geschmort hatte, wurde ihm die direkte Bestrahlung der sengenden Sonnenstrahlen zu stark. Er nahm den Hut und stülpte ihn so auf den Kopf, dass ein Teil seiner Stirn verdeckt war und die obere Gesichtshälfte im Schatten der Hutkrempe lag. - Williams hielt die Augen geschlossen. Er saß immerhin so leidlich bequem, dass er - auch wenn er einschlief - nicht von der Bank hätte rutschen können.
Er hatte jetzt etwa zehn Minuten vor sich hingedöst. Er hörte das Gemurmel zweier Teenager, die ebenfalls auf der Bank saßen und sich darüber stritten, ob man in dieser Saison die Fingernägel rot oder blass - rosa lackierte. Die Teenager stritten sämtliche Bereiche der Kosmetik durch, ließen sich lang und breit über Lippenstifte aus, zankten wegen Haarfärbemitteln und dozierten schließlich über die Möglichkeiten, sich die Augenbrauen mit einem Pinsel oder mit einem Stift zu malen.
Die Leute auf der Bank mussten wohl oder übel dem Geschwätz der Teenager zuhören. Der Sechzigjährige mit der übel duftenden Tabakmischung brummte etwas in den Bart, protestierte aber nicht weiter.
Der Büroangestellte Williams hörte den Teenagern nicht uninteressiert zu. Seine Firma war eine Art Großversand für Kosmetik-Artikel, und so war es für ihn immer wichtig, das »Ohr am Munde des Volkes zu haben« - wie er es nannte.
Williams reckte sich etwas, streckte sich, zuckte dann leicht zusammen.
Nach weiteren drei Minuten schien er eingeschlummert zu sein. Seine Haltung wurde schlaffer, sein Kopf sank zur Seite, und es hätte nicht viel gefehlt, so wäre sein Kopf dem alten Mann mit der Pfeife an die Schulter gesunken. Dieser brummte etwas und rückte ab, so weit es ging. Als er nicht von der Bank gefallen war, an deren Ende er saß, stupste er Williams vorsichtig an.
Ohne Erfolg. Williams schien so tief zu schlafen, dass er jetzt langsam von der Bank rutschte.
»He, Sir. Sie können hier nicht pennen. Sie fallen ja von der Bank. Mann, wachen Sie auf.«
Der Alte fasste Williams an der Schulter und rüttelte ihn sanft. Er redete dabei weiter und verstärkte sein Rütteln. Es dauerte einige Zeit, bis der Alte merkte, dass er sich mit einem Toten beschäftigte.
***
Der Mord an dem Geschworenen Jasper Williams war ein Alarmsignal für das FBI. Ein Rätselraten setzte ein. Wer war der Mörder? Chuk Finegan, der Gewährsmann, auf dessen Konto aller Wahrscheinlichkeit nach der Überfall auf Mitch Wayne kam?
Die Mordkommission der Stadtpolizei hatte anfangs nicht feststellen können, woran der Geschworene auf der Bank vor der Grünanlage so plötzlich verstorben war. Dann aber stellte der Doc eine winzige Stichwunde an der linken Halsseite von Williams fest.
Auf diesem Weg war eine gehörige Portion Curare in den Körper des Ermordeten gedrungen. Am helllichten Tage, umgeben von sonnehungrigen New Yorkern, im Herzen der Millionenstadt, hatte ein Satan wieder ein Opfer gefunden.
Niemand hätte etwas über das Motiv sagen können - außer mir.
Aber ich hatte lediglich einen vagen Verdacht, den ich durch keinerlei Beweise stützen konnte. Ich hatte nur eine Vermutung, die auf sehr schwachen Beinen stand. Also hütete ich mich, den Mund aufzutun. Nur meinem Kollegen Phil sagte ich Bescheid. Als ich geendet hatte, sah mich Phil mit einem mitleidigen Blick an.
»Sind deine Folgerungen nicht etwas sehr kühn?«
»Vielleicht. Aber bedenke: Wer kommt für diesen neuerlichen Geschworenenmord infrage? Pestanazo? Nein, denn der ist tot. Flasher? Nein, denn der ist dingfest gemacht und hat auch niemals ein Interesse an dem Tode von Geschworenen gezeigt. Wer bleibt also noch, an dessen Spuren wir uns heften könnenf Da ist einmal dieser geheimnisvolle Conrad Chase, der angeblich Jagd auf Pestanazo machte. Warum sollte Chase die Racheakte von seinem Gegner fortsetzen? Ich meine, er hat keinerlei Anlass dazu.«
»Bleiben also zwei Personen im Mittelpunkt des Interesses«, sagte Phil.
»Vielleicht auch drei«, gab ich zu bedenken.
»Mit
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