0255 - Die Gefangene der Teufelsinsel
Delios, mußte es wissen. Aus diesem Grunde habe ich telepathischen Kontakt zu ihr aufgenommen und ihr gedanklich mitgeteilt, wo unsere Probleme liegen. Sie hat bereits reagiert und befindet sich auf der Insel. Wir brauchen uns um Marita, deine Enkelin, nicht mehr zu kümmern. Sie ist in guten Händen.«
Azucena war vor Staunen starr. Diese Worte hatten sie getroffen. Dabei waren sie nur einfach dahingesprochen worden, ohne jegliches Pathos, aber wie Myxin das gesagt hatte, ließ darauf schließen, wie sicher er sich letztendlich war.
»Hoffnung für Marita!« flüsterte die alte Frau. »Ich…Ich kann es kaum begreifen…«
»Und für uns?« fragte Ecco.
Seine Worte erinnerten uns wieder an die schreckliche Situation, in der wir steckten. Ein Teufel namens Lady X hatte um den Wohnwagen einen Ring gelegt, den wohl kaum jemand durchbrechen konnte, und sie würde sich noch etwas einfallen lassen, um uns zu vernichten.
Noch war es ruhig.
»Vielleicht solltest du wirklich draußen mal nachschauen«, schlug Suko vor.
»Nur, wenn es sich nicht vermeiden läßt.« Ich drehte mich zu Myxin um.
»Weißt du denn kein Mittel gegen den Nebel?«
»Ich forsche noch.«
»Sicher. Aber du hast doch bestimmt schon eine Basis geschaffen, Dinge, die vielleicht wichtig sein könnten?«
»Leider nein, John. Meine Forschungen sind über die Theorie nicht hinausgekommen. Es war bisher nur ein verzweifeltes Suchen nach Anhaltspunkten.«
Ich atmete tief ein, während Suko im Wagen umherging und nach undichten Stellen suchte.
Der Nebel hielt sich zurück. Bisher war das Fenster die einzige Stelle gewesen, wo er sich Einlaß verschafft hatte.
Und dort versuchte er es wieder. Er quoll durch die Ritzen. Wir sahen den widerlichen Streifen, der sich dicht hinter der Scheibe zu einer Wolke verbreiterte, der ich augenblicklich mein Kreuz entgegenhielt.
Der Nebel wurde zerstört.
Abermals hörte ich die verwehenden Rufe, aber auch das hämische Lachen.
Deutlich klang es zwischen den Rufen der vergehenden Geister auf, und ich zuckte zusammen.
Wollte mich da jemand reinlegen?
Ja, denn im selben Augenblick flog abermals die Tür auf, und der Todesnebel hatte freie Bahn…
***
Mann und Schwert gegen diesen Meeresdrachen!
Ein Verhältnis, das nicht stimmen konnte, denn wie sollte es einem einzelnen gelingen, den Drachen zu töten? Der Mann hatte Mut, er war ein Kämpfer. Wahrscheinlich hatte er sich schon immer gegen eine feindliche Natur behaupten und auch gegen solche Ungeheuer antreten müssen, so daß er jetzt mit einer wahren Todesverachtung losstürmte.
Das gefangene Zigeunermädchen drückte dem Kämpfer die Daumen, daß er es schaffen möge.
Wie eine Walze kam er den Hang des Hügels herab. Da Marita sich für einen Moment gedreht hatte, konnte sie auch das Gesicht des Mannes sehen.
In diesen Zügen erkannte sie all die Wildheit und Entschlossenheit, deren er fähig war.
Das Gesicht erinnerte aber auch ein wenig an das eines Affen, und das Mädchen glaubte, hier einen Menschen vor sich zu haben, der ganz unten auf der Entwicklungsstufe stand. Allerdings besaß er ein Schwert und konnte auch damit umgehen. Marita glaubte zu wissen, daß mit so einer Waffe in der Steinzeit noch nicht gekämpft worden war.
Er wurde immer schneller. Einmal fiel er sogar hin, rutschte durch den aufgewirbelten Sand, kam wieder auf die Füße und stürmte weiter auf sein Ziel zu.
Der Drache ließ ihn kommen. Er hatte sich zwar ein wenig zur Seite bewegt, stand dennoch so, daß er auch Marita mit einem einzigen Schlagen seiner Zunge erwischen konnte.
Der Kämpfer mit dem Löwenherzen, denn so bezeichnete Marita ihn, war jetzt so nahe gekommen, daß der Drache einfach reagieren mußte.
Das Mädchen drückte diesem seltsamen Menschen die Daumen, und es riskierte auch noch einen Blick zurück.
Die fremde Frau stand nach wie vor unbeweglich auf der Hügelkuppe.
Sie schien dort erstarrt zu sein, ein Denkmal, aber kein Wesen aus Fleisch und Blut.
Ihr Blick glitt nach unten. Die Hände lagen auf dem Schwertgriff, und sie schaute mit an, wie der einzelne gegen das Monstrum anging.
Der Mann aus der Urzeit schwang sein Schwert. Obwohl die Schläge noch nicht trafen, lag eine ungeheure Wucht dahinter, und die Gefangene hörte, wie die Klinge durch die Luft pfiff. Einmal pfiff sie bei diesen wilden Bewegungen so dicht an ihrem Kopf vorbei, daß sie unwillkürlich zurückzuckte.
Im nächsten Augenblick peitschte die Zunge aus dem Maul. Es war ein
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