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0249 - Die Stunde der Bestien

0249 - Die Stunde der Bestien

Titel: 0249 - Die Stunde der Bestien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Stunde der Bestien (2 of 2)
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Liebe«, erkundigte sich Phil interessiert. »Aber sie war doch erst sechzehn oder siebzehn Jahre, als sie bei ihnen anfing mit Bodenakrobatik.«
    »Nun ja, ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Zuerst war es ja gar keine unglückliche Liebe. Sie träumte von dem Wiedersehen mit einem jungen Mann. Aber sie wollte dieses Wiedersehen erst herbeiführen, wenn sie eine berühmte Artistin geworden war. Wer weiß, wie sie zu diesem Entschluss kam? Junge Mädchen haben manchmal sehr eigentümliche Stimmungen.«
    »Und dieses Wiedersehen sollte in Bloomington stattfinden?«
    »Ja. Deswegen drängte Joan doch darauf, dass wir in Bloomington spielten. Ich habe sie ein wenig dabei unterstützt. Warum sollten wir nicht in Bloomington spielen, wo wir doch in hundert anderen Städten auch spielten? Aber mein Mann meinte, Bloomington wäre zu klein. Es lohne sich nicht einmal die Transportkosten.«
    »Aber Sie haben sich mit weiblicher Diplomatie durchgesetzt?«, lächelte Phil.
    »Ja«, nickte die alte Dame selbstbewusst. »Wenn ich es will, setze ich meine Wünsche immer durch, junger Mann. Natürlich gab es erst den üblichen Krach. Mein Mann macht immer erst Krach, aber hinterher tut er doch, was ich will.«
    »Man kann also sagen, dass ein ganzer Zirkus nach Bloomington ging, nur weil die Orsini es haben wollte.«
    »Die Orsini und ich, vergessen Sie das nicht. Ich war die Frau des Direktors und die Orsini war der Star der Truppe. Zwei solchen Mächten muss sich sogar ein Bär wie mein Mann beugen.«
    »Verlief denn nun das erhoffte Wiedersehen der Orsini mit ihrer Jugendliebe so, wie sie es sich vorgestellt hatte?«
    Die alte Dame winke ab.
    »Ach, es war schrecklich. Zur Eröffnungsvorstellung bekam die Orsini einen Rosenstrauß. Mister Decker, ich bin vollkommen sicher, dass Sie noch nie einen solchen Strauß gesehen haben. Es war ein Meer von Blumen. Ich habe nie so einen schönen Strauß bekommen.«
    »Aber wieso war das schrecklich?«, erkundigte sich Phil, der mit List und Tücke die alte Dame von ihren Abschweifungen immer zurück zu seinem Thema führte.
    »Der Strauß war nicht schrecklich, der war ein Gedicht. Aber der Brief dabei. Nein, ich habe Joan noch nie so unglücklich gesehen wie danach, als sie diesen Brief gelesen hatte.«
    »Was stand denn drin?«, fragte Phil sehr direkt.
    »Ach, das alte Lied. Der Kerl hatte Joan natürlich längst vergessen, so musste man aus dem Brief entnehmen. Er hätte eine andere geheiratet und auch schon ein paar Kinder. Deshalb könnte er auch nicht zu einer Vorstellung kommen - Das schrieb er in dem Brief.«
    »Sie sagen das mit einer so seltsamen Betonung. Stimmte denn das nicht?«
    »Keine Spur von der Geschichte war wahr. Joan war todunglücklich, als sie den Brief gelesen hatte. Mir tat sie Leid, und zugleich war ich furchtbar wütend auf diesen treulosen Kerl. Und da habe ich ihn besucht.«
    »Sie haben -«, staunte Phil.
    »Ja! Ich habe ihn besucht. Zuerst einmal wollte ich ihm meine Meinung sagen. Und dann wollte ich mir auch einmal die junge Frau ansehen. Ich wollte wissen, wie eine Frau aussieht, die vor Joan den Vorzug erhalten hatte. Und Sie glauben nicht, was dabei herauskam, Mister Decker.«
    »Was denn?«
    Die alte Dame beugte sich vor, ganz im Bann ihrer Erinnerungen.
    »Er war weder verheiratet, noch hatte er Kinder. Er hatte Joan auch nicht vergessen.«
    »Na, dann war doch alles gut«, rief Phil.
    »Eben nicht«, seufzte Mrs. Johnson. »Ganz und gar nicht. Er hatte einen schweren Autounfall erlebt und war gelähmt. Er kann bis ans Ende seines Lebens nur noch im Rollstuhl sitzen.«
    »Oh, das ist wirklich furchtbar«, murmelte Phil.
    »Ja, nicht wahr? Beschämt fuhr ich zurück zum Zirkus. Joan wusste nichts davon, dass ich ihre stille Liebe aufgesucht hatte. Aber als ich sah, wie schwer sie es nahm, dass er eine andere geheiratet haben sollte, da wollte ich sie trösten. Na ja, da habe ich ihr eben die Wahrheit erzählt.«
    »Wie wirkte das auf sie?«
    Mrs. Johnson seufzte.
    »Wie soll so etwas wirken. Sie war froh und unglücklich zugleich. Sie lief mir davon wie ein junges Mädchen:«
    »Trug sie sich etwa mit dem Gedanken, ihre Karriere als Artistin aufzugeben und bei diesem Mann zu bleiben?«
    Die alte Dame seufzte wieder.
    »Es lässt sich leider nicht bestreiten, dass sie sich mit solchen Plänen beschäftigt haben muss. Natürlich habe ich versucht es ihr auszureden. Auch Beppo redete auf sie ein.«
    »Beppo?«, unterbrach Phil. »Wie kam ausgerechnet

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