0247 - Der Schädelthron
Würfels bewegte sich etwas. Da wallten Schlieren, es entstanden Wolken, und sie breiteten sich aus und verließen den Würfel. Der Nebel fand seinen Weg, wurde ausgestoßen und fächerte im Nu aus.
»Verschwinde du in der Höhle!« befahl Lady X, die selbst gegen den Todesnebel immun war. Träge und doch zielstrebig zogen die weißlichen Wolken den Riesenfledermäusen entgegen, obwohl sie vor allen Dingen die Strigen treffen sollten. Aber es war nicht zu vermeiden, daß auch die roten Vampire in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Zuerst erwischte es eine Satanseule. Sie flog in den Nebel hinein, wurde von der quirlenden Wolke umweht und gab ein Geräusch von sich, das an den Schrei eines Menschen erinnerte.
Schemenhaft war sie zu sehen. Unkontrolliert schlugen ihre Flügel. Plötzlich löste sich das Gefieder auf, zurück blieben Knochen, und als Skelett fiel die Strige zu Boden. Dann erwischte es einen Vampir.
Auch er löste sich auf. Seine hohen, schrillen Schreie verstummten allmählich.
Vampiro-del-mar tobte. »Laß es sein!« brüllte er. »Du vernichtest sie mit!«
Lady X lachte. »Du wolltest doch den Tod der Strigen, dann mußt du auch Opfer bringen.«
Diese Antwort war zuviel für den Uralt-Vampir. Er hatte erlebt, wie wenig Rücksicht die ehemalige Terroristin nahm. Sie sah nicht die Mordliga als Ganzes, sondern nur sich und ihren Vorteil. Aber Vampiro-del-mar wollte seine Diener behalten.
Plötzlich sah er rot. In der Höhle hielt er es nicht mehr aus.
Er rannte auf die Scott zu, stoppte und drosch ihr seitlich stehend den Würfel aus den Händen.
Wie von einem Katapult wurde die Waffe weggeschleudert und landete am Boden. Der Würfel überschlug sich noch, bis er von einem Stein gestoppt wurde.
»Bist du wahnsinnig?« kreischte Lady X, die die Arme des Blutsaugers wie eine Klammer um ihren Körper spürte.
»Nein, du bist es! Du vernichtest meine Diener! Ich will, daß du es stoppst!«
Lady X keuchte. Sie konnte die Umklammerung nicht lösen, der Vampir war zu stark. »Nur so kann man die Strigen töten!« schrie sie. »Nur so und nicht anders!«
»Und meine Diener?«
»Sie taugen nichts. Sie taugen überhaupt nichts!« kreischte die Scott. »Es ist nicht schade um sie!«
Plötzlich änderte Vampiro-del-mar seinen Griff. Während er in den Todesnebel schaute, der sich immer weiter ausbreitete und eine Wand gebildet hatte, löste er für einen Moment die Umklammerung, um sofort eine andere anzusetzen. Plötzlich umklammerte er das Genick von Lady X. Der linke Arm war vorn am Hals, der rechte hinten. Lady X verspürte keine Schmerzen, sie war kein Mensch, aber sie wußte, daß ihr Vampiro-del-mar durch diesen Griff das Genick brechen konnte.
»Wenn du dem Nebel keinen Befehl zum Rückzug gibst, ist es aus mit dir!« Seine finstere Drohung würde Vampiro-del-mar in die Tat umsetzen, denn in diesen Momenten war er zu allem fähig. Aber Lady X wollte nicht klein beigeben, sie hatte noch nie gekuscht, zudem war sie die Chefin der Mordliga. Und sie erhielt Hilfe.
Xorron, dieses unheimliche Monster, hatte bemerkt, in welchen Schwierigkeiten seine Herrin steckte. Und er war ein treuer Diener. So wie er früher Solo Morasso zur Seite gestanden hatte, unterstützte er nun bedingungslos Lady X.
Er wußte sie in Gefahr, tauchte am Höhleneingang auf und blieb für einen Moment stehen, um die Lage zu überblicken. Dann hielt ihn nichts mehr.
Mit Riesenschritten stürmte das weißlich schimmernde Monster los, hob beide Arme und ließ sie krachend auf die breiten Schultern Vampiro-del-mars sausen. Das überstand selbst der Uralt-Vampir nicht. Er lockerte seinen Griff und fiel dabei zusammen mit Lady X zu Boden. Die zog die Beine an, versenkte die Füße in Vampiro-del-mars Leib, stieß sich ab und hatte genügend Schwung, um auf die Beine zu gelangen.
Plötzlich stand sie. Haßverzerrt war ihr Gesicht, als sie auf Vampiro-del-mar niederschaute. Dann bewegte sie die linke Schulter, und die Waffe rutschte in ihre Hand. Sie schoß nicht, sie schlug.
Zweimal raste der harte Lauf nach unten. Und beide Male traf er voll ins Ziel.
Vampiro-del-mar zuckte zuerst hoch, wurde dann zurückgeschleudert, krachte auf den Rücken und rollte weiter. Aus seinem Mund drang ein wildes Heulen. Er geriet nahe an den Todesnebel und bemerkte es im letzten Moment. Ein Schrei drang aus seinem Mund, bevor er auf allen vieren zurückkroch und sich dabei dem Eingang der Höhle näherte. Lady X verfolgte seinen Weg mit der
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