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0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod

Titel: 0248 - Auf dünnen Seilen tanzt der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Auf dünnen Seilen tanzt der Tod (1 of 2)
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schon Stichflammen zum Himmel schossen. Das ist doch eindeutig, Tiggers, nun nehmen Sie doch Vernunft an und legen Sie ein Geständnis ab.«
    Nach Blaines Worten blieb es unheimlich still. Der Liliputaner hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und regte und rührte sich nicht. Bis alle auf einmal sahen, wie seine schwachen Schultern zuckten… Er weinte.
    Blaine seufzte und ließ sich auf seinen Stuhl zurückfallen. Im Grunde genommen hasste er diese Szenen. Solange man einen Verbrecher noch suchte oder verfolgte, solange man hinter ihm her war, um ihn an weiteren Untaten zu hindern, solange konnte man ihn sich als Ausgeburt des Bösen, als die Verkörperung des Unrechtes vorstellen. Saßen sie einem erst einmal gegenüber, waren sie auf einmal wieder Menschen, mit Fehlern, Schwächen, sympathischen und unsympathischen Seiten. Man entdeckte die Einflüsse, die sie zu dem gemacht hatten, was sie schließlich geworden waren, und es kam nicht selten vor, dass man sich im Innersten mit einem leisen Unbehagen fragte, ob man nicht selbst die gleiche Tat begangen hätte, wenn man auf die gleiche Weise in die gleiche Situation gekommen wäre, aus der heraus der wahre Täter gehandelt hatte. Am bequemsten war es immer noch, wenn sie hart, skrupellos und verstockt waren dann konnte man an der negativen Vorstellung f esthalten, die man sich während der Jagd von ihnen gemacht hatte. Man konnte sie anbrüllen. Man konnte sie achselzuckend als »verstockt und widerspenstig« dem Gericht überstellen lassen. Aber man brauchte jedenfalls dann kein Mitleid mit ihnen zu empfinden. Aber dieser Knirps da auf seinen Stuhl, der viel zu groß für ihn ist, fordert ja schon durch seine geringe Größe Mitleid heraus. Wie soll ich diesen kleinen Burschen denn bloß dazu bringen, ein Geständnis abzulegen? Denn dass er es war, steht außer Frage…
    Blaine nahm einen neuen Anlauf.
    »Lassen wir die Brandsache einmal aus dem Spiel, Mr.Tiggers. Sprechen wir von dem Mord. Wie standen Sie zu der Marsari?«
    Die Mundwinkel des Liliputaners zuckten noch, aber er gab sich Mühe, die Tränen der Hilflosigkeit zurückzuhalten. Er schien jedoch die Frage nicht zu verstehen. Ratlos sah er Blaine an.
    »Gefiel Ihnen die Marsari?«, fragte Blaine.
    Über das Gesicht des kleinen Mannes ging es wie ein heller Schein.
    »Sie war gut zu mir«, sagte er. »Sie hat mich nie ausgelacht.«
    Er sagte es ohne irgendeine besondere Betonung vor sich hin. Trotzdem verfehlte dieser schlichte Satz seineWirkung nicht. Allen wurde auf einmal klar, dass sie ein Wesen vor sich hatten, das seit seiner Geburt zu den Benachteiligten zählte, oft wahrscheinlich auch zu den-Verspotteten, zu den Unglücklichen, hinter denen unwissende Kinder anspielende Schimpfwörter herrufen.
    »Mr.Tiggers«, sagte Blaine ernst, »Sie dürfen mir glauben, dass ich für Ihr persönliches Schicksal Mitgefühl aufbringe. Aber Sie müssen auch verstehen, dass ich jetzt nicht meine Gefühle sprechen lassen kann. Ich habe hier nur meine Pflicht zu tun, ohne Rücksicht darauf, ob sie mir gefällt oder nicht. Wir haben schwerwiegende Gründe für den-Verdacht, dass Sie sowohl den Brand gelegt, als auch die Marsari erschossen haben, dazu müssen Sie sich äußern. Sagen Sie die Wahrheit, denn wenn Sie lügen, werden wir gezwungen sein, Sie sehr nachhaltig mit der Wucht unseres Beweismaterials zu konfrontieren.«
    Auf der Stirn des Angeschuldigten erschienen kleine, glitzernde Schweißperlen. Er rang die Hände und versicherte stöhnend, er begreife nicht, wie ein Verdacht auf ihn hätte fallen können. Er sei vollkommen unschuldig.
    »Mr. Tiggers«, schnaufte Blaine mit Betonung. »Sie haben es sich selbst zuzuschreiben, wenn der Ton in diesem Gespräch sich grundlegend ändert. Wir wissen, dass Sie - nun, sagen wir eine große Zuneigung zu der Marsari empfanden. Wir wissen, dass diese Zuneigung natürlich im letzten Punkte einseitig bleiben musste. Wir wissen, dass die Marsari gestern Abend in ihrem Wohnwagen den Besuch eines Mannes empfing. Ich habe feststellen lassen, dass man von dem Wohnwagen, in dem Sie sich befanden, Mr. Tiggers, das Fenster vom Wagen der Marsari im Auge behalten konnte. Wir haben ferner ermittelt, dass die Marsari gestern Abend nicht die Vorhänge zugezogen hatte. Wir wissen, dass es zwischen ihr und jenem Mann zu Zärtlichkeiten kam, die Sie doch wahrscheinlich beobachtet haben. Und außerdem, Mr. Tiggers, und das ist meine entscheidende Frage: Wie kam das

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