0245 - Verdammt und begraben
tiefer und drehte Kreise. Sogar einen Suchscheinwerfer schaltete er ein. Ein breiter, heller Strahl stach in die Tiefe. Auf den Boden malte er einen großen Kreis. Das bewies uns, daß der Nebel doch nicht so dicht war wie in Petrila.
»Da könnten wir doch landen«, sagte ich.
»Erst mal sehen.« Die Stimme unseres Piloten klang gepreßt. Er stand jetzt unter voller Konzentration. Für einen Moment bewegte sich die Maschine nicht, sie stand in der Luft, dann drückte sie Jarek langsam nach unten.
Sehr vorsichtig und behutsam ging er dabei zu Werke. Er wollte keinen Fehler machen und durfte sich auch keinen leisten, denn das hätte unser Ende bedeutet.
Wir sackten langsam in die Tiefe. Dann verschluckte uns der Nebel, und die Rotorblätter – verglichen mit einem gewaltigen Quirl – wirbelten den Dunst durcheinander.
Ich schaute auf den breiten Lichtstrahl. Der Kreis vergrößerte sich, je tiefer wir flogen. Unter uns lag das alte Schloß, wir flogen zur Vorderseite.
Keiner sprach. Wir ließen den Piloten in Ruhe und zuckten nur zusammen, als die Kufen Bodenkontakt bekamen. Noch ein letzter Schub, und wir standen.
Das große Aufatmen begann. Zu beiden Seiten der Maschine quirlte der Nebel. Die Rotorblätter fielen zusammen, kurz nachdem Jarek den Motor ausgestellt hatte.
»Da wären wir«, sagte er und schnallte sich los, wobei er tief ausatmete.
Suko und ich klatschten in die Hände. »Das war eine Meisterleistung«, lobte ich.
»Halb so schlimm. Wir hatten einfach Glück, das ist alles. Wäre der Nebel dichter gewesen, hätte es schlimm ausgehen können, das kann ich Ihnen sagen.«
Wir glaubten es ihm.
Jarek verließ als erster die Maschine. Es folgte der Pfähler, dann kletterten Suko und ich hinaus.
Ja, hier war es kälter als in Petrila. Ich wunderte mich, daß es noch nicht schneite, an einigen Stellen jedoch sahen wir es weiß schimmern. Restschnee vergangener Tage.
Rechts von uns lag der Wald. Die Bäume standen dicht an dicht.
Sie schienen sich mit ihrem Wurzelwerk an dem Abhang festgekrallt zu haben und trotzten so den Stürmen, die oft in diesen Bergen tobten.
Gegenüber lagen die Mauern.
Sie waren in der Tat gewaltig. Riesige Steine hatte man aufeinandergesetzt. Die Burg mußte sehr alt sein, denn ich erkannte die typisch eckige, romanische Bauweise. Auf eine Burgmauer hatte man verzichten können. Wir sahen auch keine Rundbogenfenster, sondern in die Höhe gezogene Vierecke.
Über allem wallte der Nebel.
Wie mit langen Geisterfingern kroch er an der Außenmauer in die Höhe. Der Stein glänzte feucht. Efeu und wilder Wein rankte an ihm hoch. Die Pflanzen klammerten sich an dem Mauerwerk so hart fest, als wollten sie es stützen.
Viel war von der Burg nicht zu erkennen. Bereits die Hälfte der Fenster verschwamm im Nebel.
Aus einem löste sich ein schmaler Schatten. Krächzend flog der Rabe über unsere Köpfe hinweg und verschwand talabwärts.
Es war still geworden. Nur die Lederkleidung des Piloten scheuerte, wenn der Mann sich bewegte.
»Jetzt brauchen wir noch den Friedhof«, sagte ich und schaute Marek dabei an.
Der Pfähler nickte. »Kommt mit.«
»Und ich?« rief Jarek. »Soll ich wieder am Hubschrauber bleiben?«
»Es wäre das beste«, murmelte ich und wurde gleichzeitig nachdenklich. Wenn Lady X und Vampiro-del-mar auftauchten, dann war der Pilot für sie eine ideale Beute. Unbewacht konnten wir den Hubschrauber auch nicht lassen, deshalb gab ich ihm meine Beretta und riet ihm, in der Maschine zu warten.
»Und warum dort?«
»Weil sie da ziemlich sicher sind und sofort starten können, falls Gefahr im Anmarsch ist.«
»Richtig, aber was machen Sie dann?«
»Wir wissen uns schon zu helfen.«
»Und was soll ich mit der Pistole?«
»Ich habe sie mit geweihten Silberkugeln geladen. Sie können sie gegen Vampire einsetzen.«
Jarek grinste. »Das lobe ich mir. Wenn ich welche sehe, werde ich schießen.« Er grinste.
»Das müssen Sie sogar«, sagte ich. »Eine Uhrzeit können Sie nicht angeben?« fragte Jarek.
»Nein, aber wir werden uns beeilen.« Er lachte. »Dann pfählen Sie wohl, Sinclair!« rief er uns nach, als wir gingen.
Ich drehte mich noch mal um. »Sie sollten das nicht als Spaß auffassen, Jarek. Es ist keiner. Wirklich nicht…«
***
Der Friedhof hatte so seine Tücken.
Nicht daß Grabsteine im Weg standen, dies nahm man bei einem Friedhof hin, aber er war am Hang angelegt worden und man hatte, um Platz zu schaffen, damals Bäume gerodet.
Die
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