0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
keiner.«
»Dann werden wir es eben schaffen«, entgegnete ich wütend. »Wir werden diesem Niles, Jarlatan und Konsorten das Handwerk legen, und wenn es das Letzte wäre, was wir tun. Was hältst du davon, Phil?«
»Sehr viel, Jerry, wenn wir eine Handhabe hätten. Alles fußt auf dem Mord an Eigin, den bis heute niemand zweifelsfrei beweisen kann. Außerdem, und das ist nachgewiesen, hat Färgo mit an Sicherheit grenzender-Wahrscheinlichkeit den Anschlag auf uns beide verübt. Ich sage, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, denn dabei gewesen ist niemand als die Bolzen, die das Brett hielten. Gewiss, wir wissen auch, dass unser Gespräch mit Lyons abgehört wurde, aber auch dafür haben wir keinen Beweis. Die ganze Apparatur wurde so säuberlich abmontiert, dass keine Spur davon zurückblieb, und wir wissen nicht einmal von wem.«
Phil hatte recht. Die uns bekannten Tataschen waren mehr als mager. Sie waren so mager, dass wir uns nur hätten blamieren können, wenn wir laut davon gesprochen hätten.
Ziemlich kleinlaut verzogen wir uns in unser Office.
»Was nun?«, fragte mein Freund.
»Wir haben uns bisher noch viel zuwenig darum gekümmert, warum Chester Elgin Niles erpresste. Wir haben das bisher nur angenommen. Irgendwie muss diese Erpressung mit dem Callgirl-Ring und Rauschgiftskandal Zusammenhängen, in den Eigin selbst verwickelt war.«
»Das bedeutet einmal wieder ein endloses Aktenstudium«, stöhnte Phil. »Das hat mir gerade noch gefehlt.«
»Trotzdem, es ist unsere letzte Hoffnung. Wir müssen es versuchen.«
***
Eine halbe Stunde später waren wir in der Mullburry Street Nummer 300 beim Narcotics Court, dem Gericht, das Rauschgiftverbrechen aburteilt, und kurz danach beim Felony Court, dem Schwurgericht, dass für Callgirl-Organisationen zuständig ist.
Bei beiden wurden uns die dicken Aktenbündel bereitwilligst ausgeliefert. Der Prozess hatte bereits im April stattgefunden.
Es war weniger schlimm, als wir uns vorgestellt hatten. Die Leidtragende war eine Spanierin namens Lola Rodriguez, die in ihrem vornehmen Haus in der Columbus Avenue 257 die Leitung des ganzen Betriebs innegehabt hatte.
Die Zweiundvierzigjährige - wie ihr Bilder zeigten - sehr gut aussehende, vornehme Dame, hatte sogenannte Herrengesellschaften gegeben und dafür gesorgt, dass ihre Gäste je nach Wunsch mit entsprechender weiblicher Gesellschaft versehen wurden. Zwecks Hebung der Stimmung gab es Marihuana-Zigaretten, Heroin sowie andere Gifte.
Die meisten der Herren waren nicht zu ermitteln gewesen, oder aber die Polizei und Staatsanwaltschaft hatte ihre Namen totgeschwiegen.
Eine Anzahl minderjähriger Mädchen wurden der Fürsorge überwiesen.
Eine Anzahl anderer erhielten geringe Gefängnisstrafen.
Drei weibliche Gäste wurden nur mit den Anfangsbuchstaben ihrer Namen bezeichnet und vom Richter angewiesen, sich in die Behandlung eines anerkannten Psychiaters zu begeben.
Ein paar weitere wurden mangels Beweises freigesprochen, und unter diesen fanden wir auch den Namen Patty Deegan.
Der Name Chester Eigin tauchte ebenfalls auf. Er war verdächtigt, als Schlepper fungiert zu haben. Mrs. Lola Rodriguez wurde zu sechs Jahren Frauenzuchthaus verurteil. Nach ihrer Verurteilung bescheinigten ihr zwei namhafte Ärzte, dass sie nicht haftfähig sei.
Sie wurde gegen Kaution von fünfundzwanzigtausend Dollar und der Auflage, das Sanatorium des Dr. Roy Smart nicht zu verlassen, auf freien Fuß gesetzt. Eine Woche später war sie spurlos verschwunden.
»Das stinkt, das stinkt bis zum Empire State Building hinauf«, grinste Phil. »Letzten Endes ist die ganze Geschichte ausgegangen wie eine wilde Gänsejagd. Ein paar Mädchen haben die ganze Suppe, die andere ihnen eingebrockt haben, ausfressen müssen.«
»Und jetzt haben wir auch den Grund für die Erpressung. Ich möchte meinen Kopf dafür verwetten, dass irgendein Big Boss, sei es nun King Niles oder ein anderer, hinter dieser Schweinerei steckte und dafür sorgte, dass die einzige Person, von der er glaubte, sie könne ihn verraten, nämlich die Rodriguez, heil und munter aus der Sache hervorging. Er bezahlte die fünfundzwanzigtausend, die Ärzte für ihr Gutachten und gab der tüchtigen Dame so viel Taschengeld, dass sie ihr Geschäft woanders neu aufziehen konnte.«
»Er hat aber die Rechnung ohne Eigin gemacht, der aus beruflichem Interesse herumgeschnuppert hatte und dahinter gekommen war, wer die Drahtzieher hinter den Kulissen sei. Diesen
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