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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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und sprang zurück. Das schwere Metalltor wurde Zentimeter vor seinem Kopf zugeschlagen. Das Geräusch hallte durch den Raum wie der Schuss einer Nordmann-Kanone.
    Jochim schluckte seine Schimpftirade herunter und drehte sich langsam um.
    Das Innere des Sockels wurde von mehreren Kerzen unzureichend erhellt. Er konnte nicht sehen, wie weit sich der Raum ausdehnte. Es gab etliche Strohlager an den Wänden, eine Feuerstelle, ein paar Hocker. Der Gestank von fauligem Stroh hing in der Luft.
    Die Besatzung der Santanna stand geschlossen vor dem Steuermann; nur Tuman lag auf einer Decke und stöhnte leise. Die Flammen der Kerzen warfen flackernde Schatten über ihre Gesichter. Er sah, dass die meisten von ihnen die Fesseln bereits gelöst hatten. Ihre Hände waren zu Fäusten geballt.
    »Ich wollte nur helfen«, log Jochim. »Wenn die Soldaten mich freigelassen hätten, wäre ich zurückgekommen, um euch alle zu befreien.« Kuki schüttelte den Kopf. »Du mieses Stück Taratzenscheiße. Jeden von uns würdest du verraten, wenn es deinen eigenen Arsch retten könnte.«
    Einige Männer nickten zustimmend.
    »Wir sollten ihn aufhängen«, zischte einer von ihnen.
    Jochim lachte nervös. »Pieroo ist keiner von uns, ebenso wenig wie Maddrax. Ich habe euch doch nicht verraten.«
    »Das dachte ich auch«, sagte Colomb, »aber mittlerweile bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Jochim begriff, dass der Kapitaan auf die Sabotage der Santanna anspielte, [2] tat aber so, als habe er die Bemerkung nicht gehört.
    »Wegen Euch habe ich das getan, Kapitaan. Die Soldaten hätten Cosimus' Lüge früher oder später durchschaut und Euch dafür bestraft. Das wollte ich verhindern.«
    Colomb trat vor und strich sich mit der Hand über den Bart. Das zugeschwollene Auge verlieh seinen Gesicht einen brutalen Ausdruck. »Du bist ein Lügner und Feigling. Ich sollte dich auspeitschen, bis dir die Haut von den Knochen hängt.«
    Jochim wich zurück und spürte das, kalte Metalltor im Rücken. Der Kapitaan war kleiner als er und bei weitem nicht so kräftig, aber seine kalte Wut täuschte darüber hinweg.
    Zum ersten Mal hatte Jochim Angst vor ihm. »Doch das werde ich nicht tun«, fuhr Colomb zur sichtlichen Enttäuschung der Besatzung fort. Er drehte sich zu ihnen um. »Und ihr werdet ihm auch kein Haar krümmen. Die Bewohner der Neuen Welt halten uns ohnehin für Barbaren. Sie werden uns hier nie wieder rauslassen, wenn wir ihre Meinung bestätigen und uns gegenseitig umbringen. Jochim wird seine gerechte Strafe bekommen, aber nicht hier und nicht jetzt. Verstanden?«
    »Aye, Kapitaan«, antworteten die Männer müde.
    Der Steuermann löste sich vom Halt, den ihm das Tor verschafft hatte. Seine Knie zitterten. Die Hände waren schweißnass.
    »Ich danke Euch, Kapitaan«, sagte er. »Wie -« Colomb sah ihn kalt an. »Geh mir aus den Augen.«
    Jochim nickte hastig. Er machte einen großen Bogen um die Mannschaft und zog sich in eine dunkle Ecke zurück, wo er von Schatten verborgen wurde.
    Ich muss mir etwas überlegen, dachte er, muss eine Lösung finden. Solange Colomb auf das Wohlwollen der Nuu'orks hoffte, war er zwar einigermaßen in Sicherheit, aber auch isoliert.
    Er hatte den Respekt der Mannschaft verloren. Früher oder später würde einer von ihnen die gleichen Fragen stellen, die auch schon Maddrax gestellt hatte. Wenn die Rolle, die er bei der Sabotage der Kraftmaschine an Bord der Santanna gespielt hatte, ans Tageslicht kam, war er verloren.
    Dazu durfte es nicht kommen.
    Jochim dachte an Maddrax und spürte Hass in sich. Der Sklave hatte die Sabotage entdeckt, ihm den Posten des Ersten Lytnants weggenommen und mit seiner Flucht für die Gefangennahme der Besatzung gesorgt. Ohne ihn, entschied Jochim, um sich seinen eigenen Fehlern nicht stellen zu müssen, wäre die Fahrt wie geplant verlaufen: Delleray hätte die Santanna in Stücke geschossen und er, Jochim, wäre mit Colombs Konkurrent in die Neue Welt gereist. Delleray hatte Waffen an Bord gehabt und hätte sich hier mit Sicherheit besser geschlagen als der verweichlichte Colomb. Doch Delleray war tot und die Krahac lag am Grund des Meeres…
    Wütend schlug er mit der Faust ins feuchte Stroh. Ich hätte ihn am ersten Tag von Bord werfen sollen.
    Es raschelte.
    Jochim sah auf und entdeckte einen dunklen Umriss, der mit den unsicher torkelnden Schritten eines Betrunkenen auf ihn zukam. Im Hintergrund hörte er Colomb und Cosimus gedämpft miteinander sprechen. Der Rest der

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