0246 - Der Spielhöllen-Dämon
las die Formel ab und erinnerte sich.
Ja, es war ein alter Zauberspruch aus dem vorletzten Jahrhundert. Er wurde von Hexen verwendet, die den Teufel damit anriefen. Und diesen Spruch hatte er noch mit einem Zitat aus einem alten Totenbuch zusammengebracht.
Das ergab diese Konstellation.
Das Totenbuch sollte von einer frühchristlichen Sekte abstammen. Es waren auch nur Fragmente aus Worten und Buchstaben übriggeblieben und aufgeschrieben worden. Eddy hatte ihnen kaum eine Bedeutung beigemessen. Ein Irrtum, wie er jetzt feststellte.
Noch wollte er sich nicht überzeugen lassen und suchte nach einer technischen Erklärung für das Auftauchen des roten Scheins.
Er fand keine. Ihm war unbegreiflich, wie es zu diesem Phänomen gekommen war.
Jetzt mußte er genau achtgeben und durfte keinesfalls etwas verkehrt machen.
Er ließ die Information auf dem Schirm und kramte in seinen Papieren nach.
Innerhalb kürzester Zeit hatte er sie gefunden, aber die Formel aus dem Totenbuch ging noch weiter. Es waren nur zwei Begriffe, aber auch die hatte er eingetippt.
Eddy setzte alles auf eine Karte und rief die Daten ab. Einen winzigen Moment mußte er sich gedulden. Er starrte auf den Schirm. Sein Mund war ein wenig geöffnet. Zwischen den Lippen sprühten Speichelbläschen. Die Faszination des Augenblicks hielt ihn umfangen. Würde es klappen?
Da erschien die Information. Die Buchstaben vervollständigten die Reihe, schlossen sie, und es kam zu der gewünschten Reaktion.
Plötzlich geisterte ein hohes Summen durch den Raum. Das Licht verlöschte, sprang wieder an, flackerte, und der junge Mann sprang von seinem Stuhl hoch. Zum ersten Mal bekam er so etwas wie Furcht. Er hatte sich vielleicht doch übernommen, denn nun wurden Kräfte frei, die er nicht mehr kontrollieren konnte. Selbst der Computer schien zu ächzen und zu stöhnen. Er vibrierte, was er zuvor noch nie getan hatte. In seinem Innern schienen gewaltige Kräfte zu toben, die es darauf angelegt hatten, den Apparat zu zerstören.
Am verrücktesten spielte der Bildschirm. Dort entstand ein regelrechter Salat aus Buchstaben und Zahlenkombinationen. Alles wurde zu einem Chaos, verschwand, kehrte zurück und begann zu kreisen.
Die Informationen gerieten in einen Strudel. Wie ein Rad wurden sie herumgeschleudert. Schwarze Magie bemächtigte sich der Technik. Sie spielte mit ihr und zwang ihr den Willen eines schrecklichen Zaubers auf.
Eddy war fasziniert. Er konnte seinen Blick von dem Bildschirm nicht mehr losreißen. In seinen Augen stand ein nahezu unheimlicher Glanz. Die Hände zuckten, das Gesicht war gerötet, sein Blut floß viel schneller durch die Adern, und als die Schrift auf einmal verschwand, da verlöschte auch das Licht. Es wurde dunkel.
Nichts brannte mehr. Auch das leise Summen der Klimaanlage war unterbrochen. Nur noch der Bildschirm lebte. Und dies ohne Energie. Auf ihm erschien plötzlich ein Bild. Allerdings im Rastermuster der Computersprache, außerdem stilisiert dargestellt.
Dennoch gab es keinen Zweifel. Das Gesicht gehörte dem Teufel!
***
Er war da, er war gekommen. Eddy Blyton hatte es tatsächlich geschafft. Vom Monitor her leuchtete ihm das Gesicht des Satans entgegen. Und zwar in der Form, wie es in den alten Überlieferungen und Geschichten immer gezeigt wird.
Als ein dreieckiges, am Kinn spitz zulaufendes Gesicht, das entfernt Ähnlichkeit mit dem eines Ziegenbocks aufwies.
Die Satansfratze!
Eddy konnte sich kaum rühren. In seinem Innern tobten die Gefühle. Er glaubte, sein Blut wäre Meerwasser in einem Sturm. Sein Spiel mit dem Computer hatte endlich den erhofften Erfolg gezeigt.
Der Satan war da.
Er hatte sich ihm gezeigt, ihm, einem Jungen von 16 Jahren, der von den meisten seiner Schulkollegen verlacht, verhöhnt und verspottet wurde.
Das sollte sich ändern. Denn Eddy wußte aus seinen Schriften, daß demjenigen, der den Teufel beschworen hatte, der Satan auch gehorchte. So stand es geschrieben.
Eddy war von dem stilisierten Anblick so fasziniert, daß er kein Wort hervorbringen konnte, sondern nur auf den kleinen Monitor starrte. Das Gesicht des Teufels füllte den Bildschirm aus. Es glühte in einer dunkelroten Farbe und zitterte leicht an den Rändern.
Der Junge staunte. Seine Hände öffneten und schlossen sich. Er traute sich kaum, näher an den Bildschirm heranzutreten, aus Angst, daß ihn die Ereignisse überrollten.
Und dann hörte er die Stimme.
Zuerst war nur ein Röcheln zu vernehmen, danach stieß
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