0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht
hinter seinem Vorhang hervor, Robert und ich kamen durch die beiden Türen.
»Das genügt, Ann«, sagte ich hart. »Sie sind verhaftet. Der Haftbefehl wird Ihnen binnen vierundzwanzig Stunden vorgelegt werden. Welcher Grund darin stehen wird, dürfte wohl klar sein, nicht wahr?«
Die Frau sah, maßlos erschrocken, von einem zum anderen. Plötzlich stieß sie einen Schrei der Wut aus und ging auf Georges los wie eine Furie. Dabei prasselte eine Flut von ordinären Schimpfwörtern über ihre hübschen Lippen. Wir hatten zu tun, die fauchende Katze so festzuhalten, dass sie Georges nicht mit ihren langen Fingernägeln das Gesicht zerkratzte. Als sie endlich Luft holen musste, sagte Robert Walker langsam: »Sie sitzen verdammt in der Patsche! Statt zu brüllen, würde ich mal meinen Verstand gebrauchen. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir vergessen, was wir drei eben gesehen und gehört haben.«
Die Frau hatte die Stirn gerunzelt.
»Für welche Gegenleistung?«, fragte sie misstrauisch.
»Für eine einzige«, sagte Phil hart und klar. »Sie packen alles aus, was Sie über Blythe und seinen Laden wissen.«
Sie senkte den Kopf.
»Was passiert, wenn ich es nicht tue?«
»Zwei bis fünf Jahre«, sagte ich lakonisch.
Sie begriff bemerkenswert schnell.
»Dann packe ich lieber aus«, sagte sie entschlossen. »Ihr habt mich sauber reingelegt.«
»Es gibt nun mal Gesetze«, erwiderte Walker trocken. »Und wer meint, dass Gesetze immer nur für die anderen da sind, der läuft ein gewisses Risiko. Also fangen wir an. Aber wenn Sie es sich zwischendurch wieder anders überlegen und anfangen zu lügen, brechen wir das Gespräch ab. Denken Sie daran, dass wir seit heute früh pausenlos im Dienst sind, mit unserer Geduld ist es nicht mehr weit her. Wir sind auch nur Menschen, und meine Familie möchte mich auch ab und zu wenigstens mal als seltenen Gast sehen.«
»Wenn ich einmal etwas entschieden habe, bleibt es dabei«, sagte sie resolut. »Fangen Sie an! Fragen Sie!«
Wir machten es uns bequem. Vielleicht hätte auch schon die Aussage von Georges genügt, um Blythe einen Strick zu drehen. Aber es war besser, wenn wir mit zwei Zeugen vor Gericht gehen konnten. Und ein Zeuge, gegen den der beste Anwalt nichts machen konnte, war natürlich die Frau, da sie den Betrieb genau kannte.
Wir stellten unsere Fragen. Es dauerte fast anderthalb Stunden, bis wir damit fertig waren. Dann griff Robert Walker zum Telefon, rief den Einsatzleiter vom FBI an und sagte: »Wir werden heute noch eine Bereitschaft brauchen. Gegen zwei Uhr früh. Es müssen mindestens fünfzehn Kollegen sein.«
***
Er hatte sich einen Fuchsbau ausgesucht, der für seinen Zwecke sicher gut geeignet war: das Haus lag in der 94. Straße, eingezwängt in eine Zeile schmutziger Mietsblöcke, umrahmt von Nachbarn, die sich aus mancherlei Gründen niemals um das kümmerten, was bei den anderen vorging.
Das Gebäude selbst war nur drei Stockwerke hoch, hatte eine Fensterfront von etwa zwanzig Yards und den Haupteingang vom genau in der Mitte. Wie wir durch ein paar als Bettler zurechtgemachte G-men ermitteln ließen, gab es aber mehrere andere Ausgänge. Einer führte im Keller mit einem Mauerdurchbruch in den Keller des links anschließenden Hauses. Also postierten wir zwei G-men in dem Nachbarkeller. Sie hatten Maschinenpistolen bei sich und konnten damit den Mauerdurchbruch mindestens so lange blockieren, bis ihnen im Bedarfsfall Verstärkung zu Hilfe käme.
Natürlich gab es eine richtige Hintertür, die hinaus auf einen Hof führte. Der Hof war zugleich das Holzlager einer kleinen Möbelfabrik. Zwischen den hochgetürmten Bretterstapeln konnten sich die vier Mann, die wir nach hinten schickten, gut versteckt halten.
Auf der rechten Seite des Hauses gab es eine Einfahrt, auf die zwei Fenster mündeten. Die Fenster lagen im Hochparterre und waren, wie man am helleren Verputz erkennen konnte, erst nachträglich in die Hauswand gebrochen worden. Da es kein Kunststück war, von einem solchen Fenster hinab in die Einfahrt zu springen, konnte auch dies ein möglicher Fluchtweg sein, und wir mussten deshalb auch an dieser Stelle zwei G-men postieren.
Das linke Nachbarhaus war höher, aber vom Dach unseres Gebäudes führte eine rechte Eisenleiter zum First des Nachbarhauses, sodass selbst eine Flucht über das Dach möglich war. Also setzten wir zwei G-men mit Maschinenpistolen auf den höheren Dachfirst des Nachbarhauses, wo sie die Leiter ohne Schwierigkeiten
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