025 - New York, New York!
Nuu'orks endete so abrupt wie er begonnen hatte. Die aufgebrachte Frau verschwand unter Flüchen in der Menge, die Aufmerksamkeit des Soldaten wandte sich wieder Pieroo zu.
»Du mit der Kapuze. Sieh mich endlich an!« Er musste dem Befehl nachkommen. Der Soldat würde nicht nachgeben. Vielleicht hatte er Glück und seine Beschreibung war noch nicht an die Uniformierten weitergegeben worden, aber daran konnte Pieroo nicht so recht glauben.
Langsam hob er den Kopf, sah das Licht der Lampe auf seiner Brust, seinem Hals und - »Alle Mann, Achtung!«
Das Licht verschwand.
»Sir!«, brüllten die Soldaten auf das Kommando zurück.
»Antreten zum Tor öffnen. Und zwar sofort, bevor die Menge völlig durchdreht!«
»Ja, Sir!«
Wudan, dachte Pieroo, dafür opfere ich dir drei Kamauler, wenn ich je wieder nach Hause komme.
Vorsichtig hob er den Blick. Die Soldaten hatten sich auf beiden Seiten des großes Holztores verteilt und drückten mit aller Kraft dagegen. Knarrend schwang es auf.
Ein Johlen ging durch die Menge. Pieroo wurde beinahe von den Füßen gerissen, als die Menschen urplötzlich nach vorne drängten.
Dann ließ er sich einfach von ihnen mitziehen, an den Soldaten vorbei.
Pieroo betrat die Kathedrale.
Es war still geworden im Pestkerker. Die meisten Mannschaftsmitglieder der Santanna lagen ungeachtet des Gestanks im Stroh und schliefen. Yuli hatte sich neben Tuman gelegt, dessen steigendes Fieber ihr Sorgen machte. Auch sie schlief.
Nur Colomb und Cosimus fanden keine Ruhe. Sie saßen abseits der anderen in Decken gehüllt und unterhielten sich im Schein einer Kerze. Es war kalt hier unten. Colomb fragte sich, ob das Eis so tief reichte oder ob da draußen jenseits der Wandung Wasser war.
»Ich möchte Euch um etwas bitten«, wandte sich der Kapitaan an den Gelehrten.
»Was immer es auch sein mag, Kapitaan, betrachtet es als erfüllt.«
Colomb nickte. »Ich danke Euch. In den letzten Stunden habe ich darüber nachgedacht, was aus der Mannschaft wird, sollte ich in diesem Kerker sterben.«
»Das wird…«, wollte Cosimus protestieren, aber der Kapitaan redete weiter.
»Es ist eine Lage, die ich in Betracht ziehen muss, also hört mir zu. Wenn mir etwas zustößt, möchte ich, dass Ihr das Kommando über die Santanna übernehmt. Trotz Eurer jungen Jahre und Eures ungestümen Gemüts habt Ihr Euch auf dieser Fahrt bewährt und jetzt, wo Maddrax verschwunden ist, wüsste ich niemand sonst, dem ich diese Verantwortung zutrauen würde.«
Cosimus schluckte hörbar. »Das ist eine große Ehre, Kapitaan, aber ich hoffe, es wird nie die Zeit kommen, da ich mich ihr würdig erweisen muss.«
»Das hoffen wir beide, mein Freund. Sollte es jedoch geschehen, so bitte ich Euch, zurück nach Plymeth zu segeln und Euch um meine Frauen zu kümmern, vor allem um Bieena. Sie wird Euch treu ergeben sein. Geht zum Haus des Händlers Barsolmoo und lasst euch das Gold und die Dokumente aushändigen, die ich dort hinterlegt habe. Er wird sie Euch geben, wenn Ihr ihm die Frage nach meinem wahren Namen korrekt beantwortet.«
»Euer wahrer Name?«
Zum ersten Mal seit Beginn seiner Rede zögerte Colomb. »Es ist… ein Geheimnis, ein durchaus… unangenehmes Geheimnis. Außer Barsolmoo weiß niemand davon, aber nun muss ich es mit dir teilen.« Der Kapitaan räusperte sich verlegen. »Mein Name«, sagte er dann, »lautet…«
»Er ist weg!«, unterbrach ihn eine Frauenstimme.
Die beiden Männer fuhren überrascht herum und sahen Yuli, die vor ihnen stand und eine Kerze hoch hielt.
»Wer ist weg?«, fragte Colomb irritiert zurück.
»Tuman. Er lag neben mir, als ich einschlief. Jetzt ist sein Schlafplatz leer.«
»Das ist unmöglich. Tuman ist gelähmt.«
»Vielleicht ist er gekrochen«, warf Cosimus ein. »Möglich wäre es.«
Colomb schüttelte den Kopf und stand auf. »Warum sollte er das tun?« Er griff nach der Kerze. »Ich suche diese Seite ab, ihr die andere. Wer ihn zuerst findet, schwenkt die Kerze. Seid so leise wie möglich. Ich möchte nicht die ganze Besatzung deswegen aufwecken.« Yuli und Cosimus nickten.
Colomb ging langsam die Wände ab. Der Kerzenschein fiel auf die Gesichter der schlafenden Männer. Einige murmelten oder drehten sich unruhig um, aber keiner wachte auf.
Der Kapitaan leuchtete in die Ecke, die sich Bieena als Schlafplatz ausgesucht hatte. Er betrachtete sie einen Moment, ließ den Kerzenschein länger als nötig auf ihrem Gesicht ruhen.
Sie ist so schön, dachte er.
Aus den
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