0245 - Verdammt und begraben
nicht. Der sieht anders aus, das weiß ich, weil ich Bilder von ihm gesehen habe. Sie hängen in einem Museum.«
»Und wer hat es hier getan?« fragte der Bürgermeister.
Suko gab die Antwort. »Außer von Leppe gibt es noch mehrere Vampire. Unter anderem eine Frau und ein blutsaugendes Monstrum namens Vampiro-del-mar. Diese Frau und ihr Monstrum sind auf dem Weg nach Rumänien, das wissen wir. Und sie haben sich den Ort. Petrila als Ziel ausgesucht. Aber nicht nur das. Der Name Marek fiel ebenfalls. Die Frau, auch Lady X genannt, wird versuchen, hier in Rumänien einen Stützpunkt zu errichten, und es ist durchaus möglich, daß sie sich mit dem untoten Baron von Leppe in Verbindung setzt.«
»Aber Beweise haben Sie nicht?« fragte mich der Bürgermeister.
»Nein, leider.«
»Kann es auch anders sein?«
»Natürlich. Nur müssen wir beide Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
Wir hatten vorgehabt, ins Haus zu gehen, doch nun standen wir draußen und blieben auch hier. Der Bürgermeister wandte sich ab, weil er sich um den toten Köhler kümmern wollte. Marek hatte den Wagen nicht abgeschlossen. Mirca öffnete die Tür und schaute hinein. »Er ist wirklich tot«, rief er mit zitternder Stimme.
»Ich sagte es doch«, murmelte Marek.
Suko hob die Schultern und ging auf und ab. Er schien schwere Gedanken zu wälzen. Nach einer Weile meinte er: »Am besten wäre es, wenn wir uns den Baron vornähmen. Wo können wir ihn finden, Frantisek?«
»Das weiß ich nicht.«
»Es muß doch eine Burg oder irgend etwas gegeben haben.«
»Sicher. Das Schloß der von Leppes existiert auch noch. Sogar der alte Privatfriedhof.«
»Und wo?«
»In den Bergen«, erklärte Marek meinem Freund und Kollegen.
»Da können wir ihn finden, aber der Weg ist weit. Mit dem Auto kommen wir da nicht hin. Die Wege sind sehr schmal. Wenn wir zu Fuß gehen, würde es sehr lange dauern.«
»Wir können fliegen«, sagte ich.
»Und wo kriegen wir ein Flugzeug her? Außerdem kann es am Schloß nicht landen.«
»Und ein Hubschrauber?« fragte ich.
»Das ginge, wenn wir einen hätten.«
»Wir haben ihn«, erklärte ich. »Nur wird uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen.«
»Das müßten wir eben riskieren«, meinte Suko. »Sonst sehe ich keine Chance. In Anbetracht dessen, was auf dem Spiel steht, sollte jeder von uns über seinen eigenen Schatten springen. Vor allen Dingen auch Jarek, der Pilot.«
»Das sage ihm mal.«
»Werde ich auch. Zudem wird er die Gegend hier sicherlich kennen, sonst hätte man ihn uns nicht mitgegeben.«
Das Argument war nicht von der Hand zu weisen. Ich beschloß, mit Jarek ein ernstes Wort zu reden. Suko bot sich an, ihn zu suchen, während Marek und ich zum Haus gingen.
Er führte mich sofort zu seiner toten Frau.
Nein, sie war nicht vergangen, sondern lag starr und mit einem friedlichen Gesichtsausdruck auf dem alten Sofa.
»So hat sie immer ausgesehen, wenn sie schlief«, flüsterte Frantisek Marek.
Ich nickte. Der Pfähler hatte seiner Frau die Hände auf dem Leib gefaltet. Wie zu einem letzten Gebet. Die starren Finger schienen aneinandergeleimt zu sein.
Ich sagte Marek noch einmal, wie leid es mir tat. Er schüttelte den Kopf. »John, ich hätte nicht anders gehandelt, wirklich. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn ich meiner Marie in dieser Situation gegenübergestanden hätte.«
»Und was hättest du getan?«
Marek überlegte eine Weile. Schließlich hob er die Schultern. »Ich glaube, John, ich hätte sie gepfählt. Ja, gepfählt, denn die Mareks pfählen Vampire. Ich hoffe, daß du die Dinge jetzt aus einer anderen Sicht siehst.«
»Danke, daß du mir nichts mehr nachträgst. Ich sah wirklich keine andere Möglichkeit.«
»Jetzt laß uns Marie mal für eine Weile vergessen«, sagte er mit leiser Stimme. »Weshalb genau seid ihr hergekommen, und wer ist diese geheimnisvolle Lady X?«
Ich erzählte es ihm und berichtete von der gefährlichen Mordliga, wobei Marek sich wieder an den Brief erinnerte, den ich ihm einmal geschrieben hatte.
»Dann gibt es sie immer noch?«
»Und wie«, erwiderte ich. »Die Mordliga wird auch nicht aufgeben, verlaß dich drauf.«
»Weißt du genau, daß sich Lady X hier aufhält?«
»Nein, Frantisek, das weiß ich nicht. Aber alle Anzeichen deuten darauf hin. Meiner Ansicht nach zeigte sich Lady X auch für die schreckliche Tat an deiner Frau verantwortlich.«
»Du hast doch von einem Monstrum gesprochen.«
»Vampiro-del-mar!« Ich lachte auf.
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