0247 - Der Schädelthron
wohl nicht existierte, wußten sie nicht, wie viele Sekunden oder Minuten nach ihrem Eintauchen vergangen waren, aber alle drei spürten zur selben Zeit Widerstand unter ihren Füßen. Sie waren am Ziel.
Bill knickte noch etwas ein, Suko stand sofort, und Nils mußte gestützt werden.
»Hurra, wir leben noch«, sagte der Reporter und wischte sich über die Stirn. »Wer hätte das gedacht.«
Damit hatte Bill einen wahren Satz gelassen ausgesprochen. Die drei Männer konnten sich nur wundern, sie freuten sich, daß sie noch lebten, aber keiner von ihnen wußte zu sagen, wo sie sich eigentlich befanden.
»Ob wir unter der Erde sind?« fragte Nils Björnsson.
»So kann man es auch nennen«, stimmte Suko zu. »Aber wieso konnten wir schweben?«
»Weil wir die normale Dimension verlassen haben«, erklärte Bill Conolly.
Nils zog ein ungläubiges Gesicht. Es war genau zu erkennen, denn unterhalb der normalen Erde herrschte keinesfalls Finsternis. Es gab ein diffuses Licht, es schimmerte irgendwie grauweiß.
»Komisch«, flüsterte Nils und schüttelte sich. »Wenn ich das höre. Andere Dimensionen«, er nickte bei seinen eigenen Worten, »dann komme ich mir vor wie in einem Science-Fiction-Film. Gibt es denn so etwas wirklich?«
»Wir haben es eben erlebt!« stellte der Reporter trocken fest und schaute sich wie Suko um.
Sie befanden sich überall und nirgends. Wirklich, diese Beschreibung traf zu, denn sie standen in einem mathematischen Raum ohne Wände und auch ohne Boden, obwohl sie Widerstand spürten. Der Raum lief zu allen Seiten in die Unendlichkeit hinein. Es gab keinen Himmel, keinen Horizont, sie konnten sich an nichts orientieren, weil keinerlei Bezugspunkte vorhanden waren. Aber sie lebten.
Wie die Sonne manchmal morgens aus dem Meer taucht, so erschien aus der Unendlichkeit des Raumes eine Gestalt.
Zuerst war nur ein geisterhafter grüner Schein zu sehen, wie er auch die Augen des Totenschädels ausfüllte. Dann schob sich die Gestalt allmählich in den Vordergrund.
»Mein Gott«, flüsterte Bill, »das ist er.«
»Wer?« fragte Nils Björnsson.
»Strigus, Anführer der Satanseulen!«
Während der norwegische Inspektor die Schultern hob, schwieg Suko. Er sagte lieber nichts, denn auch er hatte genug von Strigus gehört und wußte um seine Gefährlichkeit.
Strigus war das Grauen, der personifizierte Schrecken, und er zeigte sich in all seiner abscheulichen Pracht.
Allmählich nur stieg er in die Höhe. Er wuchs und wuchs, nahm Menschengröße an und wuchs sogar noch weiter, bis er fast doppelt so groß war wie ein ausgewachsener Mann.
»Das ist ja, das ist…« Nils Björnsson schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht fassen. So etwas darf es doch nicht geben …«
Keiner tröstete ihn. Bill Conolly und Suko hatten selbst genug damit zu tun, dies neue Problem zu meistern. Strigus hatte einen schrecklichen Kopf, zur Hälfte der Schädel eines Skeletts, zur anderen Hälfte der einer Eule. Ein Auge war leer, das andere gefüllt. Unter der Hälfte eines Schnabels befand sich das breite Maul. In der Öffnung schimmerten zwei lange, weiße Zähne, ähnlich wie bei Vampiren. Ansonsten hatte Strigus einen Eulenkörper, den allerdings stark vergrößert.
Das Bild war schlimm, und es existierte nicht nur in der Phantasie dieser drei Männer!
Strigus kam näher.
Die drei lauschten, aber kein Geräusch war zu vernehmen, bis ihnen plötzlich die Stimme des Eulendämons entgegenschallte.
»Willkommen in meinem Reich, Menschen. Ich freue mich wirklich, daß ihr den Weg zu mir gefunden habt.« Danach folgte ein so schauriges Gelächter, daß es den drei Männern kalt den Rücken hinabrann…
***
Was sollte ich jetzt tun?
Ich stand vor dem gewaltigen Schädelthron und schaute in das mit grünem Licht gefüllte Auge, sah meine Freunde und auch Nils Björnsson und stand da, ohne ein Wort zu sagen. Es war schlimm.
Wenn ich versuchte den Schädel zu zerstören, dann konnte es sein, daß ich auch die drei umbrachte, die so nah vor mir waren und sich dennoch so unendlich weit entfernt befanden. Eigentlich hätte ich nur die Hand auszustrecken brauchen, aber ich konnte nicht durch einen Dimensionsschacht greifen, das war schlichtweg unmöglich. Ich sah noch mehr.
Als wäre im Innern dieses Schädels eine Kamera installiert, die nun zurückfuhr, um dem Betrachter einen besseren Sichtwinkel zu verschaffen, so geschah dies auch vor meinen Augen.
Meine Sicht wurde besser, ich schaute in die Tiefe eines
Weitere Kostenlose Bücher