Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0248 - Gatanos Galgenhand

0248 - Gatanos Galgenhand

Titel: 0248 - Gatanos Galgenhand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
erwiderte er. »Wo wollen Sie hin?«
    »Im Arbeitszimmer haben wir Platz.«
    »Nein«, meldete sich Tanith/Lucille. »Nicht dort. Gehen wir in meinen Empfangsraum. Am Tisch müssen wir uns niederlassen, da ist es besser, das fühle ich.«
    »Ich war derselben Ansicht«, erklärte ich. »Habe mich nur falsch ausgedrückt.«
    »Sicher.« Tanith/Lucille drehte sich um und ging vor. Ich folgte ihr schnell und hielt mich an ihrer Seite. Sie traf auch keine Anstalten, mich aus der Wohnung zu weisen. Anscheinend hatte sie sich mit meiner Anwesenheit abgefunden.
    Vier Stühle standen bereit. Plätze für uns alle. Ich hatte ein sehr ungutes Gefühl, das sich verstärkte, als ich meinen Fuß über die Schwelle des Zimmers setzte.
    Die Atmosphäre schien sich verändert zu haben. Sie war praller oder dichter geworden.
    Da lauerte etwas Böses.
    Ich schaute auf die Kugel und auf die Spiegelscherben. Die Kugel stand harmlos auf dem Tisch. Nichts deutete darauf hin, welch eine Kraft in ihr steckte.
    Schweigend nahmen Tanith/Lucille und ich Platz. Auch die anderen sprachen nicht, als sie den Raum betraten. Judy war bleich geworden, während aus dem Gesicht des Mannes der spöttische Ausdruck noch immer nicht gewichen war.
    Hier bahnte sich etwas an, das er wohl nicht verkraften konnte. Seine Lippen zuckten ein wenig. Er machte mir den Eindruck, als wollte er anfangen zu reden, überlegte es sich jedoch anders und schwieg.
    Tanith/Lucille saß links von mir, dieser Bernie rechts, und Judy hatte mir gegenüber ihren Platz gefunden.
    Sie war von uns am nervösesten. Wenigstens nach außen hin. Sie spielte mit ihren Fingern, knetete sie und schluckte ein paarmal.
    Ich ließ sie nicht aus den Augen. Ihr Blick konnte nicht auf einer Stelle bleiben. Er irrlichterte. Einmal schaute sie die Kugel an, sehr skeptisch, dann wieder suchte sie eine imaginäre Stelle an der Wand. Nie war sie voll bei der Sache.
    Tanith/Lucille umfaßte die Kugel. Bernie sah dies als Zeichen an, wandte sich an seine Begleiterin.
    »Los, Süße, sag was. Raus mit deinem Problem. Wir haben schon zuviel Zeit verloren.«
    »Nein!« Klar und deutlich klang die Antwort der Wahrsagerin. »Hier werden jetzt keine Fragen gestellt, ich rede!«
    »Moment mal«, mischte sich Bernie ein. »So geht das aber nicht.« Er wedelte mit der Hand. »Schließlich sind wir gekommen, und wir bezahlen auch. Wir waren angemeldet, hatten einen Termin, und jetzt machen Sie diese Sprüche. Wir haben unsere Zeit nicht gestohlen. Schreiben Sie sich das hinter die Ohren.«
    »Es bleibt dabei«, entschied die Hellseherin.
    Bernie lief rot an und wollte aufspringen, doch meine harte Stimme stoppte ihn. »Lassen Sie das, verdammt.«
    Er setzte sich wieder. Allmählich nur glitt er dabei auf seinen Stuhl zurück. Er bedachte mich dabei mit feindlichen Blicken. Einen Freund hatte ich mir nicht gemacht.
    Nun schwieg er.
    Auch Judy und ich redeten nicht mehr. Wir alle konzentrierten uns auf Tanith/Lucille und waren gespannt darauf, was sie uns zu sagen hatte.
    Sie beugte sich vor und hatte nur die Kugel im Blickfeld. Ihre Hände fanden automatisch die Rundung, legten sich um den Gegenstand, und die grün lackierten Nägel berührten sich an der gegenüberliegenden Seite der Kugel.
    Es vergingen einige Sekunden. Tanith/Lucille übte sich in Konzentrationsübungen, sie atmete ein paarmal tief durch, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden und sie lösen zu können.
    Dann sprach sie plötzlich. Es war die Stimme der Lucille, die aus ihrem Mund drang, doch was sie sagte, war für uns ungemein interessant, denn sie gab uns Hinweise und Erklärungen, die sonst wahrscheinlich immer im Dunkel der Zeit geblieben wären.
    »Der Tag, an dem sie Gatano begruben, ist lange her. Es war in einer stürmischen Nacht, als zwei angeheuerte Männer den Sarg mit der. Leiche des Henkers wegschafften. Sie sollten ihn in unheiliger Erde begraben, irgendwo an der Küste. Aber das Schicksal meinte es gütig. Es schickte den Regen, den Schnee und die Nacht. Die Männer wollten nicht weiter fahren. An einer einsamen Stelle hielten sie an, holten den Sarg vom Wagen und trugen ihn auf ein Feld, wo sie eine Grube aushoben und Gatano verscharrten. Es war genau das, was der Henker gewollt hatte. Zu seinen Lebzeiten hatte man ihn gebraucht. Er hatte Hunderte von Verbrechern an den Galgen gebracht, und er streifte ihnen die Schlinge immer nur mit einer Hand über den Kopf. Deshalb nannte man ihn Gatano, die Galgenhand. Mit diesem Namen

Weitere Kostenlose Bücher