0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
Mensch nur haben kann.«
»Halten Sie es für möglich, dass der Tod gewaltsam, vielleicht durch ein Gift, herbeigeführt wurde?«
»Das ist möglich. Aber wer, zum Teufel, Soll ihn denn vergiftet haben?«
»Vielleicht hat er sich selbst vergiftet«, murmelte Phil. »Vielleicht war es ein anderer. Wir werden das schon noch herausflhden. Jetzt müssen wir erst einmal die Mordkommission verständigen. Wenn Sie wollen, können Sie bis zum Eintreffen der Kommission hierbleiben, Doc. Es wird ein Polizeiarzt dabei sein.«
»Ich bleibe auf jeden Fall. Ich möchte wissen, was mein Kollege dazu zu sagen hat.«
»Okay«, nickte ich, »dann können Sie…«
Wuchtige Schritte kamen ins Wohnzimmer und unterbrachen mich. Rechtsanwalt Rubbers war auf der Bildfläche erschienen. Er hatte eine große und wuchtige Figur. Sein Gesicht war gerötet und die flinken wachsamen Augen huschten blitzschnell von einem zum anderen, bis sie den leblosen Körper auf der Couch entdeckt hatten.
Ich gab Phil einen kurzen Wink. Vielleicht war es ratsam, den Vater jetzt mit der Leiche seines Sohnes und dem Hausarzt vorübergehend allein zu lassen. Auf Zehenspitzen huschten wir hinaus. Ich suchte die Tapetentür in der Holztäfelung der Diele und fand sie auch. Einen Augenblick später standen wir bereits in der großen Wohnküche.
Das Dienstmädchen, ein junges Ding von höchstens siebzehn Jahren, saß auf einer gepolsterten Eckbank und weinte leise vor sich hin. Der Diener machte sich am elektrischen Herd zu schaffen.
»Es ist soweit, Jim«, sagte ich »Ich möchte meine Fragen an den Mann bringen.«
»Ja, Sir. Ich bin bereit. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich nur gern nebenbei um Kaffee kümmern. Wenn Mister Rubbers nach Hause kommt, dauert es gewöhnlich keine fünf Minuten, und er will Kaffee haben.«
»Okay, tun Sie Ihre Pflicht. Wir können uns auch unterhalten, während Sie Kaffee zubereiten. Wie lange sind Sie schon in diesem Haushalt, Jim?«
»Seit fast zwölf Jahren, Sir.«
»Weiß man hier von der Geschichte damals?«
Jim sah mich an. Er verstand, worauf ich anspielte, und schüttelte stumm den Kopf.
»Wissen Sie, ob Mister Rubbers Feinde hatte?«
»Der junge Herr oder Mister Rubbers selbst?«
»Beide.«
»Mister Rubbers hat, glaube ich, viele Feinde. Es liegt sicher an seinem Beruf. Ob der junge Herr Feinde hatte, kann ich nicht sagen. Ich glaube nicht. Der junge Herr war immer und überall sehr beliebt.«
»Wie lange ist er schon bei der Air Force?«
»Ungefähr fünf Jahre, Sir.«
»War es sein eigener Wunsch, Offizier zu werden?«
»Ja, Sir. Anfangs wollte Mister Rubbers nicht einwilligen, aber schließlich gab er nach.«
»Ist Ihnen aufgefallen, dass William Rubbers in den letzten Tagen schlecht aussah? Fühlte er sich krank?«
»Er hat nichts dergleichen geäußert, Sir. Ich möchte eher annehmen, dass er Sorgen hatte. Aber natürlich hat er nicht zum Personal darüber gesprochen.«
»Haben Sie auch keine Vermutung, welcher Art diese Sorgen gewesen sein könnten, Jim? Als Diener hört man doch sicher allerlei, ohne dass es einem direkt gesagt wird.«
»Ich habe den Eindruck, Sir, als ob die Sorgen des jungen Herrn in gewisser Weise mit seinem Besucher zusammenhingen.«
»Mit welchem Besucher?«
»Ein Mann, den ich noch nie vorher hier gesehen habe, Sir. Er kam heute früh gegen neun und verlangte den jungen Herrn zu sprechen. Als ich fragte, wen ich melden dürfe, erwiderte er, ich sollte nur sagen: Der Kamerad wäre da.«
Phil runzelte die Stirn.
»Der Kamerad wäre da?«, wiederholte er verständnislos.
»Ja, Sir«, nickte Jim. »Mir ist diese seltsame Formulierung im Gedächtnis geblieben. Und der junge Herr wusste anscheinend auch sofort, wer gemeint war. Er sagte gleich, allerdings mit finsterer Miene, er lasse bitten.«
»Wie lange ist dieser Besuch geblieben?«
»Ungefähr eine halbe Stunde, Sir.«
»Augenblick!«, rief Phil lebhaft. »Haben Sie während dieser Zeit servieren müssen?«
Jim nickte erstaunt.
»Ja, Sir! Whisky!«
»Wo sind die Gläser?«, fragte ich schnell, denn ich hatte plötzlich begriffen, worauf Phil hinauswollte.
Jim wandte sich an das Mädchen, das aufgehört hatte zu weinen und dafür stumm unserem Gespräch mit dem Diener lauschte. Das Mädchen zeigte auf ein Geschirrbrett neben der Spülmaschine, auf dem benutztes Geschirr stand.
»Lassen Sie die Finger davon, Jim!«, sagte Phil schnell, als er sah, dass der Diener die Gläser anfassen und uns bringen
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