0253 - Todesurteil für Zamorra
schloß er seine fantasievolle Erzählung ab. Er dachte an Caermardhin in Wales. Das wäre die zweite Möglichkeit, Hilfe zu bekommen …
»Ohne einen Pfennig Geld in der Tasche?« fragte der Pilot lächelnd. »Und ohne Ausweise? Das dürfte schwierig werden.«
»Nun, Ausweise haben wir wohl«, sagte Zamorra. Die Papiere steckten wohlverwahrt in der vakuumdichten Brusttasche der Overalls. Dafür war gesorgt. Es war nur die Frage, wie an Bargeld zu kommen war. Und noch dazu an die Landeswährung.
»In zwei Stunden sind Sie in Bombay«, sagte der Pilot plötzlich und zog die Maschine höher. Er änderte den Kurs. »Ob ich einen kleinen Umweg fliege oder nicht, spielt keine Rolle. Wenden Sie sich in Bombay an das französische Konsulatsbüro. Ich weiß zwar nicht, wo das zu finden ist, aber jeder Taxifahrer wird Bescheid wissen.«
»Warum kommen Sie uns soweit entgegen?« fragte Zamorra. »Und – weshalb sind Sie ausgerechnet hier über dem Fluß unterwegs?«
Der Mann lachte leise.
»Ich bin ein Tierfreund«, sagte er. »Deshalb helfe ich Ihnen. Vielleicht stecke ich auch irgendwann einmal in der Klemme, und dann könnte es sein, daß mir ebenfalls geholfen wird. Nun, eigentlich bin ich öfters hier unterwegs. Forschungsauftrag. Wir beobachten Krokodile.«
»Ach du liebe Güte«, murmelte Nicole. »Ausgerechnet …«
»Sind doch niedliche Tiere«, sagte der Pilot vergnügt. »Ich liebe Krokodile. Ist es nicht herrlich, daß ausgerechnet ich im Auftrag Ihrer Majestät der Queen von England hier in Indien einer solchen Tätigkeit nachgehen darf?«
Zamorra und Nicole sahen sich an und dachten an ihre Begegnung mit den Krokodilen.
»Die spinnen, die Engländer«, murmelte Nicole auf italienisch. Zamorra konnte ihr da nur zustimmen.
Zwei Stunden später waren sie in Bombay.
***
Der dicke und der dünne Turbanträger hatten sich wieder voneinander getrennt. »Sie haben wieder Kontakt mit der Zivilisation«, sagte der Dürre.
Der Fette nickte. »Aber sie denken nicht mehr an die Warnung«, krächzte er. »Die Gefahr aus der Vergangenheit schlägt zu.«
»Sie sind schon abgeschirmt. Ob sie wirklich nichts ahnen?«
»Jedenfalls marschieren sie direkt in die Falle hinein. Werden wir eingreifen?«
Der Dünne schüttelte den Kopf.
Die beiden Wesen verschmolzen wieder zu einer Einheit. Die Diskussion war beendet, sie brauchten nicht mehr geteilt zu leben. Es war nichts zu ändern. Zamorra schlug die Warnung in den Wind. Man würde abwarten müssen, was sich daraus entwickelte. Ein neuer Machtfaktor war ins kosmische Spiel getreten. Es würde sich zeigen, wer im Endeffekt stärker war. Beobachtung war angesagt.
Die DYNASTIE konnte warten – notfalls tausend Jahre lang.
***
Merlin rief.
Durch die Schranke der Welten und Alpträume hindurch erreichte sein Ruf jenen, mit dem er Kontakt aufnehmen wollte.
»Was willst du, Bruder aus ferner Vergangenheit?« hallte die mißmutige Antwort zurück. »Immer öfter erinnerst du dich in letzter Zeit an mich, doch warum nicht einst, als unsere Wege sich trennten? Hätten wir nicht gemeinsam Größeres vollbringen können als das, was jeder von uns einzeln erreichte?«
»Ich will mich darüber nicht mit dir streiten«, erwiderte Merlin. »Das haben wir schon ausgiebig besprochen. Es geht um mehr.«
Die Antwort war ein spöttisches Kichern. »Was ist es denn, womit mein großer Bruder aus ferner Vergangenheit nicht klar kommt?«
»Ich muß Zamorra finden«, sagte Merlin. »Er wird von schwarzer Magie abgeschirmt und entgleitet mir. Doch ich muß ihn finden und mit ihm sprechen. Denke daran, daß auch du Zamorra in gewisser Hinsicht benötigst. Gegen die Meeghs, gegen Amun-Re …«
Sein Gesprächspartner, weit, weit entfernt und doch ganz nah, lachte spöttisch.
»Du bluffst schlecht, Freund Merlin. Solltest du als einziger noch nicht wissen, daß die Meeghs nie wieder eine Gefahr darstellen werden, daß ihre Macht endgültig gebrochen ist? Nein, Merlin, damit kannst du mich nicht ködern …«
Merlin stockte.
»Woher – woher weißt du es, dunkler Bruder?« stieß er hervor.
»Man hat so seine Quellen«, kicherte sein Gesprächspartner.
»Bleibt Amun-Re, der Diener des Krakenthrons von Atlantis. Gegen ihn brauchst du Zamorras Hilfe. Er ist in Gefahr. Ich muß ihn warnen. Hilf mir, ihn zu finden, die schwarze Abschirmung zu durchbrechen.«
»Leonardo hat ihn also schon in den Fängen«, kicherte der Finstere. »Ah, das ist gut … nein, Merlin, ich brauche
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