0249 - Der Geist der Maschine
Selbst Icho Tolot, der fast unzerstörbare Haluter, hatte sein Teil abbekommen und konnte sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten. Was im einzelnen geschehen war, daran erinnerte er sich nicht genau, Innerhalb eines Sekundenbruchteils, beschrieb er, habe sich die Reglerhalle mit einem dichten Nebel gefüllt. Er hatte die terranischen Ingenieure schreien hören und selbst gespürt, wie sich etwas an seiner Körpersubstanz zu schaffen machte, als wollte es ihm alle Lebensenergie aus dem Leib ziehen. Als der Nebel verschwand, lagen seine Mitarbeiter steif und wie tot auf dem Boden, und er selbst hatte Mühe, seinen mächtigen Körper aufrechtzuhalten. Der Regler selbst und die ausgebauten Einzelteile lagen und standen noch genauso wie vor dem rätselhaften Ereignis. Die Wut des geheimnisvollen Angreifers hatte allein den Männern gegolten, die in der Reglerhalle arbeiteten.
Für Reginald Bull und seine Verteidigungsplanung bedeutete der Vorfall einen schweren Rückschlag. Icho Tolot selbst gab an, er brauche etwa drei Stunden, um wieder zu Kräften zu kommen.
Diese drei Stunden waren verloren, denn keiner der terranischen Wissenschaftler konnte ohne Anweisung an der Sperrschaltung arbeiten. Und selbst wenn die Arbeit nach drei Stunden wieder fortgesetzt wurde, gab es noch immer keine Garantie dafür, daß das rätselhafte Ereignis sich nicht wiederholen werde.
Steve Kantor erfuhr von dem Vorfall, als er mit Lucas und Lott im Meßschreibraum alte Aufzeichnungen untersuchte. Sid Lippman war damit beschäftigt, eine Liste all der Ozon-Monitoren anzufertigen, die kurz vor oder während des Ereignisses Alarm gegeben hatten. Eine Ordonnanz betrat den Raum und beorderte Steve zu Oberstleutnant Koenig.
Auf dem Weg zu Koenigs Labor erhielt er einen knappen Bericht der Geschehnisse. Genau wie jeder andere begann er, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, welches Ziel der Unbekannte verfolge. Während er darüber nachdachte, kam ihm ein neuer Gedanke. Er hatte keine Zeit mehr, ihn auszuspinnen. Zusammen mit der Ordonnanz betrat er Koenigs kleinen Büroraum. Koenig saß hinter seinem Schreibtisch und machte einen nervösen, fast zerfahrenen Eindruck.
„Was halten Sie von der Sache?" fragte er ohne Übergang.
Steve arbeitete immer noch an der Idee, die ihm vor wenigen Augenblicken gekommen war.
„Ich weiß nicht so recht, Sir", antwortete er unbeholfen.
„Zum Donnerwetter, Sie sind der Spezialist", explodierte Koenig.
„Wenn Sie nicht wissen, was Sie sagen sollen, wer soll's dann?"
Steve bedachte ihn mit einem er staunten Blick.
„Durch Brüllen ist der Sache kaum gedient", wies er Koenig zurecht. „Ich habe von dem Vorfall erst auf dem Weg hierher erfahren. Ich hatte also drei Minuten Zeit, darüber nachzudenken.
Was erwarten Sie? Ein Wunder?"
Koenig sank in seinen Stuhl zurück und murmelte eine Entschuldigung. Steve sah ihm an, daß er am Rand seiner Nervenkraft angelangt war. Ohne Aufforderung zog er einen Stuhl herbei und setzte sich Koenig gegenüber.
„Die Sache gewinnt jedoch einen neuen Aspekt, Sir", sagte er ruhig, als handelte es sich um etwas völlig Nebensächliches.
Koenig fuhr in die Höhe. „Was meinen Sie damit?"
„Wir wissen mit Sicherheit", stellte Steve nüchtern fest, „daß es sich bei dem energetischen Gebilde nicht um einen Spion der Maahks handelt.
Die Frage erhebt sich: Welchen Zweck erfüllt es dann? Wir kennen die richtige Antwort nicht, aber wir können Vermutungen anstellen.
Zum Beispiel: Im Laufe der letzten zwanzig Stunden wurde das Ungeheuer zweimal im Reglerraum beobachtet. Der Regler ist ohne Zweifel die wichtigste Komponente des Transmitter-Kontrollsystems. Könnte man da nicht auf die Vermutung kommen, daß es sich bei dem Energiegebilde um ein Wesen handelt, dessen Aufgabe es ist, die Transmitterkontrollen vor unbefugtem Eingriff zu schützen?"
Koenig bekam große Augen. „Wesen?" wiederholte er verblüfft. „Sie sprechen von dem Ding, als wäre es belebt."
„Es ist in der Lage, zielbewußt vorzugehen", wiederholte Steve sein altes Argument. „Also wird es entweder ferngesteuert, oder es besitzt eigene Intelligenz. Für unsere Aufgabe ist es gleichgültig, welche von den beiden Erklärungen die richtige ist."
Koenig dachte darüber nach. Nach einer Weile fing er an zu nicken.
„Ihre Idee hat etwas für sich", gab er zu. „Aber hilft sie uns weiter?" Steve lächelte. „Nicht ohne weiteres. Wir müssen unsere Phantasie noch ein wenig stärker
Weitere Kostenlose Bücher