0254 - Treffpunkt Leichenhaus
Fingernägeln kleben.
Im nächsten Augenblick rutschte der Griff ab, der Vampir fiel gegen sie und hielt sich mit beiden Händen an ihr fest. Dabei schrie er wütend, warf das Mädchen gegen die Wand, das wie in Trance den Griff des Wischers festhielt.
Mit dem Tritt rechnete sie nicht.
Wie eine von Fäden gezogene Puppe, so eckig und abgehackt wirkte es, als der Vampir sein rechtes Bein in die Höhe bekam. Aber er war schnell dabei, und er traf sein Ziel.
Die Fußspitze prallte gegen das Gelenk des Mädchens. Unwillkürlich löste sie eine Hand vom Griff, und bevor sie noch nachfassen konnte, wurde sie von einem Schlag erwischt, der sie in die Knie gehen ließ.
Der Vampir hatte mit seiner Faust ihre rechte Schulter getroffen. Es war ein gemeiner Hieb gewesen, der Susan regelrecht paralysierte.
Sie kniete auf dem Boden, und nun stand der Blutsauger breitbeinig vor ihr.
Aus! Aus! Denken konnte sie noch. Diese Worte glitten wie Schreie durch ihr Gehirn, wobei sie seltsamerweise wieder Filmszenen vor sich sah, die sie einmal, wie erstarrt im Kino sitzend, aufgenommen hatte.
Der Vampir reagierte hier anders. Zwar beugte er sich auch über sie, und sie entdeckte sein zerkratztes Gesicht dicht vor sich, aber er zog sie nicht in die Höhe, um ihr das Blut aus den Adern zu saugen. Er warf sie nur über seine Schulter.
»So«, sagte er und lachte rauh. »Jetzt wirst du mir nicht mehr entkommen und auch nichts verraten können. Ich habe unten noch einen Sarg frei, in den werde ich dich legen, wenn ich dich einmal gebissen habe.« Sein schreckliches Kichern jagte Angstschauer über den Rücken des Mädchens.
Sie wippte auf seiner rechten Schulter liegend hin und her, als er mit ihr die Treppe hinab in den Keller stieg.
Die einzelnen Stufen wurden zu Wellen, anschließend verschwamm der Boden, und sie sah auch eine Gestalt vor den drei schwarzen Särgen liegen.
Es war ihr Vater!
Erschöpft, ausgebrannt, leer. Vom Alkohol gezeichnet. Nein, er würde ihr keine große Hilfe sein.
Kaum hob er den Kopf an, als der Vampir mit seiner menschlichen Last den Keller betrat, bis zu den drei Särgen schritt, dort stehenblieb und seine Beute derart genau von der Schulter rutschen ließ, daß sie mit dem Rücken auf einem Sargdeckel liegenblieb.
Der rechte Arm war steif. Er rutschte über die Kante, und die Hand berührte mit dem Rücken den Boden.
Susan wartete auf das Ende.
Der Blutsauger befand sich bereits in Bewegung, als er plötzlich innehielt und seinen Kopf drehte.
Er hatte etwas gehört.
Nicht hier im Keller, sondern oben, und zwar dort, wo sich auch die Tür nach draußen befand.
Schläge dröhnten dagegen.
Der Blutsauger reagierte. Er huschte vor bis zur Treppe, baute sich dort in Deckung der Mauer auf und wartete ab.
Für Susan Water begann das große Zittern. Sollte sie dennoch Glück haben und Hilfe bekommen, oder näherten sich die Feinde des Vampirs, von denen er gesprochen hatte.
Susan wußte es nicht. Sie konnte nur noch eins tun: beten!
***
Es war eine altbekannte und grausame Melodie. Dieses widerliche hämmernde Tack-Tack der Maschinenpistole, wobei mich die Garbe sicherlich erwischt hätte, wäre ich von der aufgestoßenen Tür nicht zur Seite geschleudert worden.
So war ich auf dem Boden gelandet, rollte mich um meine eigene Achse, sah noch das Mündungsfeuer und hörte die Schreie.
Die Kugeln hatten getroffen.
Lady X demonstrierte mit diesem Angriff die Brutalität, zu der sie fähig war, und sie feuerte mit geweihten Silberkugeln, die eigentlich mir gehörten.
Was genau passierte, wurde mir hinterher von Myxin berichtet, denn ich war in den nächsten Sekunden zwischen Tür und Wagenwand eingeklemmt und somit ausgeschaltet.
Myxin erwischte es ebenfalls nicht, denn bei ihm wirkte sich die Körpergröße aus.
Dafür jagte die erste Garbe voll in den mumienhaften Skelettkörper des Vampirs aus Atlantis.
Konnte das geweihte Silber den Vampir zerstören?
Von den Einschlägen der Kugeln wurden die Knochen regelrecht zerhackt. Der Schädel als auch die Gliedmaßen hielten nicht mehr zusammen, die Haut zerplatzte, und die Splitter wirbelten durch den engen Wohnwagen, in dem sich innerhalb weniger Herzschläge ein mörderisches Inferno ausgebreitet hatte.
Vielleicht zwei Sekunden hatte diese Überraschung gedauert. Myxin lag am Boden, wollte seine Gegenmagie einsetzen, als wieder eine Garbe aufpeitschte, und sie traf einen Menschen.
Tassilo erwischte es.
Er hatte sich nicht in Deckung
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