025 - New York, New York!
bewegten, und einige gebrüllte Befehle befreiten ihn von seiner Antwort.
Pieroo sah eine Gruppe von Soldaten, die im Licht der Hafenlaternen aus einer Gasse kamen. Es mochten dreißig oder vierzig Mann sein, deren Gesichter hinter schwarzen Masken mit langen Schnäbeln verschwanden.
»Krahacs Schergen«, flüsterte Pieroo.
»Nein«, widersprach Cosimus ebenso leise. »Das sind Pestmasken. In den Schnäbeln befinden sich Kräuter, damit der Odem der Krankheit nicht auf die Männer übergeht.«
Er wollte sich den Matrosen anschließen, die zur Reling drängten, aber Pieroo zog ihn zurück. »Siehste nich, dass de Soldate kei Armbrüst trage, abbe Schwerte? De wolle kämpfe, nich bewache.«
Cosimus schluckte nervös. Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als habe er einen kleinen Ball verschluckt. »Die wollen das Schiff stürmen?«
»Jo. Geh unner Deck un hilf de Fraue. Is besse.« Er schob den jungen Gelehrten förmlich durch die Tür ins Innere. Dann sah er sich kurz um. Die gesamte Besatzung hatte sich an der vorderen Reling versammelt und sah den Soldaten entgegen.
Die Uniformierten, die bis vor Kurzem rund um die Santanna verteilt gestanden hatten, waren nachgerückt und warteten mit erhobenen Armbrüsten auf ihre Verstärkung.
Pieroo fühlte sich wie ein Feigling, als er Schritt für Schritt zurückwich und langsam aus der Sicht der Männer verschwand. Er hörte Colomb »Bleibt ganz ruhig. Greift sie nicht an!« rufen und Jochim laut und fluchend widersprechen. Anscheinend glaubte der Steuermann in dieser Situation die Matrosen hinter sich zu haben und riskierte die Konfrontation mit seinem Kapitaan.
Einen Moment lang blieb Pieroo unschlüssig stehen, fragte sich, ob es nicht seine Pflicht war, Colomb beizustehen. Aber dann dachte er daran, was Maddrax über die Bombe gesagt hatte.
Egal wie dieser Kampf ausging, wenn sie das Sonnenkorn in der Kathedrale nicht unschädlich machten, waren sie ohnehin dem Tod geweiht.
Pieroo kletterte vorsichtig über die vereiste Reling an der Backbordseite der Santanna. Über sich hörte er lautes Schreien und das Klirren von Metall.
Die Soldaten stürmten das Schiff.
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Matt hatte die Orientierung vollkommen verloren. Er irrte durch ein eisiges Labyrinth aus breiten und schmalen Gängen, Höhlen und Trümmern. Alles wurde von einem grünen Schimmern erleuchtet. Er nahm an, dass das Licht von phosphoreszierenden Kleinstlebewesen erzeugt wurde, die im Eis lebten.
Zumindest hoffte er, dass es Kleinstlebewesen waren…
Matthew bemühte sich die Kranke nicht aus den Augen zu verlieren. Steif wie ein Roboter schritt sie vor ihm her, schien weder ihren Verfolger noch die schneidende Kälte wahrzunehmen. Immer tiefer drang sie in das Labyrinth vor. Diese Gänge waren schon vor längerer Zeit angelegt worden. Matt hatte gleich vermutet, dass unter dem Eis ein Hohlraum existieren musste; allein durch ihre Körperwärme hätte die Kranke die Schicht niemals durchbrechen können.
Wo will sie nur hin?, fragte sich Matt, der ihr eigentlich nur folgte, weil er annahm, durch sie einen Ausgang zu finden. Zwar interessierte ihn der Ursprung der merkwürdigen Krankheit, die menschliche Körper extrem erhitzte, ohne zum Tod zu führen, und ihren Träger unmenschlich stark machte, aber die Atombombe war ein ungleich größeres Problem. Er musste zur Kathedrale, um sie zu entschärfen!
Vor Matt öffnete sich der Gang, dehnte sich zu einem großen rechteckigen Raum aus, von dem weitere Korridore abzweigten. Er sah nach oben und blieb überrascht stehen.
Über ihm befand sich eine lange Röhre, die sich in der Dunkelheit verlor. Sie war durchsetzt von filigranen Eisstrukturen, die wie Spinnennetze darin herabhingen und miteinander zu verkleben schienen.
Es war ein Anblick majestätischer Schönheit, der erst an Fremdheit verlor, als Matt begriff, um was es sich dabei handelte.
Es war ein Fahrstuhlschacht.
Die Kabine war längst abgerissen und in der Tiefe zerschmettert, aber die Kabel, die sie einst getragen hatten, waren immer noch da. Im Laufe der Jahre hatten sie sich verknotet und waren von Eis und Schnee überzogen worden.
Mit dieser Erkenntnis klärte sich auch die Frage nach dem Ursprung der Gänge, die Matt seit seinem Sprung beschäftigt hatte. Die meisten waren nicht ins Eis geschlagen worden, im Gegenteil hatte sich das Eis um sie herum gebildet.
Die unterirdische Welt war ein Überbleibsel seiner eigenen Zivilisation: die umgestürzten und vom Gletscher
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