0254 - Treffpunkt Leichenhaus
Haut zu sehen. Ihr Vater hatte von Särgen und Vampiren gesprochen. Susan wollte es nicht glauben, nun sah sie die Worte ihres Vaters bestätigt.
Vampire brauchen Blut.
Susan wußte es. Sie hatte auch Filme aus diesem Genre gesehen, und sie konnte sich erinnern, daß es Graf Dracula gewesen war, der sich besonders gern das Blut junger Mädchen geholt hatte.
Susan war jung…
Die Angst in ihrem Innern wurde zu Wellen hochgepeitscht. Sie bekam kaum Luft, die Kehle schien mit einem harten Band zugeschnürt zu sein, und sie mußte mit ansehen, wie der Vampir auf sie zuging.
Das sah auch ihr Vater.
Mochte Charly Water in mancher Beziehung auch ein Schweinehund sein und sich nicht an gewisse Spielregeln halten, doch in diesem Falle reagierte er wie ein Vater, der sein eigenes Fleisch und Blut schützen wollte. Er hielt es auf seinem Platz nicht mehr aus und stellte sich dem Blutsauger in den Weg.
»Nein!« schrie er, wobei er seine Arme ausbreitete. »Du darfst sie dir nicht holen. Sie ist meine Tochter!«
Ambiastro war gnadenlos. »Geh aus dem Weg!«
»Aber sie gehört zu mir!«
»Das ist mir egal, denn du hast dich nicht an unsere Abmachungen gehalten. Ich habe dir gesagt, daß du zu keinem darüber sprechen darfst. Ob Tochter oder nicht, das spielt keine Rolle. Wer hier ungerufen eindringt, dessen Blut gehört mir!«
Charly Water erkannte, daß ihm der Blutsauger überlegen war. Er würde keine Rücksicht nehmen, und dementsprechend reagierte der Leichenwäscher auch.
»Susan!« brüllte er, so daß seine Stimme laut in dem alten Leichenhaus widerhallte. »Flieh, Susan, flieh ahhhggrrr…«
Der Schlag erwischte ihn voll auf den Mund. Water hörte etwas brechen, bevor er zu Boden fiel und hart mit dem Rücken aufschlug, so daß der Vampir über ihn hinwegsteigen konnte und sich der Treppe näherte, wo Susan angststarr stand.
Sie hatte die Worte des Vaters sehr wohl vernommen. Allein, sie war nicht in der Lage zu fliehen, denn Charly hatte abgeschlossen und den Schlüssel behalten.
»Dad!« rief das Mädchen verzweifelt. »Ich kann hier nicht wegkommen! Du hast doch den Schlüssel!«
Obwohl Charly Water am Boden lag und von dem Treffer geschwächt war, vernahm er die Worte seiner Tochter. Er begriff sie auch, und er wußte, daß er etwas unternehmen mußte, sonst war Susan verloren.
Schwerfällig wälzte er sich herum. War er vorhin für einige Sekunden völlig nüchtern gewesen, so merkte er jetzt wieder die Wirkung des genossenen Alkohols, die sich einfach nicht aus seinem Körper vertreiben ließ und seine Bewegungen lähmte.
Es fiel ihm sogar schwer, seine Hand in der Tasche verschwinden zu lassen, um den Schlüssel hervorzuholen. Manchmal wallten Wellen vor seinen Augen, in denen sich der Vampir bewegte wie ein Gummimann.
Der Alkohol, der Schmerz des Faustschlags, der Geschmack von Blut auf seiner Zunge, das alles brachte ihn aus dem Rhythmus, aber er riß sich so weit zusammen, daß er den Schlüssel aus der Tasche ziehen konnte. Zwischen zwei Fingern hielt er ihn geklemmt, stieß den Namen seiner Tochter röchelnd aus und riß sich noch einmal zusammen, um auf die Füße zu kommen.
Schwerfällig hob er den rechten Arm. Es war eine müde wirkende Bewegung, die allerdings von Susan wahrgenommen wurde, und sie sah auch den Schlüssel.
Jetzt erkannte sie seinen Plan.
»Dad!« schrie sie. »Bitte…!«
Der Vampir stand so dicht vor der Treppe, daß er nur sein rechtes Bein auszustrecken brauchte, um die unterste Stufe zu berühren.
Natürlich hörte auch er den Schrei.
Blitzschnell wirbelte Ambiastro herum!
Vor sich sah er den halb aufgerichteten Mann, entdeckte den Schlüssel in der Hand und sah auch den rechten Arm, den der Mann nach hinten gedrückt hatte.
»Du…!« keuchte der Blutsauger und riß beide Arme hoch, denn in diesem Augenblick schleuderte Charly Water den Schlüssel.
Durch die Bewegung des Vampirs war er irritiert worden. Er zögerte mit dem Wurf, und als er den Schlüssel endlich losließ, da beschrieb er keinen Halbkreis, sondern tat das, was der Fußballer Banane nennt, denn der Schlüssel stieg fast senkrecht in die Höhe, tickte mit einem hell klingenden Geräusch gegen die Decke und bekam durch diese Berührung eine andere Richtung.
Fangen konnte der Vampir ihn nicht mehr, auch wenn er sich zurückwarf. Der Schlüssel selbst erreichte ebenfalls nicht sein Ziel, sondern blieb genau vor der ersten Stufe liegen.
Susan stand drei Stufen darüber, der Vampir vielleicht
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