0247 - Der Schädelthron
wußte nicht nur ich, sondern auch Suko. Mit gewaltigen Schritten hetzte der Chinese herbei. Er hielt die Dämonenpeitsche in der Hand und schlug aus dem Lauf zu. In der Tür stand jetzt Sheila. Sie hatte alles beobachtet, und wir vernahmen ihren ängstlichen Schrei. Die drei Riemen der Peitsche klatschten auf den Körper des Blutsaugers.
Suko hatte wuchtig geschlagen, die Magie der Peitsche war sehr stark, sie riß den Blutsauger fast auseinander. Wo sie getroffen hatte, zeichneten sich hellere Streifen auf der Haut ab, die allmählich vergingen und die Flügel zerstörten.
Als Staub rieselte der Vampir rechts und links neben dem Reporter zu Boden. Ich lief zu ihm.
Bill lag auf dem Rücken. Die Arme hatte er zum Schutz des Halses hochgehalten. Die Kleidung hatte ihn am Körper gut geschützt, und der Riesenfledermaus war es nicht gelungen, ihn zu beißen. »Bill! Bill!«
Sheila hetzte herbei, während die Wölfin um unsere Beine strich.
Bill ließ die Arme sinken. Er grinste sogar. »Ich muß ein besonderes Blut haben«, meinte er. »Immer versuchen sie es bei mir. Verdammte Blutsauger.«
Er schüttelte sich, rollte sich auf die Seite und erhob sich ächzend. Wir halfen ihm.
Ein wenig zitternd blieb der Reporter stehen und nahm seine Frau in die Arme.
»Das hätten wir geschafft«, sagte Suko.
»Bist du sicher, daß keine weiteren Vampire mehr da sind?«
»Ich habe keinen gesehen.«
»Komm, laß uns reingehen!« Bill drehte sich aus Sheilas Umarmung und ging mit ihr auf das Haus zu.
Suko folgte, ich nahm den gleichen Weg, warf aber noch einen Blick auf die Reste des Vampirs.
Und dann sah ich etwas. Es lag im Staub und war vom Regen noch nicht fortgespült worden.
Ich bückte mich und hob es auf.
Es war ein kleiner Sack. Das Material fühlte sich lederartig an. Es ließ kein Wasser durch. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß dieser Gegenstand einem der Conollys gehörte. Zudem lag er genau dort, wo der Blutsauger verendet war. Das mußte eine andere Bedeutung haben. Leer war er nicht. Das spürte ich an seinem Gewicht. An den Seiten war er verschnürt worden.
Hier im Regen wollte ich ihn nicht öffnen, außerdem sollten auch die anderen wissen, was ich da gefunden hatte. So schnell es ging, lief ich zurück ins Haus. Sheila hatte schon Decken geholt. Sie lagen um Sukos, Bills und ihre Schultern. Mir wurde ebenfalls eine Decke zugeworfen, und ich hängte sie mir über.
Der Boden im Wohnraum war schon von den anderen verdreckt worden, deshalb hatte ich auch kein schlechtes Gewissen, als ich über die Schwelle trat.
»Was hast du denn da?« fragte mich Bill und meinte damit mein kleines Fundstück.
»Das lag in eurem Garten.«
»Bei uns?«
»Ja, ich fand es dort, wo der rote Vampir vergangen ist.« Jetzt traten sie alle näher. Bill und Sheila schüttelten die Köpfe.
»Nein, das stammt nicht von uns«, erklärte Sheila. »Ich habe es nie gesehen.«
»Und trotzdem lag es in eurem Garten«, sagte ich. »Hat es vielleicht jemand verloren?«
»Aber wer?« fragte Bill und schaute uns der Reihe nach an.
Keiner wußte eine Antwort, bis Suko sagte: »Es kann eigentlich nur von dem Vampir stammen.«
Wir schauten uns an. Was mein chinesischer Freund und Kollege da gesagt hatte, klang plausibel.
»Sieh doch mal nach, was drin ist«, schlug Sheila vor.
»Das werde ich.«
Auf dem Handteller meiner Linken lag der kleine Lederbeutel. Mit einer hellen Kordel war er zugebunden worden.
Mit den Fingerspitzen pulte ich den Knoten auseinander und öffnete den kleinen Sack.
Die Freunde schauten mir über die Schulter. Ich griff hinein und holte einen kleinen Gegenstand hervor.
»Sieht aus wie ein Stein«, meinte Bill.
»Ist auch einer. Aber mit Papier umwickelt«, erwiderte ich.
Das Säckchen warf ich zur Seite, wickelte das Papier ab und erkannte mit Staunen, daß es beschriftet worden war.
Da hatte uns jemand eine Nachricht hinterlassen.
»Jetzt bin ich gespannt«, meinte der Reporter.
Ich war es auch, glättete das Papier vorsichtig und begann zu lesen.
»Lies bitte laut«, sagte Bill.
Das tat ich. »Hallo, Geisterjäger! Wenn Du meine Nachricht findest, wirst Du wahrscheinlich den roten Vampir erledigt haben. Es ist auch nicht tragisch um ihn, er taugt sowieso nichts. Aber nicht nur Du bist sein Feind, sondern auch die Strigen. Und ich weiß, daß Du Strigus gern eins auswischen willst. Ich kann Dir den Weg zeigen, um ihn aufzuspüren. Er hat seine Hochburg in Norwegen. Du mußt
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