0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars
der Telefonzelle auf dem Subway-Bahnhof war, und ich war nahe daran, aufzustöhnen. Zum Teufel, sie hatten mich auf ‘ne einfache und billige Weise ’reingelegt.
Der Mann im blauen Trenchcoat beugte sich vor.
»Wie geht’s, G.-man? Ich hoffe, ich habe dir ausreichend weh getan.«
Ich richtete mich vorsichtig auf. Es ging besser, als ich erwartet hatte. Behutsam tastete ich meinen Schädel ab. Bis auf eine Beule von der Größe eines Hühnereis fühlte ich mich in Ordnung.
»Stell ihn auf die Füße, Chap!« befahl der Mann.
Der riesige Kerl beugte sich hinunter, griff mit einer Pranke zu und hob mich am Rockkragen hoch. Es war, als würde ich von einem Kran gefaßt und hochgezogen.
Noch ein wenig schwankend sah ich mich in dem Laden um. Es war ein niedriges, nicht sehr geräumiges Zimmer, dessen Stirnwand völlig von einer Theke und einem Flaschenregal eingenommen wurde. Nur vier Tische, jeder mit fünf Stühlen umstellt, standen in dem Raum. Hinter der Theke stand ein Mann in einer weißen Schürze und mit aufgerollten Hemdsärmeln. Er war untersetzt und hatte eine Glatze.
Mir wurde klar, daß ich nun doch, freilich anders, als ich es mir vorgestellt hatte, in der Kneipe »Red Billy« gelandet war. Der Mann hinter der Theke schien der Wirt zu sein. Außer ihm, dem Burschen im Trenchcoat, dem riesigen Chap und mir befand sich niemand im Raum. Ich suchte nach dem Ausgang und sah eine Tür, zu der einige Stufen hinaufführten. Offenbar war der »Red Billy« eine Art Kellerkneipe, die unter dem Straßenniveau lag.
Ich sah mir den Burschen aus der Telefonzelle näher an. Der Mann hatte ein schmales, nicht einmal schlecht geschnittenes Gesicht. Er konnte höchstens dreißig Jahre alt sein. Auf den ersten Blick wirkte er wie ein durchaus normaler Bürger, und erst, wenn man genauer hinsah, entdeckte man den brutalen Zug um den Mund, das energisch vorstehende Kinn und den lauernden Ausdruck in den Augen.
»Was machen wir jetzt mit dir, Cotton?« fragte er. Natürlich wußte er meinen Namen, denn sie hatten mir nicht nur die Pistole, sondern auch die Brieftasche und den FBI.-Ausweis abgenommen.
»Ich hatte gar nicht die Absicht, mich mit dem FBI anzulegen, aber ihr Burschen laßt einen ja nicht in Ruhe. Dein Pech, daß du der erste bist, der seine Nase in meine Angelegenheiten steckt, und der daher auch als erster eins daraufbekommt.«
»Nur zu«, antwortete ich grimmig. »Ich halte jede Wette, daß das keinen meiner Kollegen abhalten wird, weiterhin ihre Nasen zu gebrauchen. Du bist Harry Seiler?«
Er nickte.
Ich zeigte mit dem Daumen auf den Riesen.
»Und das ist also Chap, der den Mord an Stunt Tunley begangen hat?«
»Hast du das schon herausbekommen?« fragte Seiler ruhig. »Ihr Jungens seid nicht untüchtig.«
»Dein Chap wird dafür auf dem elektrischen Stuhl Platz nehmen müssen, und du mit ihm, wenn du ihn zu der Tat angestiftet hast.«
Seilers Lächeln wurde zu einem offenen Grinsen.
»Glaube nur nicht, G.-man, du könntest Chap einschüchtern. Er folgt meinen Befehlen bedingungslos.«
»Ein Gangster hat gegen uns nie eine Chance. Früher oder später erwischen wir ihn. Denk an deinen eigenen Bruder, Seiler.«
Das Grinsen war aus seinem Gesicht wie weggewischt. Die Augen verengten sich.
»Shut up!« zischte er mich an. »Erwähne Carel nicht noch einmal, wenn du noch ’ne Minute leben willst. Ihr habt ihn zusammengeschossen wie einen räudigen Hund. Ich werde an ihn denken, wenn es soweit ist, daß du aus dem Wege geschafft werden mußt, und das wird dir einen verdammt bitteren Tod eintragen, du…«
Er spukte mir das Schimpfwort ins Gesicht.
Ebenso rasch wie er aufgebraust war, beruhigte sich Seiler wieder.
»Ich bin zu vorsichtig, um didi auf der Stelle erledigen zu lassen«, sagte er. »Ich erwarte einige Leute mit einer Nachricht. Erst dann werde ich mir überlegen, was mit dir geschehen soll.« Dieser Satz bestimmte den im Grunde genommen aussichtslosen Versuch, den ich unternahm, aber wenn noch mehr Gangster in dem Laden auftauchten, dann blieb mir auch nicht mehr der Hauch einer Chance.
Keiner von den Burschen trug eine Pistole in der Hand, aber ich war überzeugt, daß zumindest Harry Seiler eine in der Tasche trug, meine Pistole nicht gerechnet. Auch von dem Wirt hinter der Theke nahm ich an, daß er ein Schießeisen in irgendeiner Schublade liegen hatte, während ich das Gefühl hatte, daß Chap sich allein auf seine Kräfte verließ und Pistolen als überflüssiges Spielzeug
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