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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Komplicen, beide Gauner und blind wie er. Wir nannten sie ›die toten Augen von London‹, weil sie sich schneller bewegen konnten als jeder Sehende und der dickste Nebel nichts bedeutete für sie. Jake der Blinde war immer der Boß. Einer von ihnen verschwand, ich horte, er wäre tot, und dann vernahmen wir fast ein Jahr nichts mehr von ihnen, bis auf einmal der blinde Jake wieder auftauchte. Er hat Geld wie Heu ...«
    »Gut, Sie haben also den blinden Jake getroffen?«
    »Ja. Er gab mir den Plan ,..«
    »Aber der war doch nicht von ihm«, unterbrach sie Larry. »Er konnte ihn doch nicht zeichnen.«
    »Der sicher nicht«, sagte sie verächtlich. »Nein, er hatte den Plan eben bei sich. Ich muß ihn irgendwo haben. Vielleicht in der Handtasche, die Sie mir abgenommen haben.«
    »Zerbrechen Sie sich darüber nicht den Kopf. Ich habe ihn im Büro gefunden.«
    »Der blinde Jake also sagte mir, was ich zu tun hatte, daß er mir den Mantel und Hut geben würde, den die junge Dame hier immer trug, wenn sie ins Präsidium kam, daß ich beim Pförtner ›Nummer 47‹ sagen und dann schnell nach oben gehen müßte.«
    »Was sollten Sie holen?«
    »Eine kleine, braune Papierrolle. Er hat mir genau beschrieben, wie sie aussieht und daß sie in einer Schale liegt.« Sie zuckte die Schultern. »Ich möchte wissen, wie er das herausgefunden hat.«
    »Wo kann ich den blinden Jake finden?« fragte Larry.
    »Den können Sie nirgends finden, und am Tage läßt er sich überhaupt nicht blicken.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Er ist riesengroß und stark wie ein Ochse.«
    Also nicht der Streichholzhändler - der war sehr klein gewesen. Aber der Mann auf der Treppe? Groß und riesenstark - so hatte Diana ihn beschrieben.
    »Wann haben Sie die Papierrolle weitergegeben?«
    »Heute morgen gegen zwei Uhr. Um diese Zeit sollte ich ihn am unteren Ende der Arundel Street, nahe beim Kai, treffen.«
    »Wissen Sie, wo er wohnt?«
    »Nein. Vor Jahren wohnten sie in Todds Heim. Das ist eine Blindenanstalt in Lissom Lane, Paddington, wo blinde Straßenhändler unterkommen können. Aber ich glaube nicht, daß er noch dort ist.«
    Er führte Fanny Weldon in die Wachstube zurück.
    »Sie können sie freilassen - auf meine Verantwortung«, sagte er zum diensttuenden Beamten. »Sie, Fanny, melden sich morgen vormittag zehn Uhr hier bei mir.«
    »Ja, Sir«, erwiderte sie, »aber was ist mit meinem Geld?«
    Larry überlegte einen Augenblick.
    »Das können Sie mitnehmen.«
    Fanny zählte die Scheine sorgfältig nach.
    »Wenn mir noch mal einer erzählen will, daß die Polizei nicht ehrlich ist.. .«

13
    Zu viert verließen sie am frühen Morgen das Präsidium - Larry, Diana und die zwei Beamten, die bei der Aufklärung des Einbruchs in dieser Nacht mitgewirkt hatten.
    »Höchste Zeit, Miss Ward, daß Sie nach Hause und ins Bett kommen! Sie sehen abgespannt aus. - Da, die Vorsehung schickt uns gerade ein Taxi!« Er winkte den Wagen herbei.
    Diana fühlte sich zum Umfallen müde, versuchte aber trotzdem zu protestieren. Doch Larry blieb unerbittlich und hielt die Wagentür für sie offen.
    »Sergeant Harvey bringt Sie nach Hause«, rief er ihr zu und zog den Beamten beiseite. »Sie gehen nach oben in Miss Wards Zimmer, durchsuchen die Räume sorgfältig und bleiben auf dem unteren Treppenabsatz, bis Sie abgelöst werden. - Und nun will ich mir einmal Todds Heim ansehen«, wandte er sich an Sergeant Reed.
    Es dauerte eine Weile, bis sie ein zweites Taxi fanden. Es schlug sechs Uhr von den Kirchtürmen, als der Wagen vor Todds Heim hielt. Ein trauriges, wenig einladendes Haus - die Fenster waren mit blauer Farbe gestrichen, auf einer langen Tafel über dem Eingang stand in verblichenen Buchstaben: ›Todds Heim für bedürftige Blinde‹.
    Larry hatte kaum geklopft, als die Tür von einem kleinen Mann geöffnet wurde.
    »Das ist nicht Toby, nicht Harry, auch nicht der alte Joe ... Wer ist es?«
    Sie sahen, daß er blind war.
    »Ich möchte den Vorsteher sprechen.«
    »Ja, Herr«, sagte der Mann respektvoll. »Warten Sie bitte hier. «
    Er verschwand in dem langen, dunklen Hausgang. Bald hörten sie ihn zurückkommen. Ein großer, schlanker Mann mit weißem Priesterkragen folgte ihm, dessen eine Hand leicht der Wand entlangstrich. Er trug eine Brille mit dunklen, blauen Gläsern. Sein Gesicht zeigte einen außergewöhnlich strengen Ausdruck.
    »Treten Sie bitte ein! Ich bin John Dearborn - Reverend John Dearborn«, stellte er sich vor. »Wir haben selten Besuch

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