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0254 - Treffpunkt Leichenhaus

0254 - Treffpunkt Leichenhaus

Titel: 0254 - Treffpunkt Leichenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geworfen, wollte den Helden spielen, und die Kugeln rissen ihn förmlich auf die Zehenspitzen, wobei sein Körper plötzlich rot gesprenkelt aussah, denn aus zahlreichen Wunden quoll das Blut.
    Ein gellender Schrei zitterte durch den Wagen.
    Nicht Tassilo hatte ihn ausgestoßen, sondern die alte Azucena. Tassilo hatte sie, als er sich vorwarf, noch umgestoßen, so daß sie bis gegen die linke Seite des Sofas gefallen war, dessen dicke Lehne einen Teil der Kugeln aufgefangen hatte.
    Ebenso schnell, wie sie gekommen war, verschwand Lady X auch wieder.
    Das war der Augenblick, als ich auf die Füße kam, meine Beretta zog und Myxin auf den Ausgang zuhuschen sah.
    Ich riß die Tür ganz auf und ließ mich fallen. Aus der liegenden Haltung schaute ich nach draußen, hatte den rechten Arm weit vorgestreckt und zielte ins Nichts.
    Lady X war verschwunden! Gekommen wie ein Spuk in der Nacht und ebenso entwischt. Wir hatten das Nachsehen.
    Trotzdem suchten Myxin und ich. Schreie irrten durch das Lager. Die Schüsse hatten auch die anderen Menschen aufgeschreckt. Myxin rannte nach rechts weg, ich nahm mir die linke Seite vor und lief an der Rückseite des Wohnwagens entlang.
    Der Boden war glatt und weiß. Keinerlei Spuren.
    Als ich mit noch immer schußbereiter Waffe das Ende des Wagens erreichte, entdeckte ich Lady X.
    Sie stand neben einem Traktor und hielt den Würfel fest. Dabei hatte sie ihn schon so weit aktiviert, daß er seine Kraft ausspielte und sie wegteleportierte.
    Ich hatte das Nachsehen.
    Vielleicht hätte ich Lady X sogar packen können. Wäre ich eine Minute früher nach draußen gegangen, wäre es mir vielleicht gelungen. So aber hatte sie uns mal wieder einen Streich gespielt.
    Ich lief denselben Weg zurück und sah Myxin im Eingang des Wagens stehen.
    In meinem Gesicht las der Magier, was geschehen war. »Du also auch nicht?« fragte er.
    »Leider.«
    »Na denn…«
    Weiter konnten wir uns nicht verständigen, denn wir waren im Nu von Menschen umringt. Jeder wollte etwas sagen, und alle sprachen durcheinander.
    Ich faßte Myxin am Arm. Zusammen mit ihm ging ich die Holztreppe hoch, und wir betraten den Wagen.
    Ein schaurig klingender Klagegesang Azucenas empfing uns. Das Bild, das ich nach meinem Eintritt zu sehen bekam, versetzte mir einen Schock.
    Azucena kniete etwa in der Mitte des Wagens auf dem Boden. Ihr Rock spannte sich dabei über die mageren Oberschenkel und bildete zwischen ihnen eine Mulde, in die sie den Kopf des toten Tassilo gebettet hatte.
    Der Tote lag mit seinem Körper auf dem Boden. Anne und Beine so von sich gestreckt, als würden sie nicht mehr zu ihm gehören. Auch sein Gesicht war blutig, und der dunkle Lebenssaft näßte den Stoff des Rockes, auf dem sein Kopf lag.
    Hier erlebten wir eine echte und gleichzeitig tiefe Trauer, ebenso tief wie der Schmerz, den diese alte Frau empfand.
    Wir blieben stehen, weil wir einfach nicht weitergehen konnten. Jeder Schritt kam uns wie eine Störung vor, und ich saugte die Laute der Klage auf wie ein trockener Schwamm das Wasser, wobei es mir kalt den Rücken hinabrann.
    Plötzlich verstummte Azucena.
    Von einem Augenblick zum anderen geschah dies, und die Stille des Todes breitete sich innerhalb des kleinen Wohnwagens aus. Auch die Menschen draußen, die durch die offene Tür mit ihren bleichen Gesichtern hereinstarrten, wagten nicht einmal zu atmen.
    Sie schienen in der Kälte erstarrt zu sein. Manche Hand, die ein Kreuzzeichen hatte schlagen wollen, war auf halbem Weg stehengeblieben, so daß die Menschen mehr an Figuren erinnerten.
    Allmählich nur hob Azucena den Kopf. Sie blickte nach vorn, und sie schaute uns dabei an.
    »Wir haben versagt«, sagte sie.
    Drei Worte nur. Doch eine Anklage, die mich sehr hart traf. Sie wirkten wie Schläge, die gegen mich geführt worden waren, und die Worte waren um so schlimmer, als daß sie von dieser alten Frau gesprochen wurden.
    Drei Worte, die mich fertigmachten.
    Sollte ich mich verteidigen? Nein, ich wäre mir irgendwie lächerlich vorgekommen. Es gab da nichts zu sagen, ich hätte ihr keinen Trost spenden können, denn sie hatte nicht nur Tassilo verloren, sondern auch den zweiten der Vampir-Drillinge.
    Ambiastro gab es jetzt nur noch einmal! Lady X hatte ihr Ziel fast erreicht.
    Ich wandte meinen Blick von Azucena ab und schaute dorthin, wo die Reste lagen.
    Die Scott hatte den mumienhaften Vampir aus dem alten Atlantis regelrecht zerschossen. Die Trümmer und Reste seiner Gestalt lagen überall

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