0253 - Bankraub kurz nach Mitternacht
Meine Muskeln spannten sich…
***
»Meine Güte, hast du es gut«, sagte Baide Queery und lehnte sich weit in dem schweren Sessel zurück. Ihr Blick flog über die kostbare Einrichtung des großen Wohnzimmers, das sicher einer der Innenarchitekten aus der Park Avenue eingerichtet hatte. Die Bilder, die Teppiche, die Möbel - alles musste ein kleines Vermögen gekostet haben.
»Gut?«, wiederholte Eve Perkins. Sie sah nachdenklich auf das Cognacglas, in dem noch der Rest von dem goldbraunen, öligen, französischen Weinbrand hin und her schwappte.
»Meine Güte, du zitterst ja!«, rief Baide Queery erschrocken. »Eve, ist etwas nicht in Ordnung? Soll ich einen Arzt anrufen?«
Eve Perkins strich mit der Linken eine vorwitzige Locke aus der Stirn, während sie mit der Rechten das Cognacglas auf den Tisch stellte.
»Nein, nein«, erwiderte sie. »Es ist alles in Ordnung. Wir, wir haben gestern Abend zu viel getrunken. Irgend so eine dusselige Party, du weißt schon. Keiner kannte keinen, aber alle mussten dagewesen sein. Ich wollte erst gar nicht hingehen, aber Claude drängte so lange, bis ich mich geschlagen gab. Und dann hat er sich den ganzen Abend nicht um mich gekümmert, weil er ständig mir irgendwelchen Leuten geschäftliche Dinge zu besprechen hatte.«
»Und da hast du dir aus Wut einen angetrunken?«
Eve Perkins schüttelte den Kopf.
»Aber nein! Aus Wut, nein. Dass sich Claude den ganzen Abend nicht um mich gekümmert, habe ich überhupt erst gemerkt, als wir nach Hause fuhren. Da wurde mir plötzlich bewusst, dass ich ihn den ganzen Abend eigentlich nicht in meiner Nähe gesehen hatte. Weißt du, es waren so viele Männer da, und ich hatte das tief ausgeschnittene Kleid an, das - aber das kennst du ja gar nicht. Kurz und gut, ich war den ganzen Abend von einem halben Dutzend fremder Männer belagert, die unbedingt mit mir ein Glas trinken wollten.« Baide Queery nickte verständnisvoll.
»Du hast es eben gut!«, wiederholte sie. »Frau eines Bankdirektors, der im Geld schwimmt. Himmel, davon träumen Millionen Frauen in aller Welt.«
»Ich habe früher auch davon geträumt«, gab Eve Perkins zu, und dabei trat ein harter Zug um ihre Mundwinkel. »Aber ich bin ja gar nicht die Frau eines Bankdirektors. Ich bin die Frau eines Arbeitspferdes, die Frau eines Elektronengehirns, die Frau eines Buchungsapparates. Du kannst dich mit Claude über nichts anderes unterhalten als über Börsenkurse.«
»Trink nicht so viel«, sagte Baide Queery. »Du bekommst einen Schwips. Ich übrigens auch.«
»Was macht das schon«, erwiderte Eve Perkins. »Wenn du nicht mehr fahren kannst, wird dich Jimmy nach Hause fahren und mit einem Taxi zurückkommen.«
»Jimmy? Wer ist das?«
»Butler, Chauffeur und Gärtner in einer Person.«
»Gärtner? Wofür denn Gärtner? Ihr wohnt in der zweiundzwanzigsten Etage! Nun sag bloß, ihr habt unten irgendwo einen Garten.«
»Das wäre ja wirklich verrückt«, erwiderte Eva Perkins mit einem kurzen Lachen. »Ich weiß nicht was hier in der Gegend der Grund kostet, aber ich bin überzeugt, dass du für einen Quadratyard mehr Geld bezahlen müsstest, als ein gewöhnlicher Sterblicher in einem Jahr verdient. Nein, wir haben eine Jagdhütte auf Long Island. Claude fährt dort jedes zweite Wochenende zum Fischen hin. Er sagt, er braucht das. Natürlich ist es dort ebenso langweilig wie hier, deshalb bleibe ich meistens zu Hause. Aber Claude frönt dort außerdem seinem zweiten Hobby. Er züchtet Kakteen, lauter solche stacheligen Dinger, wie sie bei uns in der ganzen Wohnung herumstehen. Na, und für eine solche Kakteenzucht braucht er jemanden, der sich alle zwei Tage um die Pflanzen kümmert. Weiß der Teufel, was da gemacht werden muss, jedenfalls ist Jimmy auch dafür zuständig.«
»Vielleicht solltest du…«
Baide Queery wurde unterbrochen, denn eine junge Farbige war hereingekommen und sah Eva Perkins abwartend an.
»Ja, Sarah?«, fragte die Hausherrin.
»Mister Blythe hat vor einer halben Stunde angerufen, gnädige Frau«, erwiderte die junge Angestellte. »Aber Sie hatten doch Anweisung gegeben, Sie auf keinen Fall zu stören.«
»Richtig«, sagte Eve Perkins abweisend. »Und weshalb werde ich gestört?«
»Mister Georges ist draußen, Ma’am. Er lässt sich nicht abweisen. Es wäre sehr dringend,.Ma’am.«
Eve Perkins sah finster auf ihr Cognacglas. Einen Augenblick überlegte sie mit gerunzelter Stirn, dann nickte sie.
»Führe ihn in die Bibliothek, Sarah«,
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