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0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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soll.«
    »Vielleicht in der Vergangenheit.«
    »Möglich. Man müßte wissen, wann es erbaut worden ist. Vielleicht hat hier mal ein Teufelsdiener gewohnt. Es ist alles drin, John, und ich spüre die Beklemmung.«
    Sirenen hörten wir beide. Die Mordkommission war alarmiert worden und kam.
    Ich lief zum Fenster, schaute hinaus und sah drei Wagen. Ein Troß von Reportern folgte ihnen. Da die Tote noch vor der Hauswand hing, hatten die Presseleute natürlich das beste Motiv. Sie würden mit den Aufnahmen die Sensationsgier der Leser anstacheln und die Auflagen für ein bis zwei Tage in die Höhe schnellen lassen.
    Ich ging wieder zurück. »Wir werden gleich verhört. Was sagen wir?«
    »Die Wahrheit.«
    »Sicher. Auch etwas von unseren Vermutungen?«
    »Um Himmels willen. Das würde uns doch keiner glauben, John. Nein, da halte ich mich lieber zurück.«
    Schon vernahmen wir auf der Treppe Schritte. Die Wohnungstür hatten wir geschlossen. Es schellte, Tanith erhob sich und ging durch den Flur, um zu öffnen.
    Gleich drei Männer polterten in die Wohnung. Zwei liefen sofort durch, bedachten mich mit einem knappen, kalten Blick und wandten sich sofort dem Fenster zu.
    Dann kam der Chef. Mit Tanith zusammen betrat er den Raum, sah mich und stutzte.
    »Wer sind Sie?«
    Ich sagte meinen Namen.
    »Mr. Sinclair ist ein Freund von mir«, erklärte die Wahrsagerin. »Er kommt aus London.«
    »Das höre ich schon am Dialekt«, erwiderte der Chef knurrig. »Aber damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben, werde ich Ihnen auch meinen Namen sagen. Ich bin Lieutenant Melvin und habe eines der beschissensten Reviere in New York zu leiten. Alles klar?«
    »Sicher.«
    Melvin machte mir den Eindruck eines Polizisten, der seine Illusionen verloren hat. Ihn würde man wohl kaum als Hauptdarsteller einer Fernsehserie aussuchen. Sein Haar war weiß und schütter geworden. Er trug einen abgewetzten Ledermantel, der grün schillerte. Eine Jacke hatte er sich nicht angezogen. Da der Mantel nicht geschlossen war, sah ich als weitere Kleidung Hemd, Hose und Strickweste.
    In seiner Gesichtshaut fielen die Falten auf. Die Lippen waren schmal wie Käsescheiben.
    Melvin setzte sich und sprach mit seinen Leuten. »Selbstmord?« rief er zum Fenster rüber.
    »Nein, Chef.«
    »Was macht euch so sicher?«
    »Die Erfahrung. Das ist dieselbe Scheiße wie bei den anderen drei Leichen.«
    »Okay, wird notiert.« Er hob den Kopf und schaute uns an. »Die vierte Leiche«, sagte er.
    »Das wissen wir«, meinte Tanith.
    »Schön. Aber ich habe das Gefühl, daß Sie mehr wissen, als sie eigentlich zugeben wollen.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Nur so. Schließlich ist das nicht der erste Tote in ihrem Haus. Oder täusche ich mich?«
    »Nein, Scarlet O´Banion ist ja auch umgebracht worden.«
    »Genau, die liebe Lucille ist tot. Ich möchte wetten, daß die neue Leiche auch zu ihrem Kundenkreis gehört.«
    »Die Wette würden Sie gewinnen, Lieutenant«, sagte ich.
    »Ja, Mister. Ich gewinne immer.« Er fixierte mich scharf. »Kann es sein, daß ich Sie schon mal gesehen habe«
    »Wenn Sie in London waren…«
    »Nein, hier.«
    »Ich bin nicht zum erstenmal in New York.«
    »Sinclair heißen Sie. Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es den Namen mehr als einmal. Aber ich weiß genau, daß er mir in einem bestimmten Zusammenhang schon untergekommen ist.«
    »Ich wüßte nicht, wo wir uns schon begegnet wären, Lieutenant. Wirklich nicht.«
    »Persönlich nicht. Aber Ihr Name…«
    »Sie sagten selbst, daß es viele Sinclairs gibt.«
    »Treiben Sie hier keine Wortspalterei. Sie bleiben ja noch in unserer netten Stadt.«
    »Natürlich.«
    »Dann präsentiere ich Ihnen auch die Lösung. Und jetzt will ich wissen, was Sie für Aussagen machen können.«
    »Keine.«
    »Das ist besser als nichts.« Er lachte grunzend. »Erzählen Sie von Beginn an.«
    Das tat ich auch. Natürlich verschwieg ich den geheimnisvollen Überfall am Flughafen, aber das wollte er auch nicht hören. Ihn interessierte die Entdeckung der Leiche.
    »Wir haben den Mord oder Selbstmord noch miterlebt, Lieutenant«, erklärte ich.
    »Und konnten nichts tun?«
    »Nein, wir waren zu weit weg.«
    »Sie sind dann ins Haus gelaufen?«
    »Ja.«
    »Wer ist Ihnen begegnet?«
    »Niemand.«
    »Das können Sie beschwören?« Melvin schaute uns der Reihe nach an.
    Diesmal gab Tanith die Antwort. »Sicher können wir das beschwören. Uns ist niemand begegnet.«
    Melvin hob den Kopf. Seine Lippen zuckten.

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