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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hätte.
    Er untersuchte gerade Isoldes Schlaflager, als deren Stimme hinter ihm ertönte. Da Speyer ihr unter keinen Umständen verraten wollte, was er hier wirklich suchte, tat er so, als hätte er sich nur hereingeschlichen, um den Duft ihres Bettgewandes zu genießen.
    Da legte sie sich auch schon hin und riß ihn in brutaler Leidenschaft an sich. So wurde er ihr Liebhaber. Er brauchte das nicht einmal zu bereuen, und doch – er hatte Zenta gegenüber Gewissensbisse. Aber es zeigte sich, daß das Mädchen mit der Narbe ihm nicht gram war. Von ihr wußte er ja, daß sie nichts von körperlicher Liebe wissen wollte. Sie begehrte nur seine Freundschaft; und seiner Freundschaft konnte sie gewiß sein, das fühlte sie.
    So wurde Zenta Eytzinger seine Vertraute.
    In dieser Nacht kam Gherves Apillion übel zugerichtet zum Lager zurück. Er war stockbesoffen, so daß niemand ein vernünftiges Wort aus ihm herausbekommen konnte. Wenig später kam auch der Zwerg Odrigue zurück, der den Prinzipal begleitet hatte. Er berichtete, was vorgefallen war.
    Zuerst habe man sie beide in der Schenke hochleben lassen. Odrigue mußte singen, und jedesmal, wenn er sich versprach, flößte man ihm Wein ein, Wein, der ekelhaft süß schmeckte und nach dessen Genuß man sich selbst vergaß. Ein Zaubertrank, behauptete der Gnom. Und sobald er zu dieser Überzeugung gelangt war, spuckte er den Wein immer heimlich aus, anstatt ihn hinunterzuschlucken. So blieb er halbwegs nüchtern.
    Dem Prinzipal erging es weniger gut. Er trank alles in sich hinein, was man ihm in Bechern und Krügen reichte: und dann forderte man ihn auf, Personen aus seinen Stücken zu spielen; und er spielte bis zum Umfallen. Dabei traktierte man ihn mit Schlägen. Immer wenn er Stöße in den Rücken bekam und sich umdrehte, wurde er von der anderen Seite geschlagen, so daß er nie wußte, von wem die Knüffe kamen. Und alle lachten ihm dabei freundlich ins Gesicht. Dann tanzte man mit ihm. Es war ein Tanz, wie Odrigue ihn noch nie gesehen hatte. Die Männer entblößten sich dabei und rissen auch dem Prinzipal die Kleider vom Leib. Sie fügten sich selbst und anderen Wunden mit glosenden Holzscheiten zu – und natürlich auch Apillion.
    Zu diesem Zeitpunkt lief Odrigue aus der Kneipe, um Hilfe zu holen, weil er fürchtete, daß sich der Prinzipal noch zu Tode tanzen würde, aber man bemerkte seine Flucht, und die Meute verfolgte ihn. Auf seinen kurzen Beinen wäre er sicherlich nicht weit gekommen, wenn er nicht den Einfall gehabt hätte, sich in der verlassenen Schmiede zu verstecken. Dort suchte man ihn nicht. Er wartete, bis es wieder still im Dorf war, dann rannte er hierher.
    »Das ganze Dorf ist von einem bösen Dämon verhext«, behauptete der Zwerg, aber von hier fortgehen wollte und konnte auch er nicht.
    Die Komödianten konnten Fastnacht kaum erwarten. Der Prinzipal probte mit ihnen immer wieder das Schauspiel und nahm ständig Änderungen vor. Als Speyer den Prinzipal wieder einmal nach seiner Rolle fragte, gab dieser sich unschlüssig. Erst als Speyer tief in seinen Säckel griff und einige Taler in die aufgehaltene Hand Apillions fallen ließ, hatte dieser eine plötzliche Eingebung.
    »Jetzt weiß ich, wer du sein wirst, Georg!« rief er aus.
    Seit sie in Haßfurt waren, duzten sich alle Komödianten untereinander. Man war plötzlich eine verschworene Gemeinschaft – verschworen bis in den entsetzlichen Tod, wie Speyer bei sich dachte.
    »Du bist der Freund der Magd«, fuhr Apillion fort. »Du kommst gerade in jenem Augenblick in die Schmiede, als Adolar Zappel den schweren Hammer gegen die Seinen erhebt. Wollen wir das alles einmal durchprobieren?«
    Speyer bekam eine Maske, die dem Gesicht des geistesgestörten Sohnes Probus vom Mohrenwirt ähnelte; jedenfalls hatte die Maske denselben debilen Gesichtsausdruck. Der Prinzipal selbst spielte den Schmied. Seine Maske hatte einen brutalen Ausdruck und war so brandrot wie das Feuer in der Esse – oder in der Hölle. Er schwang einen Hammer, der fast so groß war wie er selbst, jedoch federleicht. Odrigue sollte das jüngste Kind des Schmiedes mimen. Wie in der Wirklichkeit würde er als erster erschlagen werden. Deshalb trug er eine Kindermaske, die in der Mitte senkrecht durchschnitten war. Wenn ihn der Schmiedehammer traf, würden sich die beiden Gesichtshälften verschieben – und von diesem Augenblick an sollte Odrigue als Erzähler fungieren, der die weiteren Geschehnisse mit seinen Liedern

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