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0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

0246 - Im Räderwerk der Unterwelt

Titel: 0246 - Im Räderwerk der Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Räderwerk der Unterwelt
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wurde von der Wirtin einer kritischen Musterung unterzogen. Als es mir zu bunt wurde, erkundigte ich mich: »Versteht hier zufällig jemand Amerikanisch? Ich möchte gern für mich und meinen Freund je eine Tasse Kaffee haben, aber die Wirtin versteht anscheinend unsere Sprache nicht.«
    Vielleicht wäre ich unter anderen Umständen nicht gleich so bissig gewesen, aber an diesem Tage war ich in einer scheußlichen Verfassung. Wir hatten einen langen Flug hinter uns bis Salt Lake City, und wir hatten eine lange Fahrt durch die nächtliche Wüste gerade hinter uns gebracht, um in ein Nest zu kommen, das aussah wie eins dieser Goldgräbernester aus den finstersten Zeiten des Wilden Westens, außerdem waren wir abgespannt und sehr müde, und dann wurde man noch angestarrt wie ein Marsmenschenpaar, das mit feindlichen Absichten gekommen ist.
    Die Wirtin warf mir einen Blick zu, der unter normalen Umständen geeignet gewesen wäre, einen gereizten Stier einzuschüchtern. Aber mich hätte an diesem Abend selbst ein schießwütiger Gangster nicht ärgern können.
    »Also was ist nun los?«, fragte ich ziemlich deutlich. »Ist das hier ein öffentliches Lokal oder ein Klub?«
    Ich Trottel lieferte der Wirtin das Argument.
    »Dies ist ein Klub für die Einwohner von Wendover«, erklärte sie eisig. »Und da Sie beide nicht dazugehören, kann ich Sie hier nicht bedienen. Gute Nacht.«
    Phil sah mich an, zuckte die Achseln und machte eine Kopfbewegung zur Tür hin. Ich war wütend, denn es war absolut klar, dass die Wirtin uns belogen hatte. Dies war niemals ein Klub, der nur für seine Mitglieder da ist. Dies war ein öffentliches Lokal. Aber selbst wenn ich einen der Gäste nach diesem Sachverhalt gefragt hätte, würde ich einen Bescheid bekommen haben, der dem der Wirtin entsprach. Die schadenfroh grinsenden Gesichter verrieten nur zu deutlich, auf wessen Seite ihre Sympathien lagen.
    Wir gingen hinaus.
    »Verstehst du das?«, brummte ich. »So scharf bin ich doch nun auch wieder nicht gewesen, dass sie uns gleich mit diesem billigen Trick vor die Tür zu setzen brauchte.«
    »Vielleicht ist die gute Frau so empfindlich, wie du es heute bist, seit du die Wüste hinter dir hast«, meinte Phil und zuckte wieder die Achseln.
    »Und wie finden wir jetzt den Sheriff?«, fragte ich. »Oder hast du Lust, im Auto zu übernachten?«
    »Nicht die geringste«, erwiderte mein Freund. »Weißt du was? Wir fahren die Straße noch ein Stück weiter runter. Da unten habe ich vorhin auch Licht gesehen. Wir klopfen einfach ans Fenster und fragen nach dem Haus des Sheriffs. Vielleicht ist der Sheriff noch wach und hat eine Tasse Kaffee für zwei müde G-men.«
    »Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben«, knurrte ich. »Dieses Nest steckt voller Höflichkeit, wie ich es noch nirgendwo erlebt habe!«
    Wir kletterten wieder in den Ford und rollten langsam die Straße hinab, bis jenes Haus auftauchte, in dem Phil Licht gesehen hatte. Ich hielt an, holte tief Luft und stieg aus. Phil kam mir nach. Es gab zwei erleuchtete Fenster, aber man konnte durch beide nicht in das Innere blicken, weil die Fenster mit dichten Vorhängen verhangen waren. Nach einem fragenden Blick zu Phil, der mit einem neuerlichen Achselzucken beantwortet wurde, klopfte ich gegen das Fenster, vor dem wir zufällig standen.
    Einen Augenblick blieb alles stumm. Dann polterte hinter den Fenstern etwas und eine weibliche Stimme fragte zaghaft: »Wer ist da?«
    Hätten wir unsere Namen gesagt, hätten die Leute hier nichts damit anfangen können, also erwiderte ich: »Zwei Fremde! Wir möchten Sie um eine Auskunft bitten. Entschuldigen Sie, dass wir so spät noch stören, aber wir sind gerade erst durch die Wüste gekommen von Salt Lake City her.«
    Ein paar Sekunden blieb wieder alles still, dann ertönte die weibliche Stimme abermals.
    »Gedulden Sie sich ein paar Sekunden. Ich muss erst etwas anziehen.«
    Ich seufzte ergeben.
    Phil hielt mir eine Zigarette hin und sagte zufrieden: »Na also! Es klappt doch! In ein paar Minuten wissen wir, wo das Haus des Sheriffs liegt. Und dann wird es wohl höchstens noch eine Stunde dauern, bis wir unsere müden Glieder irgendwo ausstrecken können.«
    »Hoffentlich behältst du recht«, erwiderte ich, während ich mir die Zigarette ansteckte, nachdem ich Phil Feuer gegeben hatte.
    Wir rauchten beide schweigend und warteten. Die Zeit dehnte sich endlos. Ich spürte die Müdigkeit bleiern durch meine Glieder kriechen. Vor zwei Stunden

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