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0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bewies mir, wie gut doch ihre Kondition und Konstitution waren.
    Ich nahm ebenfalls Platz. Diese Beschwörungen erlebte ich nicht zum erstenmal. Obwohl sie fast alle gleich abliefen, konnte man vor Überraschungen nie sicher sein, denn die Kräfte des Jenseits waren für extreme Reaktionen immer gut…
    ***
    Tanith bestand aus Körper und Konzentration. Dieser Vergleich sei mir gestattet. Sie hielt die Kugel mit beiden Händen umklammert, und dieses magische Hilfsmittel, das unter Umständen von dem großen Nostradamus stammte, verwuchs plötzlich mit ihrem Körper.
    Niemand von uns sprach. Die Stille innerhalb des rötlich erleuchteten Raums konnte man fast greifen.
    Es war praktisch nur die Mitte des Zimmers in dieser Farbe erhellt, Ecken und Wände blieben so ziemlich im Dunkeln.
    Ohne Medium würde es auch für die Hellseherin schwer werden, den Geist aus dem Jenseits zurückzuholen oder ihm nur Befehle zu geben.
    Tanith saß sehr gerade auf dem Stuhl, obwohl sie den Kopf ein wenig nach vorn gebeugt hatte. Ihr Blick war starr auf die rote Kugel gerichtet, dabei schien er hineinzutauchen und in der Unendlichkeit zu verschwinden.
    Noch drang kein Wort über ihre Lippen. Sie konzentrierte sich, versuchte auch ihren Geist so auszuweiten, daß er bereit war, um andere Strömungen nicht nur zu empfangen, sondern sie auch weiterzuleiten, damit Tanith sich artikulieren konnte.
    Sekunden verrannen.
    Ich hatte mein geweihtes Kreuz nicht weggesteckt. Es hing offen vor meiner Brust, und vielleicht konnte es dazu beitragen, daß sich die Weiße Magie noch verstärkte. Ich hoffte jedenfalls stark darauf, denn es sollte das Böse nach Möglichkeit von uns und dem Raum fernhalten.
    Womit ich speziell den Geist des Henkers meinte.
    Er war schließlich die große, schillernde Persönlichkeit in diesem geheimnisvollen Spiel um Tod und Verderben. Seine Rache aus dem Jenseits mußten wir stoppen.
    Schräg schaute ich die Frau an. Zuerst sah ich nur das Zucken ihrer Wangen, dann bewegten sich die Lippen, und plötzlich flossen Worte aus ihrem Mund.
    »Lucille…Lucille…hörst du mich?« Es klang wie ein tiefes Stöhnen, das die Wahrsagerin von sich gab. »Wenn du mich hörst, dann melde dich…«
    Ich saß gespannt auf dem Stuhl. Mein Blick war starr. Den Mund hatte ich halb geöffnet und atmete so flach wie möglich. Dann schaute ich auf die Kugel. Wenn Tanith tatsächlich Kontakt bekam, mußte es in der Kugel zu sehen sein.
    Dort tat sich nichts.
    Die Kugel blieb ruhig. In ihrem Innern wallten weder. Nebel noch Schleier auf, es schien so, als wäre sie ein völlig normaler Gegenstand und nicht magisch aufgeladen.
    Röchelnd holte Tanith Luft. Ich erschrak und war schon versucht, aufzuspringen, dann bemerkte ich, daß sie sich in einer Art Trance befand. Ihr Gesicht war bleich, Schweiß perlte auf der Haut, die Finger hatten sich noch um die Kugel gekrallt, sie zitterten allerdings, und dieses Zittern übertrug sich auch auf die Gestalt der Frau.
    Es war eine schreckliche Phase, in die sie hineingeriet. Ich konnte ihr nicht helfen, sie mußte sie aus eigenen Kräften überwinden.
    Hoch drückte sie ihren Kopf. Scharfe Falten und Linien hatten sich in die Haut gegraben und veränderten ihr Gesicht. Da zuckten Wangenmuskeln, auch an den Rändern der Augen bewegten sich die Muskeln, und nur allmählich kam sie zur Ruhe, wobei sie sich langsam nach vorn sinken ließ, die Arme anwinkelte und sich mit den Ellenbogen auf der grün bespannten Tischplatte abstützte.
    Tanith mußte einen Kontakt gespürt haben, sonst hätte sie auf keinen Fall so reagiert. Aber wie war dieser Kontakt ausgefallen? Negativ.
    Insofern negativ, daß er sie stark belastete. Konnte sich ein positiver Geist wie Lucille denn so bemerkbar machen?
    Das wollte ich kaum glauben. Aber die hatte den Namen ihrer Bekannten gerufen und rief ihn jetzt wieder, obwohl kaum mehr als ein Stöhnen aus ihrem Mund drang.
    Ich hatte Mühe, das Wort zu verstehen, und vor den Lippen der Frau sprühte Speichel. Plötzlich sprach sie mit relativ normaler Stimme weiter, auch die Hände umkrampften nicht mehr so hart und fest die Kugel, und die Worte waren an mich gerichtet.
    »John, ich glaube, ich habe versagt. Es ist einfach zu schwierig. Da steht etwas wie eine Wand.«
    »Der Henker?«
    »Ja.«
    »Kannst du ihn erfassen?«
    »Nein, leider nicht. Ich habe nur Bruchstücke erfahren. So ist er aus unergründlichen. Tiefen wieder erweckt worden, man holte seinen Geist an die Oberfläche.

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