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025 - New York, New York!

025 - New York, New York!

Titel: 025 - New York, New York! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Besatzung schwieg, schlief vermutlich.
    »Wer ist da?«, fragte Jochim in der leisen Hoffnung, doch noch einen Verbündeten gefunden zu haben.
    Der Schatten kam näher. Seine Schritte schlurften über den Boden. Mit einer Hand berührte er die Wand, schien sich daran entlang zu tasten.
    Die Konturen kamen Jochim bekannt vor, aber erst als der Schatten sich zur Seite drehte und ihn ansah, erkannte er den Mann.
    Es war Tuman, der vor ihm stand.
    Stand?
    ***
    Die beiden Dienerinnen knieten vor dem Maa'or und halfen ihm in die hohen gefütterten Stiefel.
    Vielleicht trage ich sie heute zum letzten Mal, dachte er mit einer Mischung aus Nervosität und Vorfreude. Er betrachtete die Notizen, die er sich für seine große Rede gemacht hatte, und steckte sie in die Tasche.
    Der Maa'or wusste, dass er ein guter Redner war, aber dennoch bezweifelte er, dass die Bevölkerung großen Wert auf seine Worte legte. Sie wollten das Sonnenkorn, keine salbungsvolle Rede.
    Der Maa'or würde sich entsprechend kurz fassen.
    Es klopfte an der Tür seiner Privatgemächer.
    Eine Dienerin, ihr Name war Enn, sah ihn fragend an und lief dann zur Tür, um sie zu öffnen. Der Maa'or beobachtete den eleganten Schwung ihrer Hüften. Sein hohes Amt verbot ihm die Ehe, zwang ihn jedoch nicht, in völliger Askese zu leben. Schon oft hatte er mit Enn die »Freuden des Luuinski« vollzogen.
    Enn öffnete die Tür und verneigte sich vor dem Kommandanten der Palastwache, der wiederum vor dem Maa'or salutierte.
    »Sir«, sagte er, »die Barbaren sind in die La'berty gebracht worden. Sie haben kaum Widerstand geleistet.«
    »Was ist mit den Geflohenen?«
    Der Kommandant hob die Schultern. »Wir haben sie noch nicht gefunden. Ehrlich gesagt, Sir, glaube ich nicht, dass sich daran in den nächsten Stunden etwas ändern wird. Wir brauchen alle verfügbaren Soldaten bei der Kathedrale.«
    Der Maa'or lehnte sich in seinem hohen Stuhl zurück und dachte einen Moment nach. Er bedauerte, dass seine Begegnung mit den Fremden aus Euree so enden musste, aber die Sicherheit der Stadt war durch die eingeschleppte Krankheit gefährdet.
    So lange auch nur drei der Barbaren noch auf freiem Fuß waren, bestand das Risiko einer neuen Seuche.
    »Zieh zehn deiner Männer zum Hafen ab«, befahl er dann. »Sie sollen das Schiff aus Euree bewachen. Die Fremden kennen sich in der Stadt nicht aus, also werden sie vermutlich versuchen, zum Schiff zurückzukehren und damit zu fliehen. Wenn es sein muss, sollen deine Männer Gewalt einsetzen.«
    »Sie töten, Sir?«
    »Nur wenn es sein muss.«
    Der Maa'or sah durch das Fenster auf die gefrorene See hinaus. Im Osten färbte sich der Himmel rosa.
    »Die Sonne geht bald auf«, sagte er. »Meine Leibwache soll sich bereithalten.«
    »Ja, Sir.«
    Der Maa'or erhob sich. Die Zeit war gekommen, das Sonnenkorn zu öffnen.
    Samtha bildete die Spitze der Gruppe. Sie hatte Matts Hand ergriffen und führte ihn mit raschen Schritten durch das unterirdische Labyrinth. Ihre Haut war kalt und so trocken wie altes Pergament.
    Hinter den beiden gingen die Toten mit abgehackt wirkenden Bewegungen. Matt wusste nicht, warum sie ihnen folgten, vermutete jedoch, dass sie ihn daran erinnern sollten, nur keinen Blödsinn zu versuchen.
    Aus dem gleichen Grund umklammerte Samtha wohl auch seine Hand so fest, als habe sie Angst, er würde sich in Luft auflösen, sollte sie loslassen.
    In der unterirdischen Eiswelt verlor man jegliches Zeitgefühl. Matt hatte keine Ahnung, wie lange er sich bereits dort befand und was sich in der Zwischenzeit an der Oberfläche abgespielt hatte.
    Nur eines konnte er mit Sicherheit sagen: Die Atombombe war noch nicht explodiert. Trotzdem wurde die Angst, zu spät zu kommen, mit jeder Minute größer.
    »Ist es noch weit?«, fragte er seine Begleiterin.
    Sie antwortete nicht, ging einfach stur weiter. »Samtha? Kannst du mich verstehen?«
    Der Klang ihres Namens ließ sie zusammenzucken. Ohne ihre Schritte zu verlangsamen sah sie Matt an. In ihren Augen trieben träge weiße Fäden wie Seetang im Meer.
    »Ist es noch weit, Samtha?«, versuchte Matt es erneut.
    Der Mund der jungen Frau öffnete sich. Ihr Gesicht verzerrte sich in größter Konzentration, als müsse sie ihre gesamte Kraft aufbringen, um auf die Frage zu antworten.
    »Nicht… viel… lang«, stieß sie hervor. »Bald…«
    Samtha wirkte überrascht, den Klang ihrer eigenen Stimme zu hören. Matt nickte. »Danke.« Die Frau zögerte einen Moment, dann hob und senkte sie

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