0246 - Im Räderwerk der Unterwelt
telefonische Anmeldung ist hier nichts zu machen. Was sollen wir tun?«
Ich fragte zurück: »Was schlagen Sie vor?«
»Lassen Sie uns umkehren und morgen früh wiederkommen, nachdem wir uns telefonisch angemeldet haben.«
Ich sah Phil an. Der Ausdruck in seinem Gesicht zeigte mir deutlich, dass wir dieselbe Meinung von der Sache hatten. Ich schüttelte den Kopf.
»Kommt überhaupt nicht infrage, Sheriff. Wir sind Beamte zur Wahrung der Bundesgesetze. Und ich denke, dass die Bundesgesetze auch für die Air Force gelten. Wenn hier ein paar Offiziere größenwahnsinnig spielen, ist es die Schuld derer, die sich das bieten lassen. Phil, geh raus und öffne den Schlagbaum. Inzwischen werde ich unserem Vaterlandsverteidiger klarmachen, was wir von dem Schlagbaum halten.«
»Okay, Jerry«, nickte mein Freund.
Wir stiegen aus. Während Phil auf den Schlagbaum zuging, näherte ich mich dem Posten. Seine Hand fuhr misstrauisch zum Kolben seiner Pistole.
»Machen Sie keinen Blödsinn!«, fuhr ich ihn an. »Weil Sie eine Uniform anhaben, können Sie nicht mitten im eigenen Land anfangen, den wild gewordenen Krieger zu spielen. Sehen Sie sich das mal an!«
Ich hielt ihm meinen Ausweis hin. Er warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
»Ach, du lieber Himmel!«, rief er aus. »Schon wieder ein G-man! Von den Brüdern haben wir in der letzten Zeit mehr als genug hier gehabt. Tut mir leid, mein Junge. Ohne telefonische Anmeldung kommt hier keiner durch. Nur wenn der Kommandant oder sein Stellvertreter einen Adjutanten herschickt, darf der Posten einen Wagen durchlassen.«
»Merkwürdig«, sagte ich. »Ich habe mir immer eingebildet, dass ich die Bundesgesetzgebung ziemlich kenne, noch dazu, wo man als G-man dauernd auf diesem Gebiet auf dem Laufenden gehalten wird, aber von so einem Gesetz habe ich nie etwas gehört.«
»Das ist auch kein Gesetz, Sie niedlicher Witzbold«, grinste der Posten, der bestimmt nicht älter als höchstens zweiundzwanzig Jahre war. »Das ist einfach ein Befehl des Kommandanten.«
»Interessant«, sagte ich. »Jetzt hören Sie mal zu, mein Lieber: Angenommen, wir wären auf der Spur eines oder mehrerer Mörder. Trotzdem müssten wir dann hier anhalten und die Mörder laufen lassen, wenn die zufällig eine Uniform anhätten, ja?«
»Wenn’s so wäre, wär’s so«, verkündete der Posten mit unüberbietbarer Prägnanz.
»Da haben Sie aber keine Ahnung, was sich ein G-man gefallen lässt«, sagte ich freundlich. »Mein Freund hat inzwischen den Schlagbaum geöffnet, und ich werde jetzt unseren Wagen hindurchsteuern. Verstehen wir uns?«
Der Posten griente breit.
»Das versuch doch mal, Mister Supermann«, kaute er lüstern zwischen den Zähnen hervor. »Innerhalb von sechs Sekunden säßen die Kugeln aus meiner Trommel in eurem Schlitten.«
»Wie heißen Sie?«, fragte ich.
»Jimmy Brown«, erwiderte er, und ich war sofort bereit, tausend gegen eins zu wetten, dass er log.
»Ich heiße auch Jimmy Brown«, sagte ich gedehnt. »Welch ein Zufall, was? Und jetzt hör zu, Freund und Namensvetter! Den ersten Schuss hast du. Aber zum zweiten wirst du nicht kommen. Das kann ich dir schriftlich geben, wenn du es so nicht glauben willst. Vielleicht hast du schon irgendwo mal gelesen, was für Schießkünste man von einem G-man erwartet. Mein Freund wird dich im Auge behalten. Er ist auch G-man, und du solltest ihn mal bei den Schießübungen sehen!«
Ich drehte mich um und wollte zurück zum Wagen. Der Posten erwischte mich gerade noch am Ärmel. Ich drehte mich wieder um.
»Noch was unklar?«
Er rieb sich verzweifelt die Hände.
»Nun machen Sie mir doch keine Schwierigkeiten!«, winselte er. »Ich kriege eine Zigarre, an der ich bis Weihnachten dampfen kann, wenn ich Sie hier durchlasse!«
»Und mich schmeißen sie beim FBI glatt raus, wenn ich meine Nachforschungen nach einem Mörder einstelle, weil mich ein wild gewordener Flugplatzkommandant daran hindern will, den Mörder dort zu suchen, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach zu finden ist«, erwiderte ich achselzuckend. »Wir haben also beide fundamentale Interessen zu wahren. Sie können nicht von mir verlangen, dass ich meinen Job riskiere. Er gefällt mir.«
Jetzt ließ ich ihn stehen, obgleich er mir noch zweimal nachrief, ich möchte doch noch einmal mit ihm darüber sprechen. Als ich einstieg, sagte ich leise: »Behalte den Burschen im Auge, wenn wir weiterfahren. Sollte er wirklich zur Waffe greifen, zieht die Köpfe ein oder knallt
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