Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

Titel: 0246 - Im Räderwerk der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Räderwerk der Unterwelt
Vom Netzwerk:
womöglich gerade noch gesprochen hatte. Nein, das war ausgeschlossen, das musste ausgeschlossen sein.
    Und dennoch war das Misstrauen erwacht.
    Joe spuckte aus. Verdammt noch mal, er konnte nicht gerade sagen, dass er Ralph Steven besonders in sein Herz geschlossen hatte. Bei Steven war das sowieso ein Ding der Unmöglichkeit.
    Als er vor drei oder vier Jahren in die Gegend gekommen war, um den Job anzutreten, den ihm das Verteidigungsministerium geboten hatte, war er genauso unvoreingenommen aufgenommen worden wie alle anderen auch, die aus dem gleichen Grund gekommen waren. Aber Steven hatte es allen schwer gemacht, Kontakt mit ihm zu finden.
    Er war ein Einzelgänger. Irgendjemand hatte - weiß der Teufel woher -erfahren, dass Ralph Steven im Zweiten Weltkrieg mit einer sehr hohen Tapferkeitsauszeichnung geehrt worden war, mit einer Auszeichnung, die vielleicht ein halbes Dutzend, höchstens ein Dutzend Männer trug. Im Scherz hatte man gelegentlich darauf angespielt, Steven auch wohl spaßeshalber den Helden von Wendover genannt, aber Ralph war nicht einmal in Bierlaune auf solche Anspielungen eingegangen. Es war selten genug vorgekommen, dass er in die Kneipe kam. Wurde dann aber das Gespräch auf seine Vergangenheit, auf den Weltkrieg oder auf Stevens Auszeichnung gebracht, war er in seiner ruhigen, bedächtigen Art aufgestanden, hatte gezahlt und war gegangen. Schatten der Finsternis in seinem Gesicht.
    Joe ging langsam durch die Dunkelheit. Die ganze Gegend hatte tagsüber von FBI-Beamten aus Salt Lake City gewimmelt. Erst abends gegen sechs oder sieben waren sie zurückgefahren. Aber sie würden am nächsten Morgen wiederkommen, vielleicht auch am übernächsten Tag, vielleicht wochenlang. Niemand gab sich der Illusion hin, dass das FBI diese Geschichte eines Tages einschlafen lassen würde, wenn sie nach absehbarer Zeit keinen Erfolg hatten. No, dazu kannte man das FBI zu gut. Die G-men würden nicht aufhören, zu bohren und zu forschen, zu fragen und herumzuschnüffeln, bis sie den Mörder kannten und ihn verhaften konnten.
    Immerhin war eines klar: Ralph Steven war von zwei Kugeln getroffen worden, die aus zwei verschiedenen Pistolen stammten. Und gerade das war ja das Rätselhafte an der Geschichte. Hatte ein Mann zwei Waffen gehalten und beidhändig geschossen? So etwas war eine Seltenheit erster Güte. Nicht einmal in den Tagen des blutigen Wilden Westens hatte es viele Leute gegeben, die zweihändig schießen konnten. Heutzutage war es nahezu unvorstellbar.
    Also blieb eigentlich nur die Annahme übrig, dachte Joe, dass es zwei Männer gewesen sein mussten. Und das machte die Sache ja noch rätselhafter.
    Dass jemand einen Menschen hasst wie den leibhaftigen Teufel, dass er ihn - besinnungslos in seinem Hass -deshalb umbringt, das soll ja gelegentlich geschehen. Aber wer hat schon gehört, dass zwei Männer einen Mord planen und ausführen? Wenn es nicht gerade ein Team von bezahlten Berufskillern, von Gangstern der übelsten Art ist, war das beinahe unvorstellbar.
    Man konnte die. Sache drehen und wenden, wie man wollte: Sie war mehr als rätselhaft, sie war mysteriös.
    Joe zog den Rauch seiner würzigen Zigarre tief ein. Mochte es sein, wie es wollte, das FBI würde das Geheimnis schon entschleiern.
    Er bog um die Ecke einer Wohnbaracke, weil er den Weg abkürzen wollte. Joe wohnte in einer Reihe von sechs Fertighäusern, die von der Regierung gekauft und in ihrem Auftrag aufgestellt worden waren.
    Joe zog seinen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Haustür auf. Er tappte im Dunkeln ins Wohnzimmer und drehte den Lichtschalter.
    »Hallo, Conner«, sagte eine männliche Stimme in seinem Rücken.
    Zugleich aber entdeckte Joe auch den Mann, der im Wohnzimmer auf der Couch saß. Er trug eine olivgrüne Mütze, wie sie beim Militär üblich war. Nur hing unter dem vorderen Mützenrand ein Tuch über das Gesicht herab, in dem zwei Löcher Sichtfreiheit für die Augen gewährten. Der Mann trug eine kakifarbene Hose und ein buntes Baumwollhemd mit einer ausgebeulten Tasche auf der linken Brustseite. Seine Hände lagen flach auf den Oberschenkeln, sodass Joe den großen, silbernen Totenkopfring an der linken Hand des Mannes erkennen konnte.
    Nachdem Joe den unheimlichen Besucher auf der Couch mit einem raschen Blick gestreift hatte, wollte er sich umdrehen, um sich den Mann anzusehen, der hinter ihm stehen musste, aber plötzlich spürte er einen harten Druck oberhalb seiner linken

Weitere Kostenlose Bücher