0254 - Am Hafenkai regiert Gewalt
einbuchten? Ja, warum denn? Ich habe doch gar nichts Schlechtes getan.«
»Das müsste eigentlich erst noch festgestellt werden. Die Geschichte, in die Sie da, wenn auch ohne Ihr Wissen und Wollen, verwickelt sind, hat bereits mehrere Menschen das Leben gekostet, und Ihr Auftrag bezweckte nichts anderes, als festzustellen, ob ein neuer Mordanschlag Erfolg gehabt habe oder nicht. Zu Ihrem Glück ist er schiefgegangen, sonst säßen Sie bis über die Ohren in der Tinte.«
»Das habe ich nicht gewusst«, stammelte er. »Das ist doch wohl nicht möglich.«
»Sind Sie nun ein so großer Dummkopf, oder spielen Sie Theater, Pete? Innerhalb von drei Jahren müssten Sie ja eigentlich spitzgekriegt haben, was an der Waterfront und besonders in King Niles’ Bezirk vorgeht. Sie müssten doch auch wissen, was gestern am Pier 18 los war.«
»Ich habe nur etwas läuten hören. Ich hatte gerade Freistunde, als die Geschichte passierte. Es soll sich ein Brett am Laufsteg von Silo zwölf gelöst haben, und zwei Besucher wären um ein Haar hineingefallen.«
»Warum denn nicht? So etwas kann schon passieren.«
»Gehen Sie also jetzt wieder zurück und sagen Sie dem Mädel in dem Office, es sei hier alles in bester Ordnung. Erzählen Sie nichts von dem kleinen Jungen und nichts davon, dass wir Sie erwischt haben. Wenn Sie genau nach dieser Instruktion handeln, so wird Ihnen nichts geschehen, wenn Sie Geschichten erzählen, so werden wir Sie als Komplice nach der Tat einbuchten, und was Ihnen dann blüht, wissen Sie.«
»Sie wollen mich also wirklich laufen lassen?«, fragte er ungläubig.
»Ja, aber nicht um Ihrer schönen Augen willen, sondern um diese Mörderbande nicht zu warnen. Wenn Sie querschießen, so haben Sie nichts zu lachen.«
Er ging so schnell, als ob er befürchte, wir könnten es uns anders überlegen.
»Hoffentlich hält er wirklich den Mund«, meinte Phil und blickte nachdenklich hinter ihm her.
»Er wird das schon in seinem eigenen Interesse tun. Jedenfalls wissen wir, wem wir das Sprengstoffpäckchen zu verdanken haben. Es kann nur von oder im Auftrag von King Niles geschickt worden sein.«
Vorübergehend hatte ich daran gedacht, diese Elfie in die Zange zu nehmen und zu fragen, wer ihr den Auftrag zur Übermittlung an Pete gegeben habe.
Aber das würde wahrscheinlich vergebens sein. Selbst wenn sie die Person, die ihr die Order - sicherlich durchs Telefon - gab, nannte, so hatten wir damit nichts gewonnen. Der Bereffende würde es abstreiten und sagen, jemand anderes habe seinen Namen missbraucht.
Wir mussten es also so machen, wie wir uns bereits vorgenommen hatten.
Patty Deegan war die Einzige, die uns etwas verraten konnte.
Neulich hatte sie uns angeführt, aber diesmal ging das nicht mehr.
Zwar war sie bei dem Prozess um das Etablissement des Mr. Rodriguez wegen Mangels an Beweisen freigesprochen worden, aber sie war dabei gewesen und musste viel mehr wissen, als sie zugegeben hatte.
In ihrer Wohnung bei Mrs. Bloome konnten wir sie nicht stellen.
Erstens war sie sicherlich um diese Zeit nicht mehr zu Hause, und zweitens war es ganz bestimmt, dass die Vermieterin den Mund nicht halten würde.
Am unverfänglichsten war es, wenn wir noch einmal in »Billys Gay« gingen, aber dazu war es wiederum noch zu früh.
Jedenfalls musste sie über den Betrieb der Rodriguez und die Frau selbst Bescheid wissen.
Vielleicht konnte sie es sogar sagen, wo diese sich aufhielt.
Wenn wir die Rodriguez zu fassen bekamen, hatten wir eine Trumpfkarte in der Hand.
Wir gingen essen, saßen noch etwas herum und fuhren in die 54. Straße.
In »Billys Gay« war der gleiche Betrieb wie neulich, und auch Patty Deegan war da.
Sie saß zusammen mit zwei behäbigen Provinzonkeln, mit denen sie nach bestem Können flirtete.
Wir warteten ungeduldig, bis die beiden Männer abzogen.
Wenn sie wieder nach Hause in irgendein Städtchen im mittleren Westen zurückkehrten, würden sie ihren Freunden ganz geheimnisvoll hinter der vorgehaltenen Hand von den wilden Abenteuern erzählen, die sie in dem Sündenbabel New York erlebt hatten.
Wir konnten beobachten, wie Patty sich in eine Ecke zurückzog, die Hand tief in ihr großzügiges Dekollete versenkte und die Scheine, die sie daraus zutage förderte, zählte. Sie schien von dem Resultat außerordentlich befriedigt zu sein.
Weniger zufrieden war sie, als der Kellner sie in unserem Auftrag bat, an unseren Tisch zu kommen.
Sie warf einen schrägen Blick herüber und verschwand
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