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0247 - Der Schädelthron

0247 - Der Schädelthron

Titel: 0247 - Der Schädelthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sondern eher als unglücklich. Ja, dieses Wesen empfand alles Unglück der Welt, und ich wußte plötzlich, daß es mir nicht gefährlich werden konnte. Automatisch fiel mein rechter Arm nach unten und damit auch die Beretta, die ich sicherheitshalber gezogen hatte. Das Wesen wollte nichts Böses, und es sollte sehen, daß auch ich ihm nicht feindlich gesonnen war.
    Allmählich taute der Schnee auf seinen dunklen Haaren.
    Schwarze Bartschatten bedeckten das Gesicht, und der Körper zog sich zusammen, als er in das Haus hüpfte.
    Hüpfen war genau der richtige Ausdruck, denn er konnte nicht mehr normal gehen.
    Als ob ich überhaupt nicht vorhanden wäre, nahm er seinen Weg. Sein Ziel war der gewaltige Totenschädel. Ich trat sicherheitshalber zur Seite und ließ ihn passieren. Was würde geschehen?
    Er sah mich überhaupt nicht, sondern schritt geradewegs auf den großen Schädel zu. Als er ihn erreicht hatte, blieb er für einen Moment stehen, ein Zittern schüttelte seine Gestalt, und er sackte in die Knie, wobei er die Arme ausstreckte und seine Hände gegen den blanken Schädel preßte. Furchtbar hörte sich das Stöhnen an, das aus seinem Mund drang. Ein grauenvolles Ächzen, ein Schluchzen und Flehen. Dieses Wesen war am Ende, das spürte ich sehr deutlich, und als es anfing zu sprechen, da verstand ich kein Wort. Dafür beobachtete ich die Eule. Sie hielt den Mund weiterhin offen. Aus dem Rachen fuhr die lange Zunge nach unten, und sie pendelte über dem menschlichen Kopf des Vogelwesens. Ich hätte ihn zurückreißen sollen, aber hinterher ist man ja immer klüger. Als die Tropfen aus dem Maul der weißen Eule quollen, an der Zunge entlangliefen und herabfielen, wo sie den Kopf des Vogelwesens berührten, da ahnte ich zwar Schreckliches, aber es war bereits zu spät, um einzugreifen. Das Wesen schrie gellend auf, warf die Arme hoch und fiel zurück.
    Ich war mit einem Sprung bei ihm.
    Sein Schädel war zerstört. Er fiel nicht auseinander, es löste sich auch keine Haut von den Knochen, etwas anderes geschah, das man ruhig mit dem Wort Zerstörung umschreiben konnte.
    Aus der Haut wuchsen Federn. Vor meinen Augen verwandelte sich der Vogelmensch völlig in ein Tier, in eine riesengroße Strige. Statt des Skelettschädels hatte er einen Vogelkopf.
    Es war schrecklich, denn ich stand neben ihm und mußte der Verwandlung tatenlos zuschauen. Schließlich lag ein menschengroßer Vogel vor mir. Diesmal wagte ich es.
    Ich nahm das Kreuz in die freie Hand, beugte mich noch weiter vor und preßte es auf seinen Körper.
    Unter meiner Hand spürte ich das Gefieder. Es war weich, nachgiebig, zu nachgiebig, wie ich einen Augenblick später feststellte. Der Körper bestand aus Staub!
    Ich schloß für einen Moment die Augen. Damit hatte ich nie gerechnet, ich hatte ihn retten wollen, und nun war mir klar, was mit denjenigen geschah, die in den Bann der weißen Eule gerieten. Sie hatten keine Chance mehr zu entkommen.
    Wie dieser Mensch…
    Ich holte tief Luft, bevor ich aufstand. Fast zwangsläufig mußte ich an Suko, Bill und Nils Björnsson denken. Ob mit ihnen das gleiche geschehen war?
    Mein Herz klopfte schneller, als mir diese Gedanken durch den Kopf schossen. Wenn sie in den Bann der weißen Eule geraten waren, gab es dann noch eine Rettung für sie? Wuchtig drehte ich mich um und blieb so stehen, daß ich das wie versteinert wirkende Tier auf der Schädelplatte genau betrachten konnte. Ich schaute in das Gesicht, das eine ungemeine Kälte und Brutalität zeigte. Von diesem Wesen konnte ich keine Gnade erwarten.
    Sollte ich es zerstören? Mir kamen Zweifel. Nicht, weil ich mir nicht sicher war, ob es meine Waffen schafften, ich dachte an etwas anderes.
    Wenn ich die weiße Eule vernichtete, dann war mir unter Umständen der Weg zu meinen Freunden ein für allemal verwehrt.
    Von draußen drangen plötzlich Geräusche in meine Ohren. Es war ein Brausen und Flattern. Vergleichbar mit einem gewaltigen Sturmwind, der um das Haus tobte. Blitzschnell war ich am Fenster, reinigte mit meiner Hand die beschlagene Scheibe und schaute hinaus. Nein, ein Sturm war es nicht, etwas anderes. Etwas schlimmeres.
    Alle Strigen der Welt schienen sich vor dieser Blockhütte versammelt zu haben, um ihren makabren Tanz aufzuführen…
    ***
    Die Strigen flogen so nah an der Scheibe vorbei, daß ich Angst hatte, sie würden dagegen prallen und das Fenster zerstören. Deshalb zuckte ich zurück.
    Aber sie wollten nicht ins Haus, noch nicht,

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