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0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

Titel: 0246 - Im Räderwerk der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Räderwerk der Unterwelt
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ungefähr hatte ich auch noch starken Hunger empfunden, aber darüber war ich jetzt hinweg. Das einzige, was mich noch interessierte, war ein Bett oder irgendeine notdürftige Lagerstatt, die uns der Sheriff vermitteln sollte, damit wir endlich schlafen konnten.
    »Das dauert aber wirklich sonderbar lange«, murmelte Phil nach einiger Zeit. »Die Dame scheint uns für Freunde zu halten, für die sie sich in großer Aufmachung herrichten muss.«
    »In diesem verdammten Nest geht eben alles schief«, nörgelte ich. »Ich werde froh sein, wenn wir den Staub von Wendover wieder von unseren Füßen schütteln können.«
    »Wenn ihr je dazu kommen solltet«, polterte eine tiefe, männliche Stimme in unserem Rücken, »dann könnt ihr wirklich von Glück sagen. Nehmt die Arme hoch, aber etwas plötzlich! Und keine verdächtigen Bewegungen. Ich habe einen Fünfundvierziger in der Hand, und der reißt Löcher wie eine Kanone, wenn er abgefeuert wird.«
    Gleich mit den ersten Worten hatte uns auch der grelle Lichtstrahl einer Stablampe getroffen, sodass wir geblendet in die Gegend blinzelten.
    »Hören Sie mal!«, versuchte ich es mit einem schwachen Protest. Aber ich konnte meinen Satz nicht einmal zu Ende sprechen, denn die polternde Stimme wetterte wie ein Ungewitter los.
    »Arme hoch, habe ich gesagt! Wird’s bald?«, sagte die Polterstimme außerhalb des Lichtkreises. »Und jetzt kehrt, marsch!«
    Was blieb uns schon übrig. Bevor wir nicht wussten, mit wem wir es zu tun hatten und ob es nicht vielleicht sogar mehrere waren, empfahl es sich erst einmal, klein beizugeben.
    Also stapften wir beide, mit schön hochgereckten Armen, dahin, wo uns die Polterstimme hin befahl. Wenigstens hatten wir dabei die Genugtuung, dass das grelle Licht in unseren Rücken kam, denn der Bursche, der die Lampe hielt, marschierte natürlich hinter uns her. Ich lauschte auf die Schritte, weil ich wissen wollte, wie viele Männer hinter uns waren, aber allein meine eigenen und Phils Füße verursachten in dem körnigen Sand, durch den wir schritten, so viel Knirschen, dass es unmöglich war, am bloßen Hören herauszufinden, ob außer uns beiden überhaupt noch Leute durch den Sand marschierten, geschweige denn, wie viel es sein könnten.
    Es ging rechts um die Ecke des Hauses, vor dem wir gewartet hatten. In die tiefschwarze Finsternis tappten wir hinein und folgten den Anweisungen der Donnerstimme in unserem Rücken. Der kluge Kerl hielt die Lampe so nach unten, dass wir immer nur auf drei Schritte voraus etwas sehen konnten. Eine plötzliche Flucht nach vorn oder seitwärts in die Finsternis hinein war also auch nicht ratsam. Da wir das Gelände nicht kannten, hätten wir uns dann vielleicht plötzlich in einem Kaktusfeld oder sonst wo wiedergefunden. Hier in dieser Wildnis musste man ja mit allem Möglichen rechnen.
    Zwei oder dreimal kamen wir an niedrigen Hütten vorüber. Dann tauchte vor uns eine größere Baracke auf. Wir wurden auf eine Tür zudirigiert, und kaum hatten wir den dahinterliegenden Raum betreten, da knurrte der Poltermann auch schon: »Macht das Licht an! Der Schalter ist links von der Tür!«
    Ich tastete im Dunkeln nach dem Schalter, fand ihn und drückte. Eine Glühbirne flammte auf und erhellte den Raum, in dem wir uns befanden. Es sah sehr nach einem Office aus. Am meisten machten mich die Steckbriefe stutzig, die an den Wänden hingen. Aber noch bevor ich eine diesbezügliche Frage stellen konnte, erklärte die Polterstimme: »Ich bin der County Sheriff. Und ihr beide seid als verdächtige Subjekte festgenommen! Ist das klar?«
    Ich drehte mich um, immer noch mit erhobenen Armen. Aber ich konnte nicht mehr anders: Ich musste lachen, lachen, lachen, dass mir die Tränen über die Wangen liefen. Auch Phil stimmte in mein Gelächter ein. Sheriff Leewater starrte uns fassungslos an. Er hielt wirklich das Ungetüm von einem Fünfundvierziger in der Hand. Mitten in unser Gelächter hinein krachte es plötzlich. Glassplitter flogen uns um die Ohren und etwas Hartes, Metallenes schlug auf den Bretterfußboden und rollte polternd bis zu einem Bein des Schreibtisches, wo es liegen blieb.
    Einen einzigen Sekundenbruchteil starrten wir alle drei wie gelähmt auf das geriffelte, eiförmige, metallene Ding, das da zu unseren Füßen lag. Dann schoss Phil vor wie eine angreifende Klapperschlange. Seine ausgestreckte Hand ergriff die Eierhandgranate. Aus seiner vorgebeugten Haltung heraus warf er sie durch das zerbrochene Fenster

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