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0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild

0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild

Titel: 0252 - Der Satan haßt das Spiegelbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Satan haßt das Spiegelbild
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vergaß auch das seltsame Paar von Zimmer 110.
    Erst als sie am nächsten Morgen in aller Frühe ihre Arbeit wieder aufnahm, wurde sie daran erinnert. Und entgegen ihrer Gewohnheit beugte sie sich zu dem Schlüsselloch hinunter und warf einen Blick in das Zimmer.
    Und da erstarrte ihr bald das Blut in den Adern! Denn in dem kleinen Ausschnitt, den sie sehen konnte, stand der schwere Sessel und darin lag dieser Fletcher mit weit von sich gestreckten Beinen. Aber nicht diese Beine erregten das Missfallen der Frau. Eine Hand hing über die Lehne herunter und baumelte an einer leeren Flasche vorbei, die umgefallen auf dem Teppich lag. Die andere Hand aber lag auf dem Oberschenkel des Mannes, und mit Entsetzen erkannte die Frau im fahlen Licht, das durch das geöffnete Fenster fiel, dass sie eine Pistole umklammert hielt. Und deren Lauf zeigte genau in die Richtung, in der das Bett stand!
    Hastig richtete sie sich auf und eilte lautlos nach unten in den Salon. Jetzt wusste sie genau, was ihr an dem Mann so unangenehm aufgefallen war und für sie stand fest, dass er das Mädchen gewaltsam festhielt.
    Mit fliegenden Händen schlug sie das Telefonbuch von Manhattan auf und suchte auf der ersten Seite die Nummer des FBI. Während sie zitternd LE 57700 wählte, sah sie sich auch die Erläuterungen an, die unter dieser Nummer im Buch standen.
    Und dann meldete sie sich und sagte zum ersten Mal in ihrem Leben und mit heiserer Stimme: »Dies ist ein Notruf!«
    ***
    Die ganze Nacht hindurch hatten wir die Gangster vernommen. Stunde um Stunde. Mr. High wollte mehrmals das Verhör abbrechen, nicht etwa der Verbrecher wegen, sondern weil ich ziemlich lädiert war. Mein Schädel brummte wie ein Ford T-Modell, dem man noch zumutet, einen steilen Berg zu nehmen.
    Unsere Kollegen waren früh genug in den unterirdischen Schlupfwinkel der Verbrecher eingedrungen. Sie holten Phil und mich noch heraus, bevor man uns ganz auseinandergenommen hatte. Alle Mitglieder der Bande waren dabei gefasst worden.
    Drei unserer Leute hatten Verwundungen erlitten.
    Und wenn ich sage, wir hatten alle Bandenmitglieder in unsere Hand bekommen, so meine ich damit alle, bis auf einen, den wichtigsten! Hollister war nicht in dem Schlupfwinkel gewesen und das Mädchen auch nicht!
    Seit Stunden versuchten wir aus den Gangstern herauszuholen, wo Hollister und sein Opfer steckten, aber in diesem Punkt waren die Kerle so schweigsam wie eine Auster. Sonst packten sie tatsächlich alles aus, was sie wussten, denn das Geständnis war jetzt ihre letzte Chance, von den Geschworenen günstig beurteilt zu werden.
    Ich zweifelte nicht daran, dass sie den Aufenthalt von Hollister nicht kannten, aber ich hatte wenigstens noch die stille Hoffnung, dass wir vielleicht durch einen kleinen Fingerzeig, den wir unbeabsichtigt von einem von ihnen erhielten, etwas erfahren würden.
    Die Morgendämmerung kroch schon durch die Fenstervorhänge, als Mr. High energisch auf den Tisch klopfte, und befahl, das Verhör abzubrechen. Wir hatten uns gerade Verpucci vorgenommen, den Italiener, dessen Kinnspitze so unsanft mit meiner Faust Bekanntschaft gemacht hatte. Er war heilfroh, dass für ihn das Verhör zu Ende war, und als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, sagte Mr. High: »Mehr können wir im Augenblick nicht tun, Jerry. Gehen Sie nach Hause und schlafen Sie erstmal ein paar Stunden. Sie ebenfalls«, wandte er sich an Phil, dessen Gesicht ganz eingefallen wirkte. Auch ich war erledigt. Meine Stimme war dazu nur noch ein heiseres Krächzen.
    Ich versuchte gerade, mich mit Anstand von meinem Stuhl zu erheben, als das Telefon klingelte. Der Anruf war für Mr. High bestimmt und schien von Wichtigkeit zu sei, denn er schaltete sofort den Lautsprecher ein.
    Heiser drang die aufgeregte Stimme einer älteren Frau durch den Raum: »Dies ist ein Notruf«, hörte ich, und als dann die Einzelheiten folgten, spürte ich nichts mehr von meiner Müdigkeit. Mr. High ließ sich eine genaue Personenbeschreibung geben und wie elektrisiert sprang ich auf. Da war gar kein Zweifel mehr möglich. Die Beschreibung des Mädchens war nicht sehr genau, weil die Frau sie nur auf einen Blick gesehen hatte. Aber dass der Mann, der sich Fletcher nannte, in Wirklichkeit Hollister war, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Die Anordnungen, die Mr. High der Frau gab, hörte ich nur mit halbem Ohr, denn ich war längst mit Phil an die große Wandkarte getreten und suchte die Bayara Street. Ich merkte nicht,

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