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0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt

Titel: 0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Am Hafenkai regiert Gewalt
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Reihe von Sendungen aus Washington, deren Packpapier einschließlich Adressen in Papierkörbe und Mülleimer wandert, von wo sie sich jeder holen kann.
    Während wir noch mit diesen Erwägungen beschäftigt waren, rasselte das Haustelefon.
    »Hören Sie, Jerry. Ich habe hier einen kleinen Jungen, der mir eine Frage stellte, die so dusselig ist, dass sie mir auffiel. Ich dachte daran, dass Sie sich vorhin über den Boten erkundigten, der das Paketchen für Sie brachte. War damit irgendetwas nicht sauber?«
    »Allerdings nicht. Das Päckchen enthielt eine Höllenmaschine, die losgehen sollte, wenn ich das Ding auspackte.«
    »Und eben kommt so ein Bengel und fragt mich, ob hier im Haus innerhalb der letzten zwei Stunden etwas passiert sei.«
    »Wo ist er?«
    »Hier bei mir. Zurzeit halte ich ihn am linken Ohrläppchen fest, sonst wäre er schon ausgerückt.«
    »Schicken Sie ihn herauf und passen Sie auf, dass er nicht unterwegs auskneift.«
    Der Junge war ungefähr zehn Jahre alt, ein richtiger New Yorker Gassenjunge. Es war klar, dass er Angst hatte, und trotzdem fühlte er sich als wichtige Persönlichkeit.
    »Ihr dürft mich hier nicht festhalten«, zeterte er und rieb sich das misshandelte Ohrläppchen. »Ihr dürft auch keine Aussage von mir erpressen. Ich verlange einen Rechtsanwalt.«
    »Soso, du verlangst einen Rechtsanwalt, ganz genau wie ein alter, ausgekochter Gangster«, stellte ich fest. »Weißt du, was du haben kannst? Du kannst die Prügel haben, die dein Vater versäumt hat, dir zu verabreichen.«
    »Ich habe keinen Vater«, erklärte er ordentlich stolz. »Meine Mutter hat mir gesagt, sie kenne ihn nicht. Er habe sie sitzen lassen.«
    »Und wer ist deine Mutter?«
    »Das sage ich nicht. Ich will einen Mouthpiece.«
    »Sieh an. Du scheinst ja die richtigen Lehrmeister zu haben.«
    Mouthpiece heißt genau Mundstück und ist der Unterweltausdruck für einen Anwalt.
    »Ich weiß, was ich will«, erklärte er frech.
    »Und ich weiß, was ich mit dir machen werden«, mir riss so langsam der Geduldsfaden. »Da ich ja so genau Bescheid weiß, wirst du mich begreifen. Ich werde dich jetzt hierbehalten, und morgen früh um zehn bringe ich dich nach der 22ten Straße zum Kindergericht. Der Richter wird dich in eine Besserungsanstalt schicken, wo man dir gründlich die Hammelbeine lang ziehen wird. Bist du darauf so wild?«
    »Das dürft ihr nicht.«
    »Wir werden dir zeigen, was wir dürfen.«
    Ich tat, als wolle ich ihm eine Ohrfeige geben.
    Er brüllte los.
    »Nein. Ich hab’ das ja gar nicht so gemeint. Ich wollte ja nur Spaß machen.«
    »Ein netter Spaßvogel bist du. Zuerst, wie heißt du, und wo wohnst du?«
    »Jacky Mind, und wir wohnen in der Frist Avenue 81 im Hof.«
    »Wen meinst du mit wir?«
    »Na, Mammy, ich und Bill.«
    »Wer ist Bill?«
    »Mammys Freund, ihr augenblicklicher. Wissen Sie…« sagte er verschmitzt, »Mammy und Bill wohnen zusammen und prügeln sich, nämlich wenn sie kein Geld mehr haben. Solange Bill nicht betrunken ist, ist er ’n netter Kerl, aber wenn er voll ist, mache ich mich dünn.«
    »Da hast du unbedingt recht, aber darum habe ich dich nicht zu mir bringen lassen. Wie bist du auf die Frage gekommen, ob hier im Haus innerhalb der letzten zwei Stunden etwas passiert sei?«
    »Nur so. Bei euch G-men passiert doch immer etwas.«
    »Also wird es doch beim Childrens Court bleiben müssen«, sagte ich.
    »Nein, bitte nicht, aber der Mann hat mir gesagt, er würde mich kaltmachen, wenn ich etwas verrate.«
    »Der Mann hat dich zum Besten gehalten. Wohin solltest du kommen, um ihm zu sagen, ob hier etwas passiert sei?«
    »In den Drugstore in der Second Avenue Ecke 68th.«
    »Und wie sah er aus?«
    »Wie ein Schauermann. Er hatte noch seine Arbeitskleider an.«
    »Und weiter?«
    »Weiter kann ich nichts sagen. Er sah aus, wie eben die Hafenarbeiter aussehen, groß, stark, aber dabei war er sehr freundlich. Er gab mir einen Buck und sagte, wenn ich zurückkäme, werde er mir noch einen geben.«
    »Du wirst jetzt hier bei dem Herrn bleiben«, sagte ich und deutete auf Phil. »Ich gehe hinüber in den Drugstore und hole den Schauermann. Wir werden ihn dir zeigen, ohne dass er dich sieht, dann kannst du uns sagen, ob es der Richtige ist.«
    »Und was bekomme ich dafür?«
    »Den Hintern voll, wenn du nicht spurst.«
    Das passte ihm augenscheinlich nicht, aber ich hatte keine Lust, den frechen Bengel auch noch zu belohnen.
    Ich trommelte mir ein paar meiner Kameraden zusammen, und

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