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0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tanith, sondern einer Fremden, und ich ahnte, wer da zu mir sprach.
    Lucille!
    ***
    Ich schrie nicht, rannte auch nicht weg, sondern blieb ganz ruhig. Diesen Schock mußte ich erst einmal überwinden. Es dauerte Sekunden, bis ich wieder klar und logisch denken konnte.
    Lucilles Geist, den, ich zuerst im Spiegel gesehen hatte, war in ihren Körper gefahren. Er hatte dort Schutz vor diesem gefährlichen anderen Geist des Henkers.
    Eine andere Erklärung wußte ich nicht, und meiner Ansicht nach stimmte sie.
    »Ich habe Sie etwas gefragt, Mister«, hörte ich wieder ihre Stimme, und Tanith schaute mich dabei fest an.
    Es war schon seltsam, vor einer guten Bekannten zu stehen, die mit der Stimme einer anderen sprach. Auch mir gelang es nicht, so ohne weiteres darüber hinwegzugehen, und ich holte tief durch die Nase Luft.
    »Ich bin John Sinclair!«
    Tanith legte ihre Stirn in Falten. Sie dachte nach, sehr angestrengt sogar, schüttelte jedoch den Kopf und hob die Schultern. »Tut mir leid, aber ich habe nie etwas von Ihnen gehört. Sind Sie angemeldet, Mr. Sinclair?«
    »Nein.«
    »Dann kann ich Ihnen einen Termin geben. Lassen Sie uns in mein Büro gehen, ja?«
    »Natürlich.« Kopfschüttelnd und wie betäubt folgte ich der »Fremden« auf den Gang, wo wir uns nach rechts wandten, um das Büro zu erreichen. Tanith/Lucille ging ein wenig steif. Sie kam mir vor wie jemand der nicht so recht wußte, ob es gut war, was er tat.
    Sie öffnete die Tür und schritt in das Zimmer Vor ihrem Schreibtisch blieb sie stehen. Der Arm bewegte sich, fand den Schalter der Lampe, und unter dem roten Lackschirm leuchtete eine Birne. »Nehmen Sie doch Platz«, bat sie mich.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl. Er stand ihr genau gegenüber. Wir konnten uns anschauen.
    Nichts in ihrem Gesicht wies darauf hin, daß sie sich erinnerte oder mich erkannt hätte. Ich blieb für Tanith ein Fremder. »Nun, Mr. Sinclair, welchen Termin darf ich notieren?«
    »Ich richte mich da nach Ihnen.«
    »Pardon, aber ich bin ziemlich ausgebucht. Sie müssen verstehen, daß ich…«
    »Wann haben Sie Zeit?« unterbrach ich Tanith.
    »Ich könnte Sie morgen noch dazwischenschieben. Es ist ja wohl die erste Sitzung, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Waren Sie schon bei einer anderen Kollegin?«
    »Nein, ich habe mir durch einen Bekannten Ihre Adresse geben lassen und möchte Ihre Dienste in Anspruch nehmen. Sie haben einen guten Ruf.«
    Da lächelte sie geschmeichelt und erwiderte: »Man tut eben, was man kann, Mr. Sinclair.« Nach diesen Worten nickte sie. Ich kannte die Geste.
    Sie bedeutete, daß Tanith/Lucille das Gespräch für beendet erklärte.
    Bevor sie sich erhob, stand ich auf. Da hatte man mich sehr fein ausbalanciert. Was sollte ich jetzt machen? Bleiben? Das hätte sie kaum zugelassen. Die ganze Situation kam mir auf einmal so lächerlich vor.
    Gleichzeitig auch gefährlich, denn ich durfte Tanith nicht allein lassen. In ihrer Doppelexistenz glich sie einer lebenden Bombe, die jeden Augenblick explodieren konnte.
    Wenn ich allerdings blieb, würde sie mich bestimmt hinauswerfen oder mit der Polizei drohen. Da ich mein Inkognito wahren wollte, blieb mir nichts anderes übrig, als ihren Wünschen vorerst Folge zu leisten. Wenn ich aus der Wohnung war, würde ich auf jeden Fall in ihrer Nähe bleiben, das nahm ich mir fest vor.
    Und wo steckte der Geist des Henkers?
    Er hatte den Spiegel verlassen, dessen war ich sicher. Aber mir war nicht klar, wo er sich verborgen hielt. Irgendwo in diesen Räumen mußte er sich versteckt halten.
    Tanith/Lucille wollte mir sogar die Tür öffnen. Ihre linke Hand legte sie auf die Klinke, während sie mir die rechte entgegenstreckte. Dabei lächelte sie. Es war ein geschäftsmäßiges Lächeln, in ihren Augen blieb ein kühler Ausdruck.
    »Wir sehen uns dann morgen, Mr. Sinclair.«
    »Natürlich.« Ich nahm die angebotene Hand, wollte noch etwas sagen, als in diesem Augenblick die Klingel anschlug.
    Jetzt wurde es interessant!
    ***
    Tanith/Lucille löste die Hand aus der meinen. Sie runzelte dabei die Stirn, dachte nach und wurde ein wenig unsicher, denn ihr war anzumerken, daß sie mit Besuch nicht gerechnet hatte.
    »Wer kann das sein?« murmelte sie.
    Ich lachte. »Da fragen Sie mich? Tut mir leid, Sie machen die Termine«
    »Ja, natürlich, nur wüßte ich nicht, wen ich für jetzt eingeladen habe. Seltsam.«
    »Vielleicht eine gewisse Judy Jackson.«
    »Judy? Ach ja, ich glaube…nein…« Sie hob die Schultern und

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