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0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl

Titel: 0247 - Kein Mörder träumt vom Todesstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kein Mörder träumt vom Todesstuhl
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waren.
    Um elf Uhr dreißig waren wir in der 86. Straße. Schon von draußen hörten wir streitende Stimmen. Louis öffnete mit hochrotem Kopf und verdrückte sich sofort. Im Wohnzimmer waren sich Judiths Tochter Alice und Eimers Witwe in die Haare geraten.
    »Ich denke gar nicht daran, hier noch Aschenbrödel zu spielen«, schrie Hazel mit schriller Stimme. »Ich lasse mir auch von dir nicht das Geringste befehlen. Mr. Briggs hat uns ausdrücklich erklärt, dass wir wenigstens bis zur Eröffnung des Testaments alle gleichberechtigt seien. Ich verlange meinen Anteil an dem Geld, das er dir gegeben hat. Ich muss doch etwas zu essen kaufen.«
    »Die Einkäufe besorge ich«, keifte Alice. »Bis zur Testamentseröffnung bleibt alles, wie es bis jetzt ist. Du bist so gut, dich in die Küche zu scheren und das Mittagessen zu bereiten.«
    »Ich denke gar nicht daran. Lieber hungere ich, und im Übrigen werden wir ja morgen, bei der Testamentseröffnung sehen, wer hier der Herr im Haus wird. Du auf keinen Eall!«
    »Du auch nicht! Dir werde ich es zeigen. Willst du nun kochen oder nicht?«
    »Nein, nein und nochmals nein.«
    Dann hörten wir es klatschen. Es war ein unverkennbarer Klang.
    Hazel stieß einen Schrei des Schmerzes und der Wut aus, und dann quiekte Alice. Es polterte und klirrte. Kurz, die schönste Prügelei schien im Gange zu sein.
    Auf der Schwelle des Raumes blieben wir stehen und beschauten uns den Kampf der beiden streitbaren Damen. Sie hatten sich gegenseitig an den Haaren gepackt und zerrten sich hin und her, wobei bereits ein Tisch umgeworfen worden war. Die Blumenvase, die darauf gestanden hatte, war zerbrochen.
    Hazel machte eine letzte, verzweifelte Kraftanstrengung. Ihre Schwiegermutter ging in die Knie und musste den roten Schopf ihrer Gegnerin loslassen.
    Die Unterlegene quietschte und jammerte herzerweichend. Wir hielten es für angebracht, einzugreifen.
    »Aber, meine Damen!«, mahnte Phil und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    Hazel erschrak, ließ ihre Gegnerin los und richtete sich auf. Die Ohrfeigen, die sie bezogen hatte, mussten außerordentlich kräftig gewesen sein. Man sah die roten Spuren der Finger ihrer Schwiegermutter auf beiden Wangen.
    Die Schwiegermutter lag immer noch auf den Knien, bedeckte das Gesicht mit den Händen und jaulte wie ein getretener Hund. Wir sprangen zu, richteten sie auf und verfrachteten sie in einen Sessel. Sie nahm die Hände herunter und starrte uns geistesabwesend an.
    »Es tut uns leid, dass wir die freundschaftliche Auseinandersetzung gestört haben«, sagte ich. »An Ihrer Stelle würde ich versuchen, sich zu vertragen. Lange kann es ja nicht mehr dauern. Vielleicht haben Sie die Freundlichkeit, sich zusammenzureißen, damit Sie uns ein paar Fragen beantworten können.«
    »Ich habe überhaupt keine Freundlichkeit und ich beantworte keine Fragen, am wenigsten Ihre«, fauchte Alice, raffte ihren Schlafrock, den sie trotz der vorgerückten Stunde noch trug, zusammen und rauschte hinaus.
    »Muss ich mir das gefallen lassen?«, fragte Hazel entrüstet. »Jetzt, da die Alte tot ist und mein armer Mann ebenfalls. Jetzt maßt sich diese Frau Rechte an, die ihr nicht zustehen. Sie kommandiert mich den ganzen Tag und heute ist mir die Geduld gerissen.«
    »Das habe ich bemerkt«, sagte ich. »Aber das geht uns nichts an, wenigstens, solange Sie sich nicht gegenseitig umbringen. Ich möchte wissen, ob Sie in letzter Zeit etwas davon gemerkt haben, dass Mrs. Judith Armstrong abendliche Besucher empfing.«
    »Besucher? Nicht, dass ich wüsste. Ich musste sie allabendlich um halb zehn in ihr Zimmer bringen und ihr beim Auskleiden helfen. Dann gingen Elmer und ich gewöhnlich ebenfalls schlafen. Was sollten wir auch sonst machen? Wir hatten kein Geld, und hier im Haus gibt es weder Rundfunk noch Fernseher.«
    Sie fuhr sich mit den Händen durch das rote Haar und blickte mich an, als ob sie weitere Fragen erwarte.
    »Das ist es vorläufig. Bitte, rufen Sie mir den Diener Louis und lassen Sie uns mit diesem allein.«
    »Hoffentlich sperren Sie den Kerl bald ein«, meinte sie gehässig. »Auch er wird von Tag zu Tag frecher.«
    Dann ging sie, und Louis betrat die Bühne.
    ***
    »Wir möchten einige Auskünfte von Ihnen«, begann ich. »Sie haben mir und auch Lieutenant Crosswing vorgestern einen falschen Namen genannt. Sie heißen nicht Blith, sondern Boiler.«
    »Warum fragen Sie denn, wenn Sie es wissen?«, entgegnete er pampig.
    »Sie waren auch ein Mitglied

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