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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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fällt mir nur deshalb ein, weil ich da in der Nähe geboren bin. Und während des letzten Weltkrieges war mal ein großer Zirkus da. Waren das nicht die Johnson Brothers? Oder irre ich mich?«
    »Bloomington?«, wiederholte Ralley. »Kann schon sein. Wissen Sie, ich kann beim besten Willen nicht den Namen von jedem Nest behalten, wo wir schon unser Zelt aufgeschlagen hatten. Möglich ist’s schon.«
    »Da war doch noch so eine komische Geschichte«, murmelte Phil mit gerunzelter Stirn, als ob er sich alle Mühe geben müsse, um sich an eine längst vergangene Episode erinnern zu können. »Eine Frau war da zu Hause und starb plötzlich oder verunglückte oder was weiß ich. Und die Artisten gingen alle mit zur Beerdigung. Das ging damals natürlich durch die Zeitungen in der ganzen Umgebung. Denn so eine Beerdigung sieht man in so einer kleinen Stadt natürlich nicht alle Tage.«
    »He, warten Sie mal«, rief Ralley. »Jetzt haben Sie mich auf den Trichter gebracht. Den Namen der Stadt habe ich vergessen. Aber die Sache mit der Frau, die weiß ich noch, als ob’s gestern erst gewesen wäre. Die Orsini. Mann, das war eine Frau. Was die am Trapez leistete, hat ihr noch keine wieder nachgemacht. Menschenskind, war das ein Empfang in ihrer Heimatstadt. So müssen die Leute früher ihre Königinnen empfangen haben. Die ganze Stadt stand Kopf. Und als die Orsini abends auftrat, wollte der Applaus gar nicht wieder aufhören. Ich glaube, das war der glücklichste Augenblick in ihrem Leben. Zwei oder drei Tage später hieß es auf einmal, die Orsini wäre tot. Keiner hat’s glauben wollen. Und der Chef - du lieber Himmel. Der war eine ganze Woche ungenießbar. Nicht nur, weil ihm die beste Nummer im Programm fehlte. No, so ein nüchterner Kaufmann ist er nun wieder nicht. Es tat ihm richtig in der Seele Leid, dass sie hatte sterben müssen, wo sie noch gar nicht den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht hatte.«
    Phil Decker trat sorgsam eine Zigarette aus. Ralley kratzte sich hinter dem linken Ohr. Seine harten Augen hatten auf einmal einen schwärmerischen Ausdruck angenommen.
    »War die Orsini verheiratet?«, fragte Phil.
    »Wo denken Sie hin. Mit dem Trapez war die verheiratet, ja. Da war irgendeine Geschichte mit Jones, dem Kunstschützen, der war damals auch gerade bei uns, aber das war nichts Ernsthaftes. So ein kleiner Flirt, wie es sich eben manchmal ergibt. Und da muss auch jemand in der Stadt gewesen sein, ein alter Jugendfreund oder so was. Am ersten Tag bekam sie einen Strauß Rosen. Mr. Decker, wenn Sie je so einen Strauß gesehen haben, will ich ab sofort wieder Stallbursche sein.«
    »Den bekam sie von einem Vereinter? Nicht vielleicht vom Bürgermeister?«
    »Wo denken Sie hin. No, der kam von einem alten Jugendfreund, das weiß ich genau. Als die Orsini den kleinen Umschlag aufriss, der dabei war, stand ich zufällig ganz in der Nähe. Sie wurde abwechselnd rot und blass. Ich bin ja sonst vielleicht ein dummer Kerl, Mr. Decker, aber wenn’s bei einer Frau gezündet hat, das sehe ich auf den ersten Blick. Die Örsini hatte den Mann auch nicht vergessen, wer ihr die Rosen schickte, das war mir sofort klar.«
    »Sie hat aber nicht darüber gesprochen, was?«
    »Natürlich nicht. Die sprach ja überhaupt nie über sich selbst.«
    Ralley sah auf seine Uhr. Er erschrak.
    »Meine Güte. Die Vorstellung ist gleich vorbei. Jetzt muss ich aber an die Arbeit.«
    »Eine kleine Bitte noch, Mr. Ralley. Sorgen Sie doch bitte dafür, dass alle Leute vom technischen Personal nachher in der Manege sind, ja? Sobald jeder seine Arbeit getan hat. Ich muss ein paar Fragen stellen.«
    »Ist gut, Mr. Decker. Ich werde den Verein zusammentrommeln. Meinen Sie etwa, dass der Brandstifter einer von meinen Jungens ist?«
    Phil zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß es nicht. Aber es wäre möglich.«
    Ralley schnaufte. Seine Augen blitzten. Er hob seine gewaltigen Fäuste und schüttelte sie drohend.
    »Wenn ich den Kerl erwische«, röhrte er, »dem breche ich sämtliche Knochen im Leibe, dem elenden Halunken.«
    Phil beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Der wäre imstande und tut so etwas, dachte er.
    ***
    »Ein Gewehr?« wiederholte Phil verdutzt.
    »Jawohl, ein Gewehr«, schnaufte Johnson wütend. »Eine richtige Winchester. Ein Andenken von meinem Großvater. Sie müssen sich doch erinnern können, dass die Waffe an der Wand hinter meinem Schreibtisch hing, als Sie bei mir im Office waren.«
    Phil runzelte die Stirn. »Ich bin

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