0247 - Der Herr der Androiden
daß niemand vom Volk zurückbleibt - wenigstens nicht lebend."
„Ich bleibe hier - und wenn ich sterben muß!" entgegnete Finch Eyseman hart. Soor lächelte wissend. „Du wirst gehen, dorthin, wo das Volk ist - oder ein Teil des Volkes eines Tages sein wird. Es ist vom Schicksal so bestimmt, Bruder. Du darfst nicht ausweichen."
„Du sprichst nur von mir", sagte Finch fragend.
Soor entgegnete nichts darauf, sondern wandte sich wortlos ab.
Er gab Finch einen Wink, in dem so viel Autorität lag, daß es keinen Widerspruch mehr gab.
Eyseman schritt schweigend hinter Soor her.
Die Dunkelheit folgte ihnen ... Nach einer halben Stunde etwa erreichten sie den „Tempel des Gedächtnisses". Vor dem Eingangsportal verhielt Finch den Schritt. Niemand außer den Häuptern des regierenden Lun-Klans durfte den Tempel des Gedächtnisses betreten. Er barg, wie man sich zuflüsterte, ein Geheimnis, das dem, der es erfuhr, den Irrsinn bringen konnte.
Soor drehte sich um, als Finchs Schritte verstummten.
„Folge mir", sagte er ernst, „und sieh dich nicht um. Dann wird dir nichts geschehen."
Eyseman zögerte noch immer. Zaudernd glitt sein Blick zurück zur gläsernen Stadt - und wurde starr. Die Stadt war nicht mehr. Es gab nur noch Dunkelheit - und den Tempel des Gedächtnisses.
Rasch wandte Finch Eyseman sich um und lief hinter Soor her, hin zu dem einzigen Ort, den das Furchtbare noch nicht verschlungen hatte.
Er blickte zu Boden, während er dem Klanführer folgte. Am Widerhall der Schritte erkannte er, daß sie abwechselnd durch enge Korridore und durch weite Hallen gingen. Licht wechselnder Farbe fiel auf den Boden, und von irgendwoher kam eine klagende Melodie.
„So, wir sind da", sagte Soor nach einer Zeit, die Finch wie eine der langen Nächte vorkam. „Sieh auf, Bruder!" Eyseman hob den Kopf. Soor stand am Rande eines gelblichen Lichtkreises, der über dem Mosaik des düsteren Raumes zu schweben schien. Innerhalb des Lichtkreises war es heller. Doch das weiße Licht versperrte den Blick auf den Mosaikboden. Es wirkte fremd - und kalt.
Soor wies in den Lichtkreis. „Tritt hinein, Bruder!"
„Und du...?" fragte Finch zaghaft. Soor vom Klan der Luns schüttelte den Kopf.
„Ich muß hierbleiben und warten." Er lächelte rätselhaft. „Wie solltest du mich sonst einst finden, Finch Eyseman...!"
Wie betäubt schritt Finch auf den schimmernden Ring zu und trat hinein.
Im selben Augenblick verschwand der Mosaikraum, versanken die Düsternis und der Klanführer...
Leutnant Finch Eyseman hatte das Gefühl des Fallens. Doch bevor er den Antigravprojektor einschalten konnte, schlug er auch schon auf. Er fühlte etwas unter seiner Stiefelsohle zersplittern und blickte sich mit weitaufgerissenen Augen um.
„Tölpel!" schrillte ihm Guckys Stimme aus dem Helmempfänger entgegen. „Kannst du nicht aufpassen! Meine schöne Positionslampe!"
Immer noch völlig verwirrt, trat Finch beiseite und betrachtete sich das, worauf er gelandet war. Es war Guckys Schwanzfutteral, und die Scherben der roten Glimmlampe lagen verstreut im Eis.
Der Leutnant schluckte. „Ich bitte um Entschuldigung!"
„Schon gut!" Gucky winkte gönnerhaft ab. „Ein Glück nur, daß das Futteral unter Druck steht. Du hast ziemlich lange geträumt, wie?"
Erst jetzt sah Finch seine Umgebung bewußt Er stand in einer grottenähnlichen Eishöhle, die vom Schein einer abmontierten Helmlampe schwach erleuchtet wurde. Neben dem Mausbiber lagen Proviantsäcke und Energiegewehre. Dahinter bewegten sich schemenhafte Gestalten.
Unwillkürlich griff Eyseman zur Waffe.
„Nicht schießen, bitte!" knurrte die vertraute ironische Stimme Bron Tudds. „Es wäre schade um meinen Kautabak." Gucky kicherte. „Schöne Überraschung, was? Na, wenn wir etwas mehr Zeit haben, können wir uns unsere Träume erzählen. Oder hast du etwa auch von hausgroßen Tabakknollen geträumt wie Bron?"
Leutnant Eyseman schüttelte den Kopf.
Aus dem Hintergrund kam die hünenhafte Gestalt Captain Hendersons auf ihn zu.
„Freut mich, Sie heil vorzufinden, Eyseman." Er schüttelte Finchs Hand. „Gucky hat mir schon berichtet, welcher verrückte Einfall Sie beide von Greenish-7 zurückholte." Er lachte, aber es klang nicht echt. „Wir waren auch dort. Müssen an einer anderen Stelle herausgekommen sein. Auch uns haben die Illu-Kristalle gerettet - aber wir haben uns nicht freiwillig in ihren Bann begeben. Es war furchtbar!" Er schüttelte sich.
Eyseman lächelte. „Die
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