0249 - Der Geist der Maschine
formte wieder molekularen Sauerstoff. Ein kleiner Bruchteil des atomaren Gases verband sich jedoch mit schon vorhandenem molekularem Sauerstoff und erzeugte Ozon. Das Ozonmolekül, aus drei Sauerstoffatomen bestehend, ist ein instabiles Gebilde. Die Tatsache, daß Sid Lippman noch lange nach dem Verschwinden des Fremden beträchtliche Ozonmengen nachweisen konnte, wies darauf hin, daß die Atmosphäre des Reglerraums während der Anwesenheit des Ungeheuers mit Ozon förmlich geschwängert gewesen sein mußte.
Steve Kantors ungewöhnliches Abenteuer hatte zwei unmittelbare Folgen. Zunächst wurden alle kritischen Räume des Stützpunktes mit Ozon-Monitoren ausgerüstet. Die Monitore sprachen an, sobald die Konzentration an Ozon in ihrer Umgebung einen gewissen Schwellenwert überstieg. Auf diese Weise war man sicher, daß das energetische Ungeheuer sich nicht unbemerkt in der Nähe wichtiger Geräte herumtreiben konnte.
Zweitens erhielten die neuangekommenen Ingenieure und Wissenschaftler die Anweisung, ihre Handwaffen ständig bei sich zu tragen. Steve Kantor hätte wahrscheinlich keine Hilfe benötigt, wenn er seinen Blaster bei sich gehabt hätte. Das Ungeheuer schien trotz seiner rein energetischen Struktur den Aufprall von Blastersalven nicht gut zu vertragen.
Gelinder Optimismus verbreitete sich auf Kalif, nachdem diese Anordnungen getroffen worden waren. Endlich war eine Spur gefunden worden. Es konnte sich jetzt nur noch um Stunden handeln, bis das fremde Ungetüm aufgespürt und unschädlich gemacht wurde. Hunderte von Mannschaften und Unteroffizieren, die über die Existenz des Fremden in aller Eile informiert worden waren, standen überall bereit, um auf die Alarmsignale der Ozon-Monitore zu reagieren und das Monstrum zu fassen.
Jagdfieber herrschte in den Gängen und Hallen von Kalif. Die Leute unterhielten sich mit gedämpfter Stimme, als hätten sie Angst, die Pfeifsignale der Monitoren zu überhören.
Das erste, was sie zu hören bekamen, war kein Pfeifton, sondern das an- und abschwellende Heulen von Sirenen, Nicht die Monitoren hatten angesprochen, sondern das Warnsystem der automatischen Orterstation an der Oberfläche des Asteroiden.
Die Maahks griffen an. Blitzende Schauer von Energie wurden aus den beiden Sonnen gerissen, als der Transmitter in Tätigkeit trat und die mächtigen Raumschiffe entstehen ließ, in denen die Maahks den weiten Sprung von Andro-Alpha gewagt hatten.
Sie hatten nicht gewußt, ob der Transmitter noch arbeitete, und waren trotzdem gekommen. Und selbst jetzt, da sie hier waren, wußten sie nicht, ob ihnen die Rückkehr jemals glücken würde: denn wenn der Transmitter-Sender nicht mehr funktionierte, waren sie gefangen. Die Triebwerke ihrer Schiffe waren zu schwach für einen Flug über vierhunderttausend Lichtjahre.
Was für Wesen mußten das sein! Ihr Leben galt ihnen nichts.
Beladen mit einem Gefahrenrisiko, das kein terranischer Kommandant seinen Soldaten zugemutet hätte, waren sie aufgebrochen - nur um den Befehl auszuführen, den die „Meister der Insel" gegeben hatten.
Reginald Bull schauderte, als er sich die Mentalität der Wesen vorzustellen versuchte, die die walzenförmigen Raumschiffe bemannten. Er atmete auf, als das wilde Flackern des Transmitters endlich erlosch und die Ortung meldete, daß insgesamt zweiundfünfzig Einheiten im Schrotschuß-System aufgetaucht wären.
Tödliche Stille herrschte im Ring der Asteroiden, der die beiden Sonnen wie eine gewaltige, poröse Kugelschale umgab. Die fünftausend Einheiten der Wachflotte hielten sich im Ortungsschatten einzelner Planetoiden versteckt.
Der Gegner näherte sich mit Vorsieht. Seit der Zerstörung des einstigen Riesenplaneten hatte so gut wie kein Maahk-Schiff das System der Doppelsonne zu sehen bekommen, und die wenigen, die hierher vorgedrungen waren, hatten sich nicht die Mühe gemacht, exakte Karten des Asteroidengewimmels anzufertigen.
Der Planetoidenring war äußerst gefährliches Fahrwasser. Die Maahks hatten sich dazu entschlossen, im festen Verband zu operieren. Das machte die Sache noch tückischer.
Die Walzenschiffe waren von grünleuchtenden Schutzschirmen umgeben. Noch vor einem halben Jahr hatte der grüne Feldschirm, der von den „Meistern der Insel" und ihren Hilfsvölkern benutzt wurde, als undurchdringlich gegolten. Inzwischen jedoch war die terranische Wissenschaft dem Geheimnis auf die Spur gekommen, Hunderte, Tausende von Kriegsschiffen waren innerhalb kürzester Zeit
Weitere Kostenlose Bücher