Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
025 - Die toten Augen von London

025 - Die toten Augen von London

Titel: 025 - Die toten Augen von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
sich?«
    Larry stellte sie vor, und Dearborn führte die kleine Gesellschaft die Treppe hinauf.
    »Wir wollen diesmal gleich oben beginnen«, sagte er, auf den letzten Besuch anspielend.
    »Wie geht's dem alten Mann im Einzelzimmer?« fragte Larry.
    »Er ist sehr schwach. Ich bringe es nicht über mich, ihn in ein Hospital zu schicken. Früher oder später, fürchte ich, muß ich es aber doch tun.«
    Larry wartete auf dem Treppenabsatz und fragte Diana leise:
    »Wollen Sie den alten Mann sehen? Er ist nicht gerade ...«
    »Ja, ich möchte ihn gern einen Augenblick sehen. Vergessen Sie nicht, daß ich Blindenpflegerin gewesen bin.«
    Dearborn führte sie in den kleinen Raum. Lew lag mit gefalteten Händen still auf seinem Bett. Er redete nicht mehr wirr vor sich hin und wälzte sich nicht unruhig wie letztes Mal.
    »Wie geht es Ihnen heute?« fragte ihn Larry.
    Der Mann gab keine Antwort. Diana legte ihm die Hand auf die Schulter - jetzt fuhr er herum.
    »Geht es Ihnen besser?« fragte sie.
    »Wer ist da? Bist du's, Jim? Bringst du mein Essen?«
    »Geht es Ihnen besser?« fragte Diana noch einmal.
    »Bring mir auch 'nen Topf Tee«, sagte Lew und legte sich wieder auf den Rücken. Der gleiche Ausdruck von Ergebenheit, den sie schon beim Eintreten bemerkt hatten, trat auf sein Gesicht.
    Diana beugte sich zu ihm nieder und betrachtete ihn genauer. Er spürte ihre Gegenwart, streckte eine Hand aus und berührte ihr Gesicht.
    »Das ist ja eine Dame«, stellte er fest.
    John Dearborn trat dazwischen und nahm die Hand des Alten zwischen seine beiden Hände.
    »Geht es Ihnen besser, Lew?« fragte er, und Lew zwinkerte.
    »Ist schon richtig, Sir. Es geht mir gut. Danke schön.«
    Diana verließ den Raum. Sie blickte Larry besorgt an, als er zu ihr trat.
    »Was gibt es?« fragte er sie leise.
    »Es ist bestialisch grausam!« flüsterte sie gequält.
    »Ich verstehe nicht, was meinen Sie, Diana?«
    »Haben Sie es nicht bemerkt? Haben Sie die kleinen schwarzen Punkte an seinen Ohren nicht gesehen? Es sind Pulverflecken. Der Mann ist taub gemacht worden.«
    »Taub?« wiederholte er, ohne noch die ganze Bedeutung dieser Entdeckung fassen zu können.
    Hastig, im Flüsterton sprach Diana weiter:
    »Sie haben mir erzählt, was der Mann am Sonntag redete, als Sie bei ihm waren. Und jetzt verstehe ich, was vorgegangen ist. Ein Schuß ist ganz dicht bei seinen Ohren abgefeuert worden. Nun ist er taub. Sie müssen es sich klarmachen - blind und taub ... Es ist Lew, der die Brailleschrift geschrieben hat, die in Stuarts Tasche gefunden wurde. Jemand, der aus persönlichen Gründen sein Leben schonen will, hat es dem Bedauernswerten unmöglich gemacht, Zeugnis abzulegen.«
    War dies alles Vermutung? Reine Schlußfolgerung? Oder Wissen? - Diese drei Fragen schossen Larry durch den Kopf, aber bevor er antworten konnte, kam John Dearborn aus Lews Zimmer und tastete sich die Treppe hinab.
    Auf dem nächsten Treppenabsatz öffnete er die Tür zum Schlafsaal, den Larry schon einmal gesehen hatte. Die beiden Detektive folgten nach und postierten sich weisungsgemäß vor der Tür, der eine ein paar Stufen weiter unten, der andere auf dem oberen Treppenstück, das zu den kleinen Zimmern hinaufführte.
    »Ist es noch hell?« fragte Dearborn, als er in den Schlafraum voranging.
    »Noch ziemlich hell«, antwortete Larry.
    »Man hat mir gesagt, daß die Aussicht von dem Fenster dort sehr hübsch sei.« Der Vorsteher zeigte genau auf ein bestimmtes Fenster.
    Der Ausblick war alles andere als imposant - sechs Hausdächer und unzählige Schornsteine. Doch Larry widersprach nicht, er wollte die Gefühle des Hausherrn nicht verletzen.
    »Ich glaube, das Fenster ist geschlossen?« fragte der Reverend. »Würden Sie es bitte öffnen?«
    Larry schob die untere Fensterhälfte geräuschvoll in die Höhe. Ein Strom frischer Luft drang in den dumpfigen Raum.
    »Besten Dank«, sagte Dearborn. »Vielleicht sieht sich die junge Dame ...«
    Larry drehte sich um. Diana war nirgends zu sehen. Er ging rasch zur Tür. Der Beamte, der auf den oberen Treppenstufen saß, erhob sich »Wo ist Miss Ward hingegangen?«
    »Sie ist gar nicht herausgekommen, Sir. Sie ist doch mit Ihnen, hineingegangen.«
    »Nicht herausgekommen?« Larry starrte ihn an. »Sind Sie sicher?«
    »Absolut sicher. Ich habe die ganze Zeit hindurch die Tür beobachtet.«
    Larry eilte in den Schlafsaal zurück. Nichts - nur einfache, eiserne Bettstellen und ein Wandschrank, nirgends ein Platz, wo man sich

Weitere Kostenlose Bücher