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025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Schauspielerin Lottie Holm darstellte. Das war vor etwa zwei Jahren. Später hat sie im Hotel Victor Hugo eine Bardame gespielt, der Besitzer war abwesend, und die Mannic-Bande hat bei der Gelegenheit dreitausend Pfund erwischt.«
    Larry saß hinter seinem Schreibtisch, das Kinn in die Hand gestützt.
    »Es ist ganz klar«, resümierte er, »diese Leute wissen nicht nur sehr genau Bescheid, sie kennen auch alle ›Spezialisten‹ von London. Fanny Weldon haben sie zweifellos eingespannt, um ... Wie war doch die Adresse - Coram Street 280? Versuchen Sie gleich, die Frau herzubekommen!«
    Fannys Bekanntschaft machte er jedoch erst gegen Morgen. Sie war recht hübsch.
    »Was soll ich eigentlich getan haben?« fragte sie.
    »Heiligtumsschändung!« erwiderte Larry feierlich.
    »Wieso Heiligtumsschändung? Was wollen Sie damit sagen? Einbruch in eine Kirche oder so ähnlich?«
    »Einbruch in Scotland Yard!«
    Sie seufzte tief. »Dann liege ich schief!«
    »Das glaube ich auch.«
    Schon bei ihrem Eintreffen in Scotland Yard war Fanny einer kurzen Kontrolle unterzogen worden. Man hatte in ihrer Handtasche einhundertfünfzig Pfund in Banknoten gefunden. Inzwischen schien sie sich vom ersten Schrecken erholt zu haben. Anzüglich verlangte sie jetzt, daß das Geld genau gezählt und notiert würde.
    »Mir ist schon verschiedenes auf Polizeibüros abhanden gekommen.«
    »Darauf kommen wir noch zurück«, winkte Larry ab. »Zuerst haben wir eine andere Rechnung miteinander. Sie haben eine Chance, und ich rede absolut offen mit Ihnen. Es liegt Scotland Yard nichts daran, wenn alle Welt erfahrt, daß ein weiblicher Einbrecher dem Präsidium einen Besuch abgestattet und unter den Augen der Polizei Beweisstücke entwendet hat. Und darum werden Sie mir jetzt ganz genau sagen, was ich von Ihnen wissen will! Wer hat Sie angeworben?«
    »Von mir erfahren Sie nichts.«
    »Sie werden mir außerdem sagen, wer der Mann war, dem Sie die gestohlenen Sachen ausgehändigt haben - und wo dies geschehen ist.«
    »Es hat gar keinen Zweck, so viel zu fragen, ich antworte ja doch nicht. Sparen Sie sich die Mühe - Sie können mich ja einsperren!«
    »Ich werde Sie auch einsperren lassen, sobald ich Ihnen die gegen Sie vorliegende Anklage mitgeteilt habe.«
    Sie fuhr hoch und blickte ihn mißtrauisch an.
    »Was meinen Sie? Was für eine Anklage? Sie sagten ja schon -Einbruch ...«
    »Nein. Wenn ich keine befriedigenden Antworten auf meine Fragen erhalte, lasse ich Anklage gegen Sie erheben wegen Beihilfe zum Mord an Gordon Stuart in der Nacht des dreiundzwanzigsten April.«
    »Mord?« wiederholte sie entsetzt. »Mord? Mein Gott, Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich ...«
    »Sie sind in einer fatalen Lage«, versicherte Larry. »Sie helfen Mördern, sich dem Zugriff zu entziehen. Sie haben sich verleiten lassen, ein wichtiges Beweisstück zu stehlen, das in den Händen der Polizei war und vielleicht die Mörder überführt hätte - all das macht Sie außerordentlich verdächtig.«
    »Ist das wirklich Ihr Ernst?« fragte Fanny.
    »Vollkommen. Glauben Sie ja nicht, daß ich Sie zum besten halten will. Ich habe keinen Grund, nicht ehrlich mit Ihnen zu sein.«
    »Wer sind Sie eigentlich?«
    »Ich bin Inspektor Holt.«
    »Allmächtiger! Sie sind...« stammelte sie. »Ich dachte, Sie wären im Ausland. Nein, nein, dann ist es sinnlos, Mr. Holt, ich erzähle Ihnen lieber gleich, was ich weiß. Ich habe genug von Ihnen gehört. Man sagt auch, daß Sie ein faires Spiel spielen. Also gut - von der ganzen Geschichte habe ich bis gestern nachmittag keine Ahnung gehabt, und dann wurde ich angerufen. Ich sollte mich mit dem großen Jake oder dem blinden Jake, wie er auch genannt wird, treffen.«
    »Blinder Jake?« wiederholte Larry. Er kannte den Namen nicht. Doch jetzt fiel ihm eine Episode ein, die sich gestern abgespielt hatte. Vor dem Gebäude trieb sich ein blinder Streichholzhändler am Themseufer herum. Larry, der gern einmal das Instrument gesehen hätte, das Blinde für die Brailleschrift benutzten, bat Diana, den Mann heraufzuholen. Dieser blinde Händler war im Büro gewesen. Sollte er -?
    »Die Polizei weiß genau Bescheid über ihn, Mr. Holt«, sagte Fanny zögernd. »Er ist ein schlechter Mensch. Das klingt komisch, aber vielleicht verstehen Sie, was ich meine - er ist schlecht, grundschlecht. Ich habe eine Heidenangst vor ihm; es gibt keinen Strolch in London, dem es nicht genauso geht. Er hat zweimal gesessen. Gewöhnlich arbeitete er mit zwei

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