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0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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konnte ich nicht verstehen. Wahrscheinlich waren sie auch lautlos gesprochen worden, so mußte ich versuchen, sie an den Lippen der geheimnisvollen Erscheinung abzulesen.
    Ich tat mich schwer.
    Aber sie wiederholte immer nur ein Wort. Allmählich bekam ich so etwas wie Routine und wußte, was sie sagen wollte.
    GEFAHR!
    Ja, sie sprach die einzelnen Buchstaben, obwohl ich sie nicht hören konnte.
    GEFAHR!
    Abermals las ich diesen Begriff von ihren Lippen ab, und meine Hände ballten sich zu Fäusten. Dieses Geistwesen warnte mich vor einer Gefahr. Aber vor welcher?
    Sie konnte überall lauern. In jeder Ecke, in jedem Winkel dieses Hauses, konnte aus der Wand, der Decke und dem Boden kommen. War diese Warnung allgemein gehalten oder speziell?
    Das hätte ich gern gewußt und schaute die Gestalt weiterhin an. Da bemerkte ich, daß sie nicht nur in allgemeinen Worten sprach, sondern auch konkreter wurde.
    Ein zweites Wort formulierte sie. TANITH!
    Gefahr und Tanith. Ich brauchte wirklich nicht lange, um die beiden Begriffe in einen Zusammenhang zu bringen. Wer mich so warnte, der bewies mir, daß es höchste Eisenbahn wurde.
    Ich machte auf der Stelle kehrt und verließ das Zimmer mit langen Schritten. Rasch hatte ich auch den Gang hinter mich gebracht, riß die Wohnungstür auf und schaute in das düstere Treppenhaus.
    Auf der Fußabtretermatte blieb ich für einen Moment stehen. Im Haus war es fast still, bis auf die über mir erklingenden Schritte, die aus einer Wohnung drangen.
    Aber nicht nur dort. Auch von unten, wo sich die Haustür befand, hörte ich Geräusche.
    Und die waren schlimmer.
    Ein kaum unterdrücktes Stöhnen und Ächzen, dann zwei dumpfe Schläge und das irre Kichern.
    Mich hielt nichts mehr.
    Fast flog ich die Treppen hinunter. Mit einer Hand hielt ich mich am Geländer fest, nahm drei, vier Stufen auf einmal, auf den Holztreppen dröhnten die Schritte, und die Angst umkrallte mein Herz.
    Ich mußte es schaffen.
    Die letzten fünf Stufen nahm ich mit einem Sprung, fing mich gut ab, kreiselte herum und schaute in die Richtung, die zur Rückseite des Hauses führte.
    Leider war es zu dunkel, so daß ich nichts erkennen konnte. Nach einigen Schritten aber sah ich es.
    Tanith befand sich in einer lebensgefährlichen Lage. Jetzt hatte sie die Schlinge um den Hals. Das Paket mit den Hamburgern wurde von meiner Fußspitze weggeschleudert. Ich sah, wie Tanith kämpfte und mit den Hacken auf den gefliesten Boden schlug.
    Dann war ich bei ihr.
    Mit dem Kreuz.
    Kaum hatte ich es in die Nähe der Wahrsagerin gebracht, als die Schlinge sich vor meinen Augen auflöste und nicht mehr zu sehen war.
    Ich hörte das Kichern in dem Augenblick, als ich die zusammensackende Tanith auffing.
    Das Geräusch war über mir aufgeklungen, wo die Treppe nach oben führte. Ich drehte den Kopf, sah aber nichts. Der Unheimliche, wahrscheinlich der Henker, war verschwunden.
    Wieder einmal hatte er uns genarrt.
    Tanith lag in meinen Armen. Ihr Gesicht schimmerte blaß. Sie bewegte die Lippen, war jedoch zu schwach, um sich artikulieren zu können. Ich hatte dafür Verständnis, am Flughafen war mir schließlich dasselbe passiert.
    Leicht schlug ich gegen ihre Wange und sprach auf sie ein. Sie sollte wieder zu sich selbst finden, mehr als ein Stöhnen drang nicht über ihre Lippen.
    Ich nahm sie kurz entschlossen auf meine Arme und ging den Weg wieder zurück. In der Wohnung angekommen, atmete ich ein paarmal tief durch. Das Tragen hatte mich angestrengt, und ich legte Tanith auf das Bett.
    Als ich mich wieder aufrichtete, hauchte sie mir ihr »Danke« entgegen, was mich zu einem Lächeln veranlaßte.
    »Eine Hand wäscht die andere.«
    »Kann ich etwas zu trinken haben?« fragte sie.
    »Sicher.« Ich ging in die Küche, um Wasser zu holen. Mit einem zur Hälfte gefüllten Glas kehrte ich wieder zurück, setzte es der Wahrsagerin an die Lippen und ließ sie trinken.
    Das Wasser tat ihr gut. Tanith hatte sich aufgesetzt, ich stützte ihren Rücken.
    Sie leerte das Glas und ließ sich entspannt wieder zurücksinken. »Woher wußtest du, John, daß ich in Gefahr gewesen bin?«
    »Man hat mich gewarnt.«
    »Wer?« Sie schaute mich an, massierte dabei ihren Hals, und allmählich kehrte Farbe in ihr Gesicht zurück.
    »Lucille!«
    »Nein!« Tanith wollte sich aufsetzen, ich drückte sie wieder zurück.
    »Doch, ich habe sie gesehen. Sie ist blondhaarig, trug ein blaues Kleid, ich sah sie im Spiegel ihres Arbeitszimmers. Das ist der, der

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