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025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus

Titel: 025 - Die Todesmasken des Dr. Faustus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Komödianten erlauben konnte, sie ständig zu beleidigen. Als Apillion verstummte, gab der Hauptmann seinen Leuten ein Zeichen, und diese begannen die Wohnwagen zu durchsuchen.
    Speyer beobachtete sie gespannt. Da die Landsknechte zu sehr in ihre Tätigkeit vertieft waren, konnte er unbemerkt die Vorbereitungen für eine Flucht treffen. Falls sie den Goldenen Drudenfuß fanden, würde er ihn ihnen abnehmen und sich damit davonmachen, koste es was es wolle.
    Zenta merkte, wie er verstohlen ein Zugpferd sattelte, das dem Prinzipal bei besonderen Gelegenheiten auch als Reittier diente.
    »Bereitet für mich auch ein Pferd vor«, raunte sie ihm zu. »Ich komme mit.«
    Doch Speyer brauchte seine Fluchtpläne nicht zu verwirklichen. Die Landsknechte durchsuchten zwar jeden Winkel der beiden Wohnwagen, kehrten das Unterste zuoberst, krochen unter sie und leuchteten mit ihren Fackeln überall hin, den Drudenfuß aber fanden sie nicht.
    Speyer konnte aufatmen. Genau besehen hatten ihm die Landsknechte sogar Arbeit abgenommen. So konnte er sich vorerst darauf beschränken, sein Augenmerk auf den dritten Wohnwagen zu konzentrieren, der sich noch beim ursprünglichen Lagerplatz befand.
    Es dauerte fast die ganze Nacht, die Unordnung, die die Landsknechte zurückgelassen hatten, zu beseitigen. Als man am nächsten Morgen alles für den Aufbruch vorbereitete, trafen Cornelius Piffl und Tassilio Rothorst mit dem dritten Wohnwagen ein.
    Der Zug der Komödianten setzte sich in Richtung Haßfurt in Bewegung.

    Haßfurt war ein kleiner Ort mit fünfzig Häusern am Fuße eines Hügels, auf dem ein imposantes Schloß thronte. Es lag eine Tagreise südlich von Köln. Der Prinzipal war am meisten von dem Schloß beeindruckt. Dies mußte die Residenz des Fürsten Hector I. sein, auf dem zur Fastnacht sein neuestes – sein bestes und reifstes – Werk seine Uraufführung erleben würde.
    »Ich hoffe, ihr habt alle eure Rollen gelernt«, sagte der Prinzipal zu seinen Leuten. Er ritt der Kolonne aus drei Wohnwagen voran und trug sein bestes Kostüm.
    »Ich weiß noch nicht einmal, was ich spielen soll«, meinte Speyer, der zusammen mit Isolde und dem Zwerg Odrigue auf dem Kutschbock des einen Wohnwagens saß.
    »Keine Sorge, Herr Georg«, beruhigte ihn Apillion mit einer schwungvollen Handbewegung. »Die Rolle ist Euch wie auf den Leib geschrieben.«
    Die Laune des Prinzipals verschlechterte sich aber zunehmend, je näher sie dem Ort kamen; und als sie auf der Hauptstraße an den ersten Häusern vorbeifuhren, hatte sie ihren Tiefpunkt erreicht.
    Niemand war erschienen, um den Einzug der Komödianten mitzuerleben. Keine Mädchen standen entlang der Straße, um den Schauspielern Strohblumen zuzuwerfen. In den Fenstern tauchten nicht die Alten auf. Nicht einmal die Kinder erschienen, die sonst immer die ersten waren, wenn die Komödianten mit Spiel und Gesang einzogen.
    Odrigue zupfte an der Laute und sang seine Verse auf den großen Cherves Apillion, aber niemand hörte ihm zu. Die Mädchen in ihren Phantasiekostümen tänzelten in gespielter Ausgelassenheit über die staubige Straße, allen voran Ada Madrigal, die Fleischberge, die aus ihrem tiefen Dekollete ragten, blaugefroren. Aber für wen das alles? Nicht einmal die Hunde kamen, um die Pferde anzubellen.
    »Was ist das für ein Empfang?« rief der Prinzipal verärgert. »Ist dieses Dorf ausgestorben? Fastnacht steht ins Haus, aber statt guter Laune, Heiterkeit und Trubel herrscht hier Trauer.«
    Die Straße machte nach dem dritten Haus einen Bogen. Dort stand ein alter Mann, der sich zitternd auf seinen Stock stützte. Als er den Zug der Komödianten erblickte, hob er seinen Stock und winkte. Apillion strahlte, winkte ihm gönnerhaft zu und ritt zu ihm hin.
    »Habt ihr in Haßfurt die Pest, Alter, daß niemand auf der Straße zu sehen ist?«
    Der Alte schüttelte den Kopf, lächelte und zeigte dabei sein zahnloses Maul.
    »Was ist dann los, daß niemand zu unserer Begrüßung erscheint?«
    »Heute findet die Hinrichtung des Schmiedes statt«, antwortete der Alte und setzte seinen Weg fort.
    Als der Komödiantenzug um die Biegung der Straße kam, sah Speyer eine riesige Menschenmenge, die sich auf dem Hauptplatz drängte. Das ganze Dorf mußte sich hier versammelt haben.
    Der Prinzipal ritt an die Menge heran. Einige Leute drehten sich um, blickten jedoch sofort wieder weg. Die buntgekleideten Leute schienen sie überhaupt nicht zu interessieren; sie waren ganz und gar von den

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