0251 - Gangsterkrieg um Öl und Dollars
sage dir Bescheid.' Hören Sie, G.-man, ich bekam ’nen mächtigen Schreck, als er die Augen zusammenzog und mich kalt musterte, aber dann lachte er plötzlich auf und sagte: ›Du hast Zeit genug gehabt, Tob. ’raus mit der Sprache! Machst du mit oder nicht?‹«
Allein die Erinnerung an seine Angst bewirkte, daß Majowskys Atem schneller ging.
»Ich redete mich schließlich darauf heraus, daß ich gern ein bißchen Money sehen möchte, bevor ich einstieg. Wieder überlegte Lad eine Weile und sagte dann, ich könne fünfhundert Dollar Vorschuß haben, aber er hätte sie nicht bei sich. Ich könne ihn bis heute abend um elf Uhr in der Kneipe ›Red Billy‹, Westliche 56. Straße, treffen. Er hätte dann das Geld bei sich.«
»Die Hausnummer?«
Majowsky kramte einen schmutzigen Zettel aus seiner Tasche.
»Ich habe es aufgeschrieben. W. 56. Straße, Nummer 432.«
»Sehr gut. Tob.«
Er rieb sich unruhig zwischen Hals und Kragen.
»Was werden Sie tun, G.-man?«
»Ich gehe an deiner Stelle zu Lad Hook und kassiere die Scheine.«
Der Gauner trat von einem Fuß auf den anderen.
»G.-man, wenn Sie Lad hochnehmen, dann wissen seine Freunde sofort, daß ich ihn verpfiffen habe. Sie werden Lad nicht so rasch zum Sprechen bringen können, daß Sie den ganzen Verein hochnehmen können. Mir werden sie dann übel mitspielen.«
»Stimmt, Tob. Am besten verschwindest du für eine Woche oder zwei aus New York oder wenigstens aus diesem Bezirk.«
Ich gab ihm alles Geld, das ich bei mir trug, um die zweihundert Dollar herum. Würde wieder einen Tanz mit der Spesenabteilung geben, aber mir erschien es einfach blödsinnig, von Majowsky eine Quittung zu verlangen.
»Mach dich auf die Strümpfe und laß mich wissen, wo du untergekrochen bist«, sagte ich und schlug ihn aufmunternd auf die Schulter.
Wenn Hook nur bis um elf Uhr in dieser »Red-Billy«-Kneipe wartete, durfte ich nicht mehr viel Zeit versäumen. Trotzdem hielt ich es für richtiger, Phil zu informieren. Auf dem Bahnsteig gab es eine einzige Telefonzelle. Ich sauste hin, aber ein Bursche in einem blauen Trenchcoat machte sich darin breit, wählte immer wieder eine Nummer und fluchte so laut, daß ich es durch die geschlossene Tür hören konnte.
Ich öffnete die Tür. »Hören Sie, Mister, wenn Sie keine Verbindung bekommen, lassen Sie mich ’ran. Ich habe es eilig.«
Er wandte mir sein Gesicht zu, grinste, räumte die Zelle und sagte: »Versuchen Sie Ihr Glück, aber ich fürchte, das verdammte Ding ist im Eimer.«
Er ging weg. Ich wählte Phils Nummer, aber der Ruf kam nicht an. Das Telefon funktionierte tatsächlich nicht.
Ich hoffte, auf dem Weg zur 56. Straße eine andere Zelle zu finden, sauste die Treppe hoch und machte mich davon.
Ich kam genau bis zur 23. Straße, und bis dahin hatte ich keine Zelle gesehen. Als ich in die 23. einbog, wuchs vor mir eine Gestalt wie ein Berg hoch. Es war eine verdammt dunkle Ecke, aber solchen Körperbau konnte nur Bollingham haben. Meine Hand fuhr zur Null-acht. Bevor ich die Kanone ziehen konnte, traf ein Schlag meinen Hinterkopf und löschte mein Bewußtsein aus.
***
Das erste, was ich sah, als ich die Augen aufschlug, waren ein paar Schuhe von enormer Größe. Sie standen so dicht neben meinem Kopf, daß ich die Augen verdrehen mußte, um sie ganz zu sehen. Meine Blicke glitten die Beine hoch, die in den Schuhen staken, und wenn Sie wissen wollen, was ich dabei empfand, dann legen Sie sich an einem schönen Sommertag Ihres Urlaubes ganz nahe an den Fuß einer senkrechten Felswand und lassen Ihren Blick langsam daran senkrecht in die Höhe gleiten. Sie werden erfahren, daß Ihnen — so betrachtet — der Fels irrsinnig hoch und steil vorkommt.
Mir kam der Mann, an dem ich hochblickte, irrsinnig groß und kräftig vor. Hoch über mir schwebte sein quadratischer Schädel mit einem Gesicht wie aus behauenem Stein, und dieses Gesicht wurde durch den vorspringenden Mund und die dichten Wülste der Augenbrauen nicht schöner. Nur eines beruhigte mich werkwürdigerweise. Es war nicht Buck Bollinghams Blecheimer-Gesicht.
Ich drehte den Kopf nach der anderen Seite. Der Mann, der dort stand, trug einen blauen Trenchcoat. Er sah lächelnd auf mich herunter. Ich wußte, daß ich ihn schon gesehen hatte, aber es ist ziemlich schwierig, sein Gedächtnis zu durchforschen, wenn wenige Minuten vorher sämtliche Schubladen durch einen kräftigen Schlag durcheinandergeflogen sind. Dann fiel es mir ein, daß es der Mann aus
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